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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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gnädigerweise zurück.
    Der erste Gang bestand aus einer dünnen Suppe. Sie war kalt und fettig, aber Rap schluckte sie tapfer hinunter, wobei er an den knorpeligen Klumpen würgte und die in der Flüssigkeit schwebenden Federn ignorierte. Die anderen taten es ihm mit grimmiger Entschlossenheit nach. Der Wein hatte einen sauren Beigeschmack, war jedoch trinkbar und vermutlich okkult.
    Schließlich kehrte die schauerliche Gesellschaft zerlumpter Lakaien mit dem zweiten Gang wieder. Und zog sich wieder zurück.
    »Das war… ist… Fisch«, bemerkte Rap heiter. »Ihre Ladyschaft sagt, sie verwendet frisch bezauberte Zutaten, zubereitet nach berühmten elfischen Rezepten.« Er warf seinen beiden Gefährten einen stählernen Blick zu; beide knurrten leise und wandten sich widerwillig ihren vollgepackten Tellern zu. Der Fisch war eine Art Hecht, bestand hauptsächlich aus Gräten und lag unter süßlicher Karamelsauce begraben.
    Am anderen Ende des Tisches hatten die Kinder große Schwierigkeiten, sich an die Stühle zu gewöhnen, und nicht zu Unrecht, denn die Kleinen konnten die Kost nicht sehen, selbst wenn sie sich auf die Sitze stellten. Einige ignorierten die wirkungslosen Proteste ihrer Mutter und setzten sich wie üblich auf den Boden, doch die meisten krochen auf den Tisch und aßen aus den Servierschüsseln. Das Essen an jenem Ende bestand aus der traditionellen Gnomküche, und Rap wünschte, seine Sehergabe wäre nicht so ausgeprägt. Schweiß machte sich auf seiner Stirn breit, als er versuchte, klebrigen, grätigen Hecht hinunterzuwürgen.
Ishist selbst hatte seinen Stuhl auf eine passende Höhe gezaubert und aß unter dumpfem Schweigen mit beiden Händen, anscheinend irgendwo zwischen Ärger über diese Narretei und toleranter Zuneigung zu den sonderbaren Vorstellungen seiner Frau.
    »Dieser Fisch ist sehr köstlich, Ma’am«, sagte Rap. Athal’rian warf ihm ein erleichtertes Lächeln zu und dankte ihm für das Kompliment.
    Er suchte verzweifelt nach weiteren Worten. Er wußte, wie man sich bei formellen Anlässen benehmen mußte, weil er Holindarn beobachtet hatte, wenn er in Krasnegar Gäste an seiner Tafel empfangen hatte. Feine Leute unterhielten sich bei Tisch. Sie machten Witze und lachten. Doch worüber machten sie Witze?
    Darad mußte in seiner Erinnerung über die richtige Information verfügen, doch war sein Verstand zu sehr beschränkt, um sie zu nutzen oder auch nur ihren Sinn zu erkennen. Gathmors Vorstellung von einem Gespräch beim Dinner bestand in der Planung der folgenden Rauferei.
    Die Eingebung überkam Rap wie eine Begnadigung den Schwerverbrecher. »Ich habe noch nie eine solch prächtige Halle gesehen, my Lady! Die Königshalle in Krasnegar würde viele Male hier hereinpassen.«
    »Oh, erzählt mir davon, Master Geweihter!« Also beschrieb Rap den Palast von Krasnegar, und falls die Frau des Drachenwärters annahm, daß er am Tisch auf dem erhöhten Podest gesessen hatte und nicht bei den Bediensteten, nun, so war es das, was sie erwartete, nicht das, was er gesagt hatte. Anschließend erkundigte er sich nach den Speisesälen in Hub, und sie beschrieb sie ihm lebhaft, wobei sie ihren ironisch lächelnden Mann und das Chaos der Kinder ignorierte, die sich zwischen den goldenen Tellern kabbelten. Als Tochter des Hexenmeisters des Südens war sie in die höchsten Ränge der Gesellschaft eingeführt worden. Mit fünfzehn hatte man sie dem Imperator vorgestellt. Sie hatte den OpalPalast mit eigenen Augen gesehen.
    »Ich denke kaum noch an Hub«, versicherte sie und lächelte ihren Mann an, »und ich würde nicht einmal davon träumen zurückzugehen.« Sie küßten sich.
    Sie konnte nicht sehr alt gewesen sein, als sie fortgegangen war, dachte Rap, es sei denn, ihr Alter war per Magie verändert worden. Geistig gesehen war sie ein kleines Kind. War das der Grund, daß sie jetzt als Gnomin lebte, oder war sie geistig normal gewesen, als sie hergekommen war?
    Irgend etwas leckte an seinen Zehen…
    Unauffällig schob Rap seinen Teller vom Tisch und stellte ihn sich auf den Schoß. Schon bald hörte er zufriedenes Schmatzen, als die Gräten des Hechtes zerkaut wurden. Als er den Teller wieder auf den Tisch stellte, war er blankgeleckt. Die beiden Jotnar kauten verbissen, über ihre Gesichter rann der Schweiß.
    Erneut kamen die Diener herein und brachten einen weiteren Gang, und Rap sah sich dem Kopf eines Hirsches gegenüber, mit vergoldetem Geweih und einer Kartoffel im Maul. Anscheinend

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