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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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ließ sich ewig Zeit.
    Der Kapitän brauchte dringend ein Bad, doch sie war glücklich, als er diese unendlichen, höflichen Verabschiedungen unterbrach, um zu verkünden, daß sie die Flut verpassen würden, wenn sie nicht bald losführen.
    Sein Schiff war noch schmutziger als er. Und so winzig! Inos versuchte, ihr Kleid von dem schmuddeligen Deck fernzuhalten und ihren Atem anzuhalten –
    »Was stinkt da so?« fragte sie entsetzt. Und das einen Monat lang? »Mist!« Tante Kade lachte ganz eindeutig in sich hinein. »Sieh zu, daß dein Kleid nicht schmutzig wird, Liebes.«
     
    »Schmutzig?« protestierte Inos. »Wir alle werden in fünf Minuten aussehen wie die Schweine.«
     
    »Deshalb haben wir für die Reise alte Sachen mitgebracht, Liebes.«
    Dann wurde ihr – nicht allzu sanft – die Leiter hinuntergeholfen in einen schwarzen, schmutzigen Frachtraum. Die Kabine… Das hier war ihr Quartier? Ein Wandschrank! Sie nahm den Hut ab und konnte immer noch kaum aufrecht stehen. »Dies ist meine Kabine?« beklagte sie sich bei ihrer Tante. »Wochenlang muß ich hier drinnen leben?«
    »Unsere Kabine, Liebes. Und es kommen noch zwei Schrankkoffer, denke daran. Mach dir keine Sorgen, du wirst dich daran gewöhnen.« Dann war ihr Vater auch da; jetzt konnte das Wasser in ihren Augen kein Regen sein; sie durfte ihn nicht aufregen, weil sie weinte.
    »Eine gute Reise, mein Liebling.« Seine Stimme klang rauh. Sie versuchte zu lächeln. »Es ist aufregend.«
    Er nickte. »Es wird dir merkwürdig erscheinen, aber Kade wird sich gut um dich kümmern. Ich hoffe, das alte Krasnegar wird dir nicht allzu klein und trostlos erscheinen, wenn du zurückkommst.«
    Sie schluckte einen Kloß im Hals herunter, doch er ging nicht weg. Sie wollte ihren Vater noch einiges fragen, Dinge, die sie schon lange hätte fragen sollen, und jetzt blieb ihr keine Zeit mehr.
    »Vater?« Dann platzte sie damit heraus. »Du willst wirklich nicht, daß ich Angilki heirate, oder?«
    Sie. waren in der abscheulichen kleinen Kabine derart zusammengedrängt, daß er sich kaum bewegen mußte, um seine Arme um sie zu legen und sie fest zu drücken. »Nein, natürlich nicht! Ich habe dir gesagt – es könnte alle möglichen Probleme mit Nordland geben, wenn du das tätest.«
    Erleichterung! Die Götter waren nicht so grausam, wie sie befürchtet hatte.
    »Aber halte deine Augen offen!« sagte er.
»Wonach?« fragte sie, und der Hermelinkragen kitzelte ihre Nase.
    Er lachte leise. »Nach einigen gutaussehenden jungen Männern aus guter Familie. Am besten nach einem jüngeren Sohn, und auf jeden Fall nach einem mit Verstand und Taktgefühl. Einer, der dir gefällt. Einer, der bereit wäre, in diesem wilden, abgelegenen Land an deiner Seite zu leben und dir zu helfen, Krasnegar vor den Klauen von Nordland und dem Impire zu bewahren.«
    Sie sah auf, und in seinen Augen war kein Lächeln zu sehen. Selbst bei dem schlechten Licht konnte sie das Gelbe erkennen. Er sah krank aus!
    »Eure Majestät!« drängte der Kapitän vor der Tür.
»Die Gezeiten warten nicht auf Könige, mein Liebling.« Dann war er fort.
    Sie war sich schrecklich bewußt, daß ihre Tante Kade dastand, und sie wollte doch allein sein.
     
    »Wir können hinauf an Deck gehen und zum Abschied winken, wenn du willst«, sagte Tante Kade leise.
    »Und ich wollte noch so viel sagen!« Inos hatte Angst, daß sie gleich weinen würde. »Und ich konnte es nicht, weil keine Zeit mehr war. Diese ganzen Förmlichkeiten!«

    »Dafür haben wir sie, Liebes.« Kade tätschelte Inos’ Arm. »Sie sorgen dafür, daß wir uns wie königliche Hoheiten benehmen.«

4
    Im Süden lagen die Berge. Auf den Bergen waren die Herden, und daher auch die Hirten.
    Die Arbeit als Hirte war einsam und normalerweise stumpfsinnig. Die Rinder und die Pferde waren die ersten, die im Frühling aufs Land zurückkehrten, sobald die winterlichen Hügel wieder braun wurden. Die Tiere waren dann noch knochig und unsicher auf den Beinen, wenn sie über den Damm und dann etappenweise auf die höherliegenden Hänge getrieben wurden, wo sie sich zu den Schafen gesellten, die den Winter überlebt hatten. Dort gediehen sie prächtig. Sie wurden fett und geschmeidig und zeugten Junge – und sie begannen sogar, einen eigenen Willen zu entwickeln. Ganz besonders zog es sie zu den Wiesen und Äckern. Die Schäfer verbrachten einen großen Teil ihrer Zeit damit, das Vieh von den Farmen fernzuhalten. Rindviecher zum Beispiel waren sture

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