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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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jemanden niedertrampeln und somit den Funken für einen Aufruhr entzünden konnte. Der kurze Weg dauerte weit mehr als eine Stunde Fußmarsch.
    Doch die imperiale Armee war immer noch eine der effizientesten Organisationen in Pandemia, und das Lager des Imperators war abgetrennt und befestigt worden, als müsse es einer Belagerung standhalten. Offenbar war die gesamte Prätorianergarde anwesend, tödlich funkelnd – ein lückenloses Spalier aus Stahl, Bronze und Muskeln.
    Ihr Anführer war ein wettergegerbter Tribun, der Epoxague mit zackiger Geste begrüßte und erst danach Azak an seiner Seite bemerkte. Der Ausdruck, der sich daraufhin auf seinem Gesicht breitmachte, war für Inos das bis dahin bemerkenswerteste Ereignis des Tages. Die Neuankömmlinge waren sehr erleichtert, die Menge hinter sich gelassen zu haben und erklommen den grasüberwachsenen Wall, wo sie weitere Wachen sowie viele Zivilisten antrafen, doch keiner sah sehr glücklich aus. Über einem tragbaren Thron und einem Dutzend weiterer Stühle flatterte geräuschvoll ein Baldachin aus purpurfarbenem Leder. Obwohl der Wind nach Feuchtigkeit roch, war noch kein Regen gefallen.
    Das vor ihnen liegende Feld war viel größer, als Inos erwartet hatte. Abgesehen von zwei Zelten, die im Osten und Westen standen, war das Rasen-Oval leer. Ein solider Ring von bewaffneten Soldaten, die sich verzweifelt bemühten, die Menschenmassen zurückzuhalten, stand um das Feld herum. Husare ritten langsam innerhalb der Postenkette hin und her und riefen Anweisungen.
    Verspätete Zuschauer versuchten von außen, den Wall zu erklimmen, diejenigen, die oben standen, drängten an den Rand, um besser sehen zu können, während die Frühaufsteher auf dem inneren Abhang gnadenlos nach unten gegen den Zaun aus Menschen gedrückt wurden. Inos war froh, daß sie nicht dort draußen zwischen den sich windenden, rempelnden und fluchenden Bürgern von Hub stehen mußte.
    Selbst der tiefhängende Himmel schien eine Katastrophe heraufzubeschwören. Es ging bereits das Gerücht, daß einige Bürger zerquetscht worden seien. Aus dem Festival würde womöglich großes Unglück erwachsen.
    Weitere Würdenträger und wichtige Gäste strömten herbei, standen verzweifelt redend herum und ereiferten sich grollend über die Ungebärdigkeit der gewöhnlichen Leute. Viele von ihnen machten einen aufgelösten Eindruck; ihre prächtigen Roben waren zerknautscht und unordentlich.
    Inos stand so nahe neben Azak wie nur möglich und ignorierte die neugierigen Blicke, die auf sie beide gerichtet waren, und sie fragte sich, wie die Farbe auf ihrem Gesicht hielt. Eigaze war blaß und sonderbar schweigsam, Epoxague lächelte und nickte Bekannten zu – dennoch wehrte er jedes Gespräch und die offensichtliche Neugier über seinen erstaunlichen Djinn-Gefährten ab. Pagen boten Erfrischungen an.
    Ungefähr eine Stunde war vergangen, und es war bereits hoher Mittag, als eine Fanfare die Ankunft des Regenten verkündete. Inos vergaß ihre Probleme und beobachtete die wachsende Aufregung. Die schlaffe Gestalt in der Sänfte war offenbar der alte Imperator persönlich, ein geschwächter Klumpen aus Kleidern und Knochen, und jetzt verstand Inos Eigazes Abscheu. Diese bedauernswerten Gebeine sollten irgendwo in einem bequemen Bett in Frieden sterben. Sie fragte sich, ob man ihn absichtlich mißbrauchte, um sein Ende zu beschleunigen, doch es wäre schon Aufwiegelung, nur die Frage zu stellen.
    Schließlich erschien die königliche Familie, angeführt von Regent Ythbane persönlich. Er war klein, schlank und hatte eine blasse Haut. Sein Umhang bestand aus purpurfarbenem Samt und war mit imposanten Orden und funkelnden Schärpen verziert. In seinem mit Reiherfedern geschmückten Hut glitzerten genügend Juwelen, um ihn als Krone durchgehen zu lassen. Ythbane bewegte sich mit einstudierter Anmut und nickte und lächelte über die Verbeugungen der Höflinge. Selbst auf diese Entfernung spürte Inos seinen Charme und seine Autorität. Als er den inneren Hang erreicht hatte und die Menge ihn sehen konnte, blieb er stehen und lauschte aufmerksam der imperialen Hymne. Die darauf folgenden Jubelrufe klangen für eine derart große Menge ziemlich dünn.
    Prinzessin Uomaya war eine Enttäuschung, beinahe plump, gar drall. Sie war ebenso in Purpur herausgeputzt, doch schmeichelte die Farbe nicht ihrem Teint, und sie trug die Gewänder nicht mit der Würde, die der elegante Schnitt verdient hätte. Zehn Jahre zuvor war sie

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