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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zähnen bohrte. Der Sitz war so groß für ihn, daß seine dreckverkrusteten Füße gerade über die Kante hinausstanden. Seine vorquellenden schwarzen Augen waren undurchdringlich.
    Barsch richtete der Gnom das Wort an Rap. »Danke, Master Rap. Ich bin Euch dankbar.«
    Das ergab überhaupt keinen Sinn! Rap hatte nichts getan, was die Dankbarkeit des Zauberers verdiente – das mußte ein Trick sein. Doch warum sollte ein Zauberer einen Trick benutzen?
    »Wofür, my Lord?« Da erinnerte sich Rap daran, daß er einen Gnom nicht mit Titel ansprechen sollte. Anscheinend war das jedoch egal, denn Ishist zuckte nur unergründlich mit den Achseln und richtete seinen Blick auf die beiden verdrossenen Jotnar.
    Rap wußte, wie schwer das Ganze für die beiden sein mußte. Sie waren mit Gnomen aufgewachsen. In allen Städten und Ortschaften des Impire gab es Gnome, die das Ungeziefer beseitigten und sich des Mülles annahmen, und alle großen Schiffe hatten einen oder zwei, doch in Krasnegar hatte es keine gegeben. Er hatte erst welche kennengelernt, als er erwachsen war, und da hatte er sie in seinem Kopf einfach als weitere, ihm unbekannte Rasse abgelegt, wie Elben oder Trolle. Gathmor und Darad, die ergeben darauf warteten, daß dieser untersetzte und verwahrloste, zerlumpte Kerl über ihr Schicksal entschied, mußten sich fühlen, als habe ein Straßenköter den OpalThron erstiegen und belle nun seine Befehle. Wenn man es recht bedachte, ähnelte Ishist mit seinen vorstehenden Augen und der nach oben gerichteten Nase, mit den blutverschmierten Haaren um seinen Mund und den Zähnen, in denen er jetzt bohrte, eher einem Mops.
    Vor Angst erschauernd wurde Rap klar, daß der Zauberer vielleicht immer noch seine Gedanken las.
    Der häßliche alte Mann schnippte seinen Zahnstocher fort und kratzte wie im Reflex die haarige Wölbung, die über seinen Gürtel quoll. »Seemann, Ihr seid ein unschuldiger Weltlicher, der in okkulte Angelegenheiten verstrickt wurde, die ihn nichts angehen. Ihr seid frei zu gehen.«
    Gathmor blickte finster drein, warf Rap einen Blick zu und antwortete: »Ich werde auf meinen Schiffskameraden warten.«
     
    »Wie Ihr wollt!«
    »Nein!« rief Rap. »Um der Götter willen, Käpt’n…« »Ich bleibe.« Gathmor verschränkte die Arme, schlug seine Jotunnkiefer aufeinander und war jeder Zoll so stur, wie man nur sein konnte. Er trat einen Schritt zur Seite und blickte finster vor sich hin. Rap erkannte, daß ein Streit nutzlos wäre, und wurde sich erneut jämmerlich bewußt, daß er diesen Mann in Gefahr gebracht hatte.
    Die pechschwarzen Augen des Gnoms waren jetzt auf Darad gerichtet. »Als nächstes kümmern wir uns um das Goldproblem. Ruft Thinal.« Darad stöhnte bestürzt auf und warf Rap einen vorwurfsvollen Blick zu. »Er hat es mir nicht gesagt«, sagte Ishist. »Falls ich die Verwandlung erzwingen muß, werde ich Euch vielleicht weh tun.«
    Die Drohung wirkte. Darads Gewand lag zerknüllt am Boden und entblößte Thinal. Er beugte einen Arm, damit es nicht ganz an ihm hinunterglitt. Dann stand er einfach da und starrte voller Entsetzen den Gnom an. Von den Ellbogen aufwärts war er nackt, schlang die Arme um seinen Oberkörper und wurde allmählich ganz bleich. Wie üblich war er unrasiert, und das Haar hing ihm strähnig vom Kopf. Seine Zähne klapperten mit einem eigenartig metallischen Geräusch. Irgendwo brüllte ein Drache, und schließlich ein zweiter. Thinal schluckte schwer, befreite eine Hand aus dem überlangen Ärmel und spuckte etwas hinein. »Reicht es mir.«
    Erneutes Brüllen, diesmal schon näher. Der kleine Dieb schlurfte nach vorne, wobei die Falten seines Gewandes ihm um die Füße schlotterten. Er warf das Gold in die Hand des Zauberers und zog sich dann eilig zurück. Ishist warf die Münze hoch; sie blitzte golden auf und kam nicht zurück. Das Brüllen der Drachen erstarb.
    Der Zauberer starrte Thinal einen Augenblick lang sauer an. »Ihr habt unangenehme Gedanken über Gnome, Gassenjunge. Ich bin versucht… doch ich mag es auch nicht, wenn Schnorrer um meine Burg herumschleichen, also beruht es auf Gegenseitigkeit. Ruft Andor.«
    Thinal hatte gerade noch Zeit für ein kurzes Nicken, bevor er verschwand ohne eine Wort gesagt zu haben. Aus seiner Sicht war ihm eine schnelle Flucht geglückt, und das war alles, was ihn interessierte.
    Andor hob das Gewand und drapierte es angemessen um seine Schultern, wobei es ihm gelang, aus einem schlichten Gewebe einen eleganten Anzug

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