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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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das bereitete ihm Mühe. Das Wasser fügte zu seinen Schmerzen noch Übelkeit hinzu; er hätte langsamer trinken sollen. Anscheinend würde er jetzt nichts zu essen bekommen, aber besonders viel machte ihm das im Moment nicht aus.
    Der Seemann erhob sich, hielt Raps Füße fest und ging nach achtern, wobei er ihn über den schmalen Mittelgang zwischen den Bänken der Ruderer hindurchzog. Leider wurden dort die nicht benutzten Ruder aufbewahrt, und der schmale Gang war gerade breit genug für einen Stiefel, nicht aber für die Schultern eines Mannes. Rap stieß gegen Schaufeln und Gegengewichte. Die erste Hälfte der Reise ging bergab, die zweite bergauf, während die Blood Wave weiter durch die graugrünen Hügel des Sommermeeres pflügte. Als sie am Achterschiff ankamen, ließ der schlaksige Räuber Raps Füße los, hievte ihn an den Schultern hoch und stellte ihn hin, so daß er halb kniete, halb auf den Planken saß.
    »Danke, Vurjuk«, sagte Kalkor. »Vergeßt nicht, Eure Hände zu waschen.«
     
    »Ay, Sir!« Der junge Krieger grinste und schritt davon, wobei er problemlos das Gleichgewicht auf dem schwankenden Schiff hielt.
    Rap konnte noch nicht einmal seinen rasenden Verstand kontrollieren, geschweige denn seinen verabscheuungswürdig nutzlosen Körper. Er lag zusammengesunken wie ein Hund oder ein Haufen Dreck vor den nackten Füßen des Thans auf den Planken. Er wollte aufstehen wie ein Mann, doch seine nichtsnutzigen Muskeln weigerten sich, seinen Befehlen zu gehorchen. Sie zitterten einfach nur. Seine Hände begannen, schmerzhaft zu beben.
    Über ihm thronte Kalkor und stieß mit einem verhornten Fuß Raps Kopf hoch, damit er die Schäden begutachten konnte. »Darad?« »Ay, Sir.«
    »Das verdirbt einem ja den Appetit.« Kalkor drückte – wieder mit dem Fuß – das beleidigende Gesicht nach unten. Der private Unterschlupf des Thans war vollgestopft mit Säcken und Ballen, die Rap schon lange überprüft hatte und seiner Meinung nach ausgewählte Diebesbeute enthielten. Das Deck darüber war zu niedrig, um einem aufrecht stehenden Mann welcher Rasse auch immer Platz zu bieten; sie war noch nicht einmal hoch genug für Than Kalkors Stuhl.
    Dieser Stuhl mußte einmal einem König gehört haben oder einem Bischof. Er war groß und mit feinen Schnitzereien versehen, und mit Juwelen, Emaillierungen und filigranem Gold verziert und mit feinem, scharlachrotem Samt bezogen. Aber der hohe Rücken war mit einer Axt gekürzt worden, damit der Stuhl unter die niedrige Decke paßte, und jetzt war die Hälfte der Juwelen verschwunden und der Samt fleckig und zerfressen vom Salzwasser. Die Beine waren zersplittert, wo man den Stuhl an die Planken genagelt hatte, damit er nicht hin-und herrutschte.
    Jetzt gehörte der Thron einem halbnackten Jotunnpiraten, der darin herumlümmelte und mit sarkastischer Belustigung den jämmerlichen Körper beobachtete, der soeben zu seinen Füßen fallengelassen worden war. Er sah genauso aus, wie Rap ihn im magischen Fenster gesehen hatte: groß und jung, in jeder vorstellbaren Hinsicht mächtig. Sein Haar hatte die Farbe weißen Goldes und fiel schwer von seinen Kopf; seine Augenbrauen wirkten auf seinem gebräunten Gesicht wie die weißen Schwingen einer Möwe, ein Gesicht von harter, eckiger Schönheit und teuflischer Grausamkeit. Anders als die anderen Männer an Bord trug er keine Tätowierungen.
    Seine Augen hatten das intensivste Blau, das Rap je gesehen hatte. Sie leuchteten wie der Himmel, voller Kälte und tödlichem Feuer und lächelten mit wahnsinniger Freude. Geringere Jotnar, wie Gathmor, konnten sich vielleicht in Mordlust hineinsteigern. Kalkor würde dieses Gefühl niemals loswerden.
    Und dieser berüchtigte Mörder, Kalkor, Than von Gark, war ein entfernter Verwandter von Königin Inosolan und angeblich Besitzer eines Wortes der Macht, das ihm von einem entfernten Vorfahren gegeben worden war, dem Zauberer Inisso.
    »Ihr seid Rap.«
»Ay, Sir.« Das Sprechen tat weh. Nicht zu antworten war aber möglicherweise noch schmerzhafter.
    »Ich habe einige Fragen.« Kalkor schrie, denn die Blood Wave bal ncierte soeben auf einer riesigen grünen Welle, und der Wind kreischte in der Takelage und vermischte stechende, salzige Gischt mit dem Regen. Selbst diese geschützte Ecke hielt ihn nicht trocken. »Ihr werdet sie mir ehrlich beantworten.« Die Blood Wave neigte sich abermals nach unten und begann ihre lange Fahrt hinab in das nächste
    Wellental. Rap nickte und fiel

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