Dave Duncan

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Kadolan spürte eine Welle der Verärgerung. »Antworte mir!«
    Inosolan blieb stehen und drehte sich hastig um, ihr Mund stand vor Schreck halboffen.
    »Du benimmst dich immer noch wie ein verzogenes Kind«, sagte Kadolan – sie war so weit gegangen, da konnte sie auch weitermachen. »Im Augenblick bist du nicht mit einem Kobold verheiratet. Du wirst von keinem Hexenmeister belästigt. Du hast vielmehr eine luxuriöse Reise vor dir, auf dem schönsten Schiff, das ich je gesehen habe, durch das Meer der Leiden, ein Gewässer, das für sein schönes Wetter und die guten Segelbedingungen bekannt ist. Außerdem wirst du die Reise deines Lebens machen, durch einige der schönsten Landschaften der Welt, durch das halbe Impire bis nach Hub, wo dir sehr wahrscheinlich königliche Ehren zuteil werden und die ganze Gastfreundschaft des imperialen Hofes. Falls du wirklich glaubst, daß man dich an einen Kobold verheiraten wird
– und ich persönlich finde diesen Gedanken so absurd, daß ich ihn nicht ernst nehmen kann –, dann schlage ich vor, daß du versuchst, den Luxus zu genießen, der dir im Augenblick zuteil werden, anstatt dich dadurch unglücklich zu machen, daß du über Dinge nachgrübelst, die vielleicht nie geschehen werden.«
    »Absurd, sagst du?« Inosolan war blaß vor Wut. »Absurd?«
    »Absurd.« Kadolan seufzte und wünschte, sie hätte ihren Ärger für sich behalten. »Das habe ich dir schon einmal gesagt. Das Prinzip des Kompromisses liegt darin, etwas, oder in diesem Falle jemanden, zu finden, das… der… für beide Seiten akzeptabel ist. Ein Kobold wäre, glaube ich, für beide Seiten gleichermaßen inakzeptabel. Für alle vier Seiten: für dich, und die Bürger und das Impire und…«
    »Du hast diesen Hexenmeister nicht gesehen…«
»Nein, und ich bin auch nicht sicher, daß du ihn gesehen hast.«
    Inosolan holte tief Luft, aber bevor der Schwall losbrechen konnte, fügte Kadolan hinzu: »Es könnte auch Rasha gewesen sein.«

    »Rasha? Das ist verrückt!«
    »Ich sehe nicht ein, warum das verrückter sein sollte als das, was du sagst. Ein Hexenmeister kann sein Äußeres verändern, doch eine Zauberin kann das ebenso. Du hast jemanden getroffen, der dich erzürnt hat. Du behauptest, du kanntest die Stimme, aber ich bin sicher, daß seine Omnipotenz des Ostens nicht so dumm ist, sein Gesicht zu verändern und seine Stimme zu vergessen. Du sagst, er hat deinen Kopfschmerz geheilt, aber das könnte auch eine Auswirkung des Schocks gewesen sein. Die ganze Episode könnte ebensogut eine Illusion des Elkarath gewesen sein. Meinst du nicht auch?«
    Inosolan schüttelte den Kopf. »Man wird verrückt, wenn man diese Gedanken weiterspinnt.«
    »Genau«, stimmte Kadolan zu. »Deshalb versuche ich, es nicht zu tun. Es tut mir leid, daß ich so grob war, Liebes. Und jetzt gehen wir und lassen uns ein wenig den Wind um die Nase wehen. Du wirst sterben, weißt du.«
    »Ich?« Inosolan sperrte vor Erstaunen den Mund auf – und lächelte plötzlich, immer noch blaß. »Wir alle, meinst du?«

    »Genau, Liebes. Letztendlich. Wir dürfen nur einfach nicht darüber nachgrübeln. Also, gehen wir. Nach dir…«

2
    Ob Rap nun aussah wie ein Elf oder wie ein Faun, er war immer noch derselbe Junge – uneins mit sich selbst –, der am Hafen von Krasnegar herumgehangen hatte, wenn er nicht in den Ställen herumlungerte. Es gab fast nichts, das ihn mehr erregte, als ein Schiff zu betreten, und die Allem war ein ganz besonders schönes Schiff, ein Luxus-Viermaster – mit Rahsegeln an beiden Vordermasten und einem Lateinsegel am Achtermast –, und sie war das großartigste, sauberste, atemberaubend schönste Gefährt, das Rap je gesehen hatte. Wenn möglich, reisten Elfen stilvoll, so wie sie auch alles andere stilvoll machten.
    Ein paar bewundernde Blicke hatte er für den betriebsamen Hafen von Noom übrig, der dunkel und verlassen dagelegen hatte, als Rap zum ersten Mal die Stadt betrat. Er bewunderte die Vielfalt und die Größe der Schiffe, die Kutter, Dhaus, Dschunken, Karavellen und ein Dutzend andere Schiffstypen und staunte über das Durcheinander und das geschäftige Treiben in einem der größten Häfen des Impires, dem Tor zum Drachenmeer und nach Pithmot. Er war beeindruckt, ja beinahe beschämt, von dem Komfort der kleinen Kabine, die ihm auf der Allena zugeteilt worden war. Doch im wesentlichen stand er einfach an Deck und sah verlangend in alle Richtungen gleichzeitig.
    Er fragte sich, ob es