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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Regen auf seinem Gesicht gewesen, vermischt mit salziger Gischt, der ihn und alles andere an Bord in wenigen Minuten durchnäßte.
    Dann erkannte er den haarigen Riesen, der über ihm kniete. »Was ist los, Dummkopf?« Sein zischendes Knurren war Rap ebenfalls vertraut. Diese Stimme hörte er in seinen Alpträumen.
     
    »Wasser!«
    Darad schlug eine Faust auf Raps rechtes Auge. So kalt und gefühllos wie Rap war, er empfand den Schmerz als unerwartet heftig. Einen Augenblick lang überschattete er die ganze Welt, zerstörerisch, tödlich, übelkeiterregend. Lichter tanzten um Raps Kopf.
    Als sein Verstand ein wenig klarer wurde, grinste der Jotunn sein Wolfsgrinsen, wobei das Hündische noch durch die oben und unten fehlenden Vorderzähne verstärkt wurde. »Andor hat Euch gesagt, er würde einen Weg finden, Euch von diesem Kahn herunterzubekommen. Nun, das haben wir, oder? Ich habe es!«
    »Freund von Euch, nicht wahr?« krächzte Rap. »Kalkor ein alter Freund?«
    Darad nickte und grinste höhnisch. Er war so häßlich wie ein Troll, und beinahe ebenso groß. Mit jedem der fünf Verfluchten war es möglich, sich zu streiten, aber Darad war zu dumm, um sich verwirren zu lassen.
    »Und er war bereit, mir einen Gefallen zu tun!«
»Wie habt Ihr ihn getroffen?«
    »Glück, Dummkopf. Einfach Glück. Mein Wort bringt mir Glück, versteht Ihr? Eures nicht! Jetzt gehört Ihr mir, Faun. Ein Geschenk von Kalkor! Ihr werdet mir Euer Wort sagen!«
    »Ich kenne kein…« Das andere Auge bekam einen Schlag. Noch härter. O Götter! Das war noch schlimmer.
    »Thinal glaubt aber doch. Das reicht mir.« Darad hob seinen dicken Finger und streichelte seine Koboldtätowierungen. »Ihr werdet reden.« Rap hatte Darad unter den Kriegern erkannt. Das war der Hauptgrund gewesen, warum er wie ein Wahnsinniger vorgestürmt war, um Kalkor zu enttarnen – denn so hatte er gewußt, warum die Jotnar nach Durthing gekommen waren. Doch ein wenig dieses Wahnsinns war noch der Überrest seiner eigenen Mordswut gewesen. Ohne sie wäre er vielleicht einfach davongerannt, und er wäre entkommen, wenn er nicht den Frauen und Kindern geholfen hätte. Er war kurz davor gewesen, Ogi zu verprügeln; jetzt bekam er, was er verdiente, weil er in Wut geraten war.
    Und so dumm! Er hatte gewußt, daß Darad stets eine Gefahr sein würde
– Darad und Andor und die anderen – aber er hatte geglaubt, er könne sich in Durthing verbergen, bewacht von einigen hundert Jotnar. Hätte er den Verstand benutzt, mit dem er geboren worden war, dann hätte er sich denken können, daß Darad selbst einige Jotnar anwerben konnte. Also hatte Rap den ganzen Schrecken eines Than aus Nordland über die Siedlung gebracht, und für diese schreckliche Tat verdiente er mehr Strafe, als selbst die Götter verhängen konnten.
    Jammern würde ihm nicht weiterhelfen, und sein Wort nennen würde bedeuten, sofort ertränkt zu werden. Dazu war er nicht bereit, noch nicht.
    Darum überschüttete er Darad mit einigen sehr obszönen Ausdrücken, die er von Gathmor gelernt hatte. Die folgenden Schläge machten ihn eine Zeitlang bewußtlos, und das war eine Verbesserung seiner Situation.

Piety nor wit:
    The moving Finger writes;and, having writ,
    Moves on: nor all your Piety nor Wit
    Shall lure it back to cancel half a Line,
    Nor all your Tears wash out a Word of it.
    Fitzgerald, The Rubaiyat of Omar Khayyam (§71, 1879)

(Keine Frömmigkeit und kein Verstand;
    Der niemals ruhend Finger schreibt;
    und ist ‘s geschrieben fährt er fort;
    und keine Frömmigkeit und kein Verstand wird ihn verlocken, 
    einen Vers zu löschen, und keine Träne, die du weinst, 
    spült auch nur ein Wort davon hinfort. )

Drei
    Wo wanderst du, Geliebte?

1
    »Nickt, wenn Ihr wach seid«, flüsterte eine Stimme an seinem Ohr. Nur der Schmerz überzeugte Rap davon, daß er noch lebte, aber er nickte leicht.
    »Könnt Ihr Euch befreien?« Gathmor brauchte wirklich nicht zu flüstern, wenn der Sturm in der Takelage heulte und jedes Seil, jeder Holm und jede Planke auf der Blood Wave unter den Qualen der monströsen Wellen aufschrie. Die Räuber hatten ihre Gefangenen auf jeden Fall völlig vergessen.
    Rap schüttelte den Kopf. Seewasser spritzte ihm ins Gesicht. »Wie lange sind wir schon hier?«
»Ungefähr zwei Tage, nach den Stoppeln auf Eurem Gesicht.«
    Gathmor war leichenblaß, sein Haar verkrustet mit altem Blut. Der verrückte Blick in seinen Augen hätte Rap vielleicht beunruhigt, wenn es auf der

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