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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Passagieren gestattet war, in die Takelage zu klettern. Wenn ihn niemand festband, würde er die Allena von vorn bis achtern und vom Kiel bis zum Oberbramsegel erkunden, sobald sie auf See waren. Natürlich konnte er inzwischen alle Menschen zu allem möglichen überreden, und die Versuchung, seine Fähigkeit zu benutzen, war in diesem Falle unwiderstehlich, so sehr sein Gewissen auch murrte. Doch der Ausdruck auf Gathmors immer noch entstelltem Gesicht zeigte ihm, daß auch er nicht däumchendrehend in seiner Kabine bleiben würde. Wahrscheinlich brauchte Rap nur in der Nähe des Seemannes zu bleiben, und er würde schon eine Möglichkeit finden.
    Verspielte weiße Wolken eilten über einen wundersamen blauen Nachmittagshimmel. Die Ebbe setzte ein, und der Wind wurde stärker, als sich der Abend näherte. Seevögel kreischten über den Masten. und der Takelage, der scharfe Geruch nach Teer und Fisch vermischte sich mit dem eindrucksvollen Duft des ewigen Meeres. Jotnar, Imps, Trolle und sogar ein paar Elfen drängten sich auf dem Dock, Träger schlurften die Gangway hinauf und hinunter und luden die letzten Vorräte der Bäcker und der Märkte von Noom ins Schiff. Die Mannschaft war beinahe fertig zur Abreise. Rap war auf dem Weg nach Ilrane, zu Lith’rian und – bitte, Ihr Götter! – zu Inos. Doch auch diese aufregende Tatsache konnte kaum mit der schieren Freude konkurrieren und der Aufregung, soeben ein großartiges Schiff betreten zu haben.
    »Zehn Knoten bei diesem Wind, oder ich werde zum Elf«, murmelte Gathmor.
     
    »Dann müßt Ihr Euch auch wie einer kleiden«, sagte Rap.
    Er selbst war wie ein Elf gekleidet und versuchte, keine Notiz davon zu nehmen. Krasnegarer erwarteten Schutz vor der Kälte im Winter und den Mücken im Sommer; sie verabscheuten kurze Hosen und ärmellose Hemden. Rap schaute mit finsterem Blick auf die bunten Arme, die vor ihm auf der Reling lagen. Wer hatte schon einmal einen Elf mit Kratzern und blauen Flecken gesehen? Das kegelförmige Absurdum auf seinem Kopf war gar noch alberner als das Försterkäppchen, das Ishist ihm gegeben hatte – und ein Spitzenkragen! Obwohl er ganz goldfarben war, paßte er doch nicht zu Magenta und Pfirsich. Mit seinen Armen, Beinen und dem Gesicht, die Erinnerungen an die Keilerei in der Verwunschenen Lichtung und noch mehr an die Überzeugungskraft der Gefängniswärter boten, war er kein glaubwürdiger und sicherlich kein schöner Elf.
    Quip’ dagegen war ein schöner Elf. Er war viel mehr an seinen neuen Kleidern interessiert, als an der Aussicht, die man vom Schiff hatte. Die ersten richtigen Kleider, die er je besessen hatte, sagte er, und war von ihrer Pracht überwältigt. Er hatte sie selbst ausgesucht: türkisfarbene Halbstiefel mit Silberschnürung, kurze Hosen und Bluse in Chromrot und Sulfatgelb, mit einer floralen Verzierung aus Staubperlen und kornblumenblauer Stickerei. Überall hatte er Spitze, sogar auf seinen Hosen, und seine Kappe wurde ihm immer wieder vom Kopf geweht wegen der übergroßen Straußenfedern in Grün. Doch erstaunlicherweise paßte alles beinahe zusammen. Mindestens fünf Minuten waren vergangen, seit er Rap gefragt hatte, ob ihm die Wirkung gefiele – wirklich gefiele –, so daß die Frage sicher gleich wiederholt würde. Quip’ war im Augenblick das prächtigste Wesen im Hafen und doch auch das unsicherste.
    Ein wenig weiter hinten stand eine Gruppe von sechs ebenso bunt gekleideten Passagieren. Was die Traditionen auch verlangten, die Elfenkommune von Noom würde nicht ihren ganzen Reichtum auf den Eleven Quip’rian verschwenden. Er war der nächste Verwandte und somit die offizielle Eskorte, aber eine verläßliche Person mußte ihn im Auge behalten. Die Anführer schienen Mistress Fern’soon zu sein, Direktorin der städtischen Kunstgalerie – die aussah wie zwanzig und schon Großmutter war – und Sir Thoalin’fen, Chefchoreograph des South-PithmotBalletts, der in seiner Jugend einmal für die Großmutter des Imperators getanzt hatte. Sein Gesicht fiel wegen einer Reihe fehlender Zähnen leicht zusammen, und ein milchiger Schleier verhüllte die Opalfeuer seiner Augen, doch Elfenhaut welkte niemals, und Elfenhaar wurde niemals von gesponnenem Gold zu Silber. Ein gebückter oder dickbäuchiger Elf war undenkbar. Das ist nicht fair, dachte Rap. Eines Tages würde Thoalin’ vor Altersschwäche tot umfallen und dennoch nicht älter aussehen als Rap, der echte Rap.
    Lord Phiel’ hatte seine

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