Dave Duncan
herum. Lustig. Daher der ganze Lärm. Das konnte er ändern.
Aber warum sollte er?
Genau das rief ihm Inos Tante zu. Er sollte die Djinns aufhalten. Sagte ihm, er hätte dazu jetzt die Macht.
Macht war nicht das Problem.
Der Wille dazu war das Problem.
Er wollte nicht.
Inos war verheiratet. Verheiratet aus freiem Willen. Sie war böse auf ihn gewesen, als er die Hochzeit gestört hatte. Obwohl es nicht nur seine Schuld gewesen war. Lith’rian hatte ihm die Idee eingeflüstert – das konnte er jetzt erkennen. Sehr witzig für einen Elf, ha! Vielleicht deshalb. Er sollte ihm das eigentlich übelnehmen und Rache an dem Hexenmeister üben. Doch wer konnte sich schon an einem Hexenmeister rächen? Und es war ja auch egal. Er würde sich selbst wie eine Kerzenflamme ausblasen, und dann brauchte er sich nie mehr um irgend etwas zu kümmern..
Um Inos kümmern.
Warum sollte sie nicht heiraten, wenn sie wollte? Großer, stämmiger Bursche. Reich. Von königlichem Geblüt. Gutaussehend. Alles, was eine Königin sich wünschen konnte. Alles, was er nicht war. Hat ihr Königreich verloren, das machte nichts. Sie hatte ein neues gefunden. Ein größeres, besseres, helleres. Also war Inos glücklich und brauchte ihn nicht, hatte ihn nie gebraucht. Er hätte sich nicht die Mühe . zu machen brauchen herzukommen.
Armes altes Krasnegar.
Doch er konnte immer noch die Axtschläge spüren, selbst wenn er seine Ohren verkorkt und sein Hörvermögen abgeschaltet hätte. Lästig. Ärgerlich. Einen Mann stören, wenn er damit beschäftigt war zu sterben. Könnte die Djinns aufhalten, wenn er wollte. Zu viel der Mühe.
Den ganzen Weg hatte er hinter sich gebracht, und das hätte er sich sparen können.
Wie blies ein Magier sein eigenes Leben aus? Merkwürdig schwierig. Worte wollten nicht verloren gehen? Nein, eines davon wollte nicht. Die beiden anderen waren geteilt, denen war es gleichgültig. Interessant – das Wort seiner Mutter gehörte also ihm allein.
Doch er könnte Sagorn die Tür öffnen lassen. Das wäre vielleicht am einfachsten. Nur ein Befehl an den alten Mahn, den Riegel zu öffnen, und dann hätten sie alle ihre Ruhe und würden ihn in Frieden sterben lassen. Nicht lange. Das würde dem alten Schurken nicht gefallen.
Zu schade um Inos Tante. Nette Person. Im Schloß sehr beliebt. Höflich zu den Angestellten. Eine echte Dame. Jammerschade, sie hier zu sehen, ganz aufgelöst und schmutzig. Vielleicht am besten, einfach das Dach einzureißen und sie alle zu töten. Oder selbst den Riegel zu lösen und die Djinns hereinzulassen.
Worum ging es eigentlich bei dem Geschrei? Inos?
Inos verletzt?
Er hatte es nicht richtig mitbekommen. Konnte versuchen herauszukriegen, um was es ging. Schlechte Manieren. Nicht nett, in den Gedanken anderer Menschen herumzuschnüffeln. Sie bitten, es zu wiederholen? Ja, das würde er tun.
Konnte mit seiner verbrannten Zunge nicht reden. Also seine Zunge heilen? Nicht schwer. Sein Gehör wieder einschalten, die Stopfen aus den Ohren herausnehmen?
Zuviel Mühe.
Tür würde nicht viel länger standhalten. Dann würden sie alle ihm ein wenig Ruhe gönnen.
Inos. Glücklich. Ehemann und Königreich und Kinder. Gut. Will, daß Inos glücklich ist.
Verletzt? Entstellt?
Sie bitten, das noch mal zu sagen? Sie hatte zu schreien aufgehört. Weinte sie? Arme Lady. Was war mit Inos? Inos verletzt?
Mußte seine Zunge heilen. Seine Ohren aufsperren.
So.
»Was ist mit Inos? Verletzt?«
Ein japsender Laut von Prinzessin Kadolan…
»Ihr Gesicht wurde verbrannt, Master Rap. Sie wird schreckliche Narben zurückbehalten. Sie ist nicht mehr schön.«
Das war sehr schlimm! Entsetzlich! Wut!
Er heilte seine Augen und öffnete sie, damit sie wußte, daß er ihr zuhörte.
Zu spät, die Tür gab nach.
Die Tür wegnehmen. Eine Steinmauer an ihre. Stelle setzen. Gut, das hatte die Djinns aufgehalten – sollten sie doch Löcher hineinschlagen! Rap blickte mit gerunzelter Stirn zu Prinzessin Kadolan hinauf. »Erzählt mir von Inos.«
2
Kadolan stand einige Minuten lang nur da und sah zu, wie das Wunder geschah. Schließlich wurde ihr klar, daß sie keinen gebrochenen, verrottenden Leichnam mehr ansah. Er war fast wieder ein junger Mann, und er war nackt, bis auf das getrocknete Blut an seinem Körper. Sie wandte sich ab und fand Sagorn ebenso gebannt. Sie stieß ihn an und machte eine Geste; er blickte sie finster an; sie blieb hart.
Sie gingen auf die andere Seite des
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