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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht, wer Sie waren. Ich hätte natürlich fragen sollen…«
    Es gab eine verlegene Pause.
    »Nun«, sagte Inos unverfroren, »dann denken wir uns einen Namen aus. Sie sagten, ich solle mir Mühe geben, also vielleicht der Gott der Guten Absichten?«
    Mutter Unonini sah sie zweifelnd an. »Ich bin nicht sicher, daß es einen gibt. Ich müßte auf die Liste sehen. Ich meine, Sie alle glauben an die gute Absicht – die guten Götter, natürlich.«
    »Religion ist so schwierig!« bemerkte Tante Kade und studierte wieder ihr Blatt. »Warum kann Inos nicht einfach nach dem Gott fragen, >den ich in der Kapelle getroffen habe?< Sie würden wissen, wen sie meint, oder? Wie heißt dieses Wort?«
    »Innig«, antwortete Mutter Unonini. »Ja, das ist eine gute Idee. Und sie kann um Hilfe bitten, wenn sie sich Mühe gibt.«
    »Wobei Mühe gibt?« fragte eine Stimme, und es war der König, der in der Tür stand und in einer langen scharlachroten, mit Hermelin eingefaßten Robe sehr eindrucksvoll wirkte. Die Robe roch nach der Zederntruhe, in der sie die Jahrhunderte verschlief. Inos lächelte ihn an und drehte sich, bevor er sie darum bitten konnte.
    »Sehr hübsch! Bezaubernd!« Er trug seine Krone unter dem Arm. Er sah nicht sehr gut aus. In letzter Zeit hatte er sehr unter Verdauungsstörungen gelitten, und das Weiße seiner Augen hatte einen häßlichen gelben Ton angenommen. »Mühe geben mit was?« wiederholte er.
    Mutter Unonini erklärte es ihm, und er nickte ernst.
     
    Tante Kade betrachtete ihren Bruder genauer. »Kondoral wird das Gebet für den Palast sprechen und für diejenigen, die darin wohnen?«
    »Natürlich!« Der König lachte leise in sich hinein. »Wir könnten ihm in seinem Alter kein neues Gebet mehr beibringen, und wir können ihn nicht hindern, es zu sprechen.«
    »Und ich«, rief Mutter Unonini stolz aus, »werde den Gott des Ehestands anrufen und ihn bitten, einen guten Ehemann für die Prinzessin zu finden.«
    Sie zuckte unter einem königlichen Stirnrunzeln zusammen.
    »Ich denke, das wäre nicht besonders geschmackvoll, Mutter. Es klingt ziemlich räuberisch. Schließlich besteht der Zweck ihres Besuches bei unserem herzoglichen Cousin darin, ihr das Leben bei Hofe nahezubringen und ihre Ausbildung zu vollenden. Ehemänner können warten.«
    Unonini war verwirrt, und Inos verspürte eine plötzliche Welle der Erleichterung. Sowohl ihr Vater als auch Tante Kade hatten bekräftigt, sie werde nicht fortgeschickt, um einen Ehemann zu finden, sondern nur, um Benehmen zu lernen, dennoch hatte sie heimlich gefürchtet, daß alles ein abgekartetes Spiel war. Das hier klang jedoch wie eine richtige Ablehnung, gegenüber der Kaplanin geäußert und somit indirekt gegenüber den Göttern. Vielleicht machte ihr Vater ihr Mut. Sie mußte Zeit finden, noch einmal privat mit ihm zu sprechen, bevor sie lossegelten.
    »Oh!« Mutter Unonini war jetzt ganz verwirrt. »Zu welchem Gott soll ich also sprechen?«
     
    »Nehmt Ihr doch den Gott der Keuschheit«, schlug Tante Kade vor.
    König Holindarn von Krasnegar blickte einen Augenblick lang seine Tochter an, zwinkerte ihr einige Male zu, dann drehte er sich eilig weg. Inos starrte ausdruckslos zurück. Sicher sollte Kades Bemerkung boshaft sein… aber er glaubte doch sicher nicht, daß sie es so gemeint hatte? Jede andere…
    Aber nicht Kade.

    Der Gottesdienst in der naßkalten, dunklen Kapelle war schrecklich. Seide war nicht warm genug. Inos zitterte die ganze Zeit. Kein Gott zeigte sich.
    Die Fahrt hinunter zum Hafen war noch schlimmer. Inos versuchte zu lächeln und höflich den jubelnden Mengen zuzuwinken, während der Regen in die offene Kutsche schlug. Ihr dummer, dummer Hut wollte die ganze Zeit davonfliegen.
    Dieser ganze Pomp war Tante Kades Idee gewesen. Sie hatte den König dazu überredet.
    Der Abschied am Hafen war am allerschlimmsten, der formelle Abschied von den angesehenen Bürgern der Stadt, höflich sein und lächeln, obwohl sie eigentlich weinen wollte. Von ihren eigenen Freunden war niemand da. Sie arbeiteten im Schloß oder draußen in den Hügeln: Lin und Ido und Kel…
    Und ein junger Mann mit grauen Augen und einem kräftigen Kinn. Ein junger Mann, der dumm genug war, selbst einen Wagen durch das Meer zu lenken, weil er es für seine Pflicht hielt.
    Sie zwinkerte mit den Augen. Der Regen mußte in ihre Augen laufen, obwohl Ula hinter ihr einen riesigen ledernen Regenschirm hielt. Tante Kade benahm sich unmöglich, schwatzte mit allen und

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