Dave Duncan
wurde feuchter und kühler.
»Sie können mit mir kommen, wenn sie es wünschen – oder auch nicht, wenn sie das vorziehen«, sagte Rap stur. Schließlich wurde ihm klar, daß Ishist einfach dafür sorgen könnte, daß seine Freunde es sich anders überlegten. Mit Zauberern war es, wie mit den Elfen, niemals einfach.
Der Tunnel endete urplötzlich in einer kleinen natürlichen Höhle. Grauer Himmel und feuchtes Grünzeug waren durch den Eingang zu sehen, dessen zerklüftete Kanten von Moos und Farn verdeckt wurden. Ein stetiger Nieselregen durchnäßte die Hügel, als wolle er noch wochenlang so weitermachen, zischte auf den Felsen und im Schlamm, trommelte auf die Blätter. Die vier Männer standen im Schutz der Höhle und warfen einen Blick nach draußen. Überall, sogar vom Dach herunter, tröpfelte und plätscherte das Wasser.
Gathmor gab einen langen zufriedenen Seufzer von sich. »Froh, Tageslicht zu sehen«, murmelte er. »Mag keine Höhlen.«
Darad knurrte zustimmend, und Rap fragte sich, ob die Abneigung gegen Höhlen ein Charaktermerkmal der Jotunn war. Er mochte sie auch nicht. Ishist sah an Gathmor hoch. »Richtung Westen bringt Euch die Straße nach Puldarn. Falls Ihr nach Hause wollt, heißt das.«
Der Seemann nagte kurz auf seinem silbernen Schnurrbart herum, dann sprach er über den Kopf des Gnoms hinweg mit Rap. »Ihr trefft Kalkor wieder?« »So lautet die Prophezeiung.«
Seine blassen Augen wurden zu eiskalten Schlitzen. »Dann bleibe ich an Bord.« »Danke, Käpt’n.«
»Ostwärts nach Noom«, sagte der Zauberer. »Zuerst Tithro, dann Noom. Dort könnt Ihr es Euch aussuchen – über Land nach Hub, mit dem Schiff nach Ilrane. Valdorian ist im Westen, an der Küste, das ist ganz praktisch für Euch.«
Ilrane!
Nach Osten? Näher an Zark? Nein, das war es nicht… Rap wurde klar, daß der Zauberer ihn mit einem sehr neugierigen Gesichtsausdruck beäugte. »Sir?«
»Ihr habt eine Vorahnung?« fragte der Gnom und kratzte sich geschäftig. »Ich bin nicht sicher.« Der Gedanke, nach Ilrane zu gehen, hatte plötzlich etwas in Rap berührt, etwas Ermutigendes. Er erinnerte sich, daß er einen stechenden Schmerz verspürt hatte, als Ishist zum ersten Mal vorgeschlagen hatte, er solle Lith’rian aufsuchen. Er hatte Spuren ertastet von… was es auch war… als er in Warth Redoubt angekommen war. Und was es auch war, es schien jedesmal stärker zu werden. Machte das die Übung?
Ishist zog noch immer verwirrt einen Flunsch. »Normalerweise können Geweihte… Natürlich haben Genies normalerweise keine Sehergabe… Neu, oder?«
Rap nickte unbehaglich. »Man sagt, meine Mutter sei eine Seherin gewesen.«
Der Gnom zuckte die Achseln. »Gut möglich also. Faune haben den Ruf, daß sie ihren eigenen Gefühlen trauen, nicht wahr?« Er lachte leise in sich hinein. »Und ich habe damit nichts zu tun. Ihr werdet merken, daß sie selten zur passenden Zeit kommen, aber wenn sie kommen, dann könnt Ihr darauf vertrauen. Also, wohin soll es gehen? Nach Hub oder Ilrane?«
»Wie weit?«
Der Gnom schloß für einige Augenblicke die Augen, als befrage er eine Landkarte in seinem Kopf, vielleicht betrachtete er im Kopf irgendeine Karte. »Ein wenig mehr als vierhundert Wegstunden in beide Richtungen.«
»Wasser ist schneller!« sagte Gathmor schnell, und selbst Darad nickte, während er verzweifelt versuchte, dem Gespräch zu folgen. »Nicht, wenn Ihr eine Etappe reiten könnt«, sagte Ishist.
Ilrane schien immer noch richtig. Rap konnte zehn Wegstunden pro Tag laufen, auf einer imperialen Straße vielleicht noch mehr. Das bedeutete immer noch mehr als einen Monat bis Hub, selbst wenn nichts schiefging. Wasser war schneller und sicherer. »Doch wie komme ich an ein Schiff?«
»Ein Boot stehlen«, sagte Gathmor ungeduldig.
»Dann könnte sein Besitzer verhungern, und seine Kinder auch.« Der Jotunn verzog über diese jämmerliche Sentimentalität das Gesicht. »Thinal?« fragte Darad triumphierend.
»Ich nehme es an«, antwortete Rap traurig. Falls Thinal bereit war, ihnen zu helfen, konnte er das Geld für ein Ticket in Noom zusammenstehlen, so wie er es für Andor in Milflor getan hatte. Als Rap daran dachte, glaubte er, diese Dinge inzwischen auch selbst tun zu können. Er würde einfach hoffen müssen, daß derjenige, den er dafür auswählte, sich diese Ehre auch leisten konnte.
Der Gnom beobachtete sie und kratzte irgendwelche Dinge aus seinem Bart.
»Was ratet Ihr uns, Ishist?« fragt Rap und
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