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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchte, ihm zu vertrauen.
    »Oh, das Meer! Euer größtes Problem ist nicht, an Euer Ziel zu gelangen. Ihr solltet Euch mehr Sorgen darüber machen, wie Ihr Lith’rian trefft. Eine Audienz beim Imperator könnte leichter zu arrangieren sein, als ein privates Gespräch mit einem Hexenmeister.«
    »Wenn ich meine Kräfte gleich außerhalb der Tore benutze? Er würde es spüren, so wie Ihr, als ich den Drachen fortgeschickt habe.« »Die Wachen werden Jünger sein. Sie werden Euch zu Stein verwandeln, bevor Ihr noch zwinkern könnt.«
     
    Rap schluckte.
     
    »Außerdem«, fügte Ishist hinzu, »ist Hub gefährlich. Andere Wächter und Möchtegernwächter. Am sichersten seid Ihr im Sektor des Südens.« »Bitte, gebt mir einen Rat«, bettelte Rap, wie es von ihm erwartet wurde. »Es gibt einen sicheren Weg. Würde jedoch nur für einen Elf funktionieren.«
     
    »Ja?« Rap war vorsichtig. Er mißtraute aus Prinzip dem Humor eines Zauberers, und Ishist ganz besonders.
    »Ich würde Euch ein elfisches Äußeres verschaffen müssen. Es wäre ein Zauber von geringerer Kraft. Lith’rian würde dadurch nicht getäuscht, falls Ihr zu ihm gelangt; auch andere echte Zauberer nicht. Aber ansonsten kämet Ihr durch.«
    »Und?«
     
    »Und Ihr kommt direkt zu Lith’rian.« Der alte Mann lachte leise. »Express.«
    Rap sah, wie seine eigenen Wangen unter dieser Herausforderung erröteten – seine neue, nach allen Richtungen geleitete Sehergabe konnte ihn ziemlich aus der Fassung bringen. »Das ist der schnellste Weg?«
    »Ja.«
»Dann los! Gebt mir das Aussehen eines Elfen.«
    Die Stoppeln, die sich auf Raps Kinn seit Verlassen von Durthing angesammelt hatten, fielen ab wie Baumwolle vom Strauch. Seine Haut wurde gelb – und das nicht nur im Gesicht. Seine Augen… er beobachtete mit Erstaunen, wie sie größer wurden und sich irgendwie schräg stellten, als das Grau seiner Iris das buntschillernde Funkeln eines reinen Elfen annahm. Die Veränderung der Haut hatte beinahe seine Zehen erreicht. Sein Haar lockte sich und nahm einen metallischen, goldenen Glanz an
– sogar seine Körperbehaarung, wie er unbehaglich feststellte. Seine Beine wurden so glatt wie sein Kinn. Und wenn Little Chicken hier wäre, könnte er ihn nicht länger Flat Nose nennen. Seine Tätowierungen waren verschwunden.
    Es war vollbracht. Auf gewisse Weise war Rap immer noch Rap, aber er war ein elfischer Rap – ungefähr genauso groß wie zuvor, aber schlanker und schwächer. Natürlich sah er besser aus als vorher, aber er war ein häßlicher Elf.
    Seine Kleidung blitzte auf, verschwand und enthüllte eine enganliegende Lederweste und lange Hosen aus demselben feinen Leder wie seine Stiefel, in hellem Grün und Blau. Er konnte sich nicht erinnern, diese Dinge angezogen zu haben. Aus dem Nichts fiel ihm eine passende Jägerkappe auf den Kopf und blieb leicht auf seinen glänzenden goldenen Locken liegen. Er befühlte nachdenklich eines seiner Elfenohren.
    Er rümpfte die Nase und bemerkte, daß sein Geruchssinn zurückgekehrt war – schlagartig trafen ihn Waldgerüche nach feuchtem Lehm und Blättern sowie der mächtige Gestank des Gnoms neben ihm.
    »Götter!« rief Gathmor entsetzt. »Ihr seht genauso aus wie ein Elf! Sogar Eure Augen.«
    »Ja, ich weiß.« Raps Stimme war nach oben gerutscht und klang irgendwie süßer. »Es wird wohl dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe.«
    Ishist lachte leise und war sehr mit sich zufrieden. »Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen! Alles ist noch da, es sieht nur anders aus. Das Haar wird später wieder nachwachsen. Macht keine Dummheiten, Seemann. Er sieht aus wie ein Elf und fühlt wie ein Elf, aber er hat immer noch seine Kräfte. Und er ist immer noch ein Geweihter.«
    Gathmor zog einen Flunsch. Er mußte die Versuchung gespürt haben. »Ich habe die Verwandlung auf ein Jahr begrenzt, Bursche«, sagte der Zauberer. »Ihr geht aus eigenem freiem Willen zu Lith’rian, versteht Ihr? Das gilt immer noch. Aber falls Euch niemand von diesem Bann befreit, verschwindet er in einem Jahr von selbst. Und Ihr anderen – ich glaube, Ihr solltet Euch zumindest genauso kleiden.« Die Kleider verschwanden, und an ihrer Stelle erschienen an Gathmor die Jägerkleider in Rot und Gelb, an Darad in Grün und Weiß. Einschließlich Käppchen.
    Der Anblick des muskelbepackten Darad in dieser Kleidung war nicht so leicht zu verdauen, dachte Rap, und ihm wurde klar, wie sehr er sich bereits an Zauberei gewöhnt hatte.

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