Dave Duncan
Gathmor hingegen hatte sich nicht daran gewöhnt – er fluchte verhalten und wand sich unbehaglich. »Erklärt mir, wie mich diese Verwandlung zu dem Hexenmeister bringt, Ishist«, bat Rap.
Die schwarzen Augen des Gnoms funkelten. »In Noom gibt es viele Elfen. Im Impire sind sie für gewöhnlich irgendwelche Künstler. Im Geschäftsleben können sie mit den Imps nicht konkurrieren, und sie bekennen sich dazu, daß sie den Kampf verabscheuen. Sie stellen Skulpturen her, singen und so weiter. Sucht einen großen aus.«
»Einen großen?« wiederholte Rap argwöhnisch.
»Wichtigen. Ein Elfenoberhaupt in einer Gruppen von Elfen.«
Mit dem eigenartigen Gefühl, daß ihm dieses Gespräch bekannt vorkam, fragte Rap: »Was tue ich dann?«
Der kleine alte Mann lachte keckernd. »Dann haut ihr ihm auf die Nase.«
3
Wie das gesamte Haus des Elkarath, bestanden die Keller aus einem wilden Durcheinander aus schlecht zusammenpassenden Ebenen und Formen – unzählige verschiedene Bauten, die über die Jahrhunderte zusammengewachsen waren wie eine riesige Familie, deren Mitglieder sich niemals einigen konnten. Die meisten Gewölbe waren bis an die Decke mit Waren vollgestopft, und viele davon konnte man schon durch ihren Geruch identifizieren: Brandy, Essig und Terpentin in Fäßchen; Häute und Zedernholz in Haufen. Aber die Dunkelheit hielt auch geheimnisvolle Bündel, Fässer und Körbe bereit; Blöcke, Lattenkisten und Deckelkrüge, Urnen, Wasserkrüge und Wäschekörbe. Und Schatten! Eine Hand sicher von Skarash umfaßt, in der anderen eine Laterne, um Unebenheiten des Bodens oder niedrige Balken zu sehen, redete Inos sich ganz fest ein, daß Königinnen keine Angst vor Schatten hatten. Oder Staub. Oder Ratten, falls es welche gab.
Oder Skarash.
Sie hoffte, daß er das Zittern in ihrer Hand nicht spürte.
Hin und wieder sah sie, wie hinter Bögen oder am Ende von Gängen andere Lichter aufleuchteten; selten hörte sie entfernte Stimmen und Schritte. Das alles war sehr unheimlich.
Bald kam ihr der Verdacht, daß der merkwürdig freche Skarash sie im Kreis herumführte, auf und ab, hinein und hinaus, immer weiter durch die verwirrende Katakombe, aber sie würde ihrer gestrigen Erfahrung mit den Pixies nicht erlauben, sie zu einem nervösen Dummkopf zu machen mit Angst vor jedem, dem Haare auf dem Kinn wuchsen. Als der Zenturio aufgebraust war, hatte sie sich beschämend verhalten, aber sie sollte in der Lage sein, mit Master Skarash fertig zu werden, ganz gleich, wie freundlich er wurde. Wenn er nur versuchte, ihr Angst einzujagen, dann würde er sich zuerst seinen Weg nach Arakkaran zurückgraben müssen. Aber ihre beiden Laternen ließen die eigenartig geformten Schatten einen unheimlichen, schweigenden Tanz vollführen.
Etwas raschelte… sie fuhr zusammen. Hol’s der Teufel!
»Nur Ratten, glaube ich«, sagte Skarash und beugte sich unter einigen tiefhängenden Balken hindurch, die wie ein Nachgedanke eingefügt schienen, um einen Teil des Dachs zu stützen. »Oder Gnome, die noch schlimmer sind. Alle zwei Jahre oder so kommen Gnome hier herein, und sie sind eine Plage der Götter, die man kaum wieder los wird. Achtet auf die Spinnweben. Diese nächste Tür ist, wenn ich es recht erinnere, besonders melodiös.«
Er hatte recht – sie öffnete sich mit einem langen, ohrenbetäubenden Todesschrei.
»Ich kam zum ersten Mal nach Ullacarn , als ich zehn war«, sagte er und führte sie weitere Stufen hinunter. »Ich dachte, die Wüste sei der wunderbarste Ort der Welt – bis ich diese Keller entdeckte.« Die Kammer, ein hohes Gewölbe und ziemlich leer, ließ seine Stimme schaurig widerhallen. Die Luft war naßkalt, die Mauer mit Salpeter überzogen.
»Und seitdem hat mich Großvater jedes Jahr mitgenommen. Wir Kinder haben… Psst!« Er blieb abrupt stehen, drehte sich um und starrte zu der Tür, durch die sie soeben gekommen waren. »Hört Ihr das?« flüsterte er.
»Nein.«
Er kniete sich hin, wandte sich wieder um und sah eindringlich zu ihr auf. »Sicher?«
Er spielte ein Spiel, dachte sie, aber sie schüttelte den Kopf und lauschte. »Nein.«
Skarash runzelte die Stirn und stellte seine Laterne ab.
Über ihr kreischte die Tür wie eine getretene Katze und schlug dann donnernd zu. Inos machte einen Satz, Skarash griff nach ihr und hielt sie fest. Sie schlug mit ihrer Laterne gegen seine Knie, stach in seine Augen, stieß instinktiv mit dem Knie in seine Leistengegend und kämpfte sich
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