Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
der Lage wäre.« Er nickte zufrieden. »Ja, wir können morgen diesen ungeheuerlichen Wettstreit verhindern. Das wird dem Regenten gefallen.«
    Der kleine Mann erhob sich und wandte sich den Zuhörern zu. »Ich werde Inos morgen auf dem Campus Abnila vertreten – dies muß öffentlich geschehen. Möchte irgend jemand eine Frage stellen oder einen Rat geben oder eine Bemerkung machen?« Er betrachtete die schweigenden Gesichter. »Sprecht! Ich weiß, diese Angelegenheit könnte uns schaden.« Immer noch kam keine Antwort. Er war erfreut. »Nein? Nun, dann schlage ich vor, daß wir früh zu Bett gehen. Mord of Grool gegen Kalkor den Krieger? Diese Neuigkeit wird wie ein Tornado durch die Stadt rasen, und die Straßen werden morgen früh ein einziges Chaos sein.«
    Schließlich erhoben sich alle. Die Gesellschaft zerbrach in einzelne Gruppen. Man öffnete die Türen, und die Menschen schoben sich hinaus.
    Einige kamen nach vorne, um Inos zu begrüßen und Azak die Hand zu schütteln. Er war offensichtlich erstaunt, daß diese freundschaftliche Geste durch seine Frau auch auf ihn übertragen wurde. Inos konnte die Zweifel und das Mißtrauen sehen, die unter der Oberfläche brodelten – auf ihre eigene Weise, denn Djinns waren jeder Zoll genauso mißtrauisch wie Zwerge –, aber er war freundlich, da er wußte, wie man sich in gemischter Gesellschaft zu benehmen hatte. Die Reaktion der Männer auf ihn war so verhalten, daß Inos sie kaum deuten konnte.
    Die wenigen Frauen betrachteten den Sultan alle auf eine Art und Weise, die Inos sehr angenehm hätte finden sollen.
    Kein Mann im Raum sah in Weste und Hose besser aus. Er überragte sie alle, sogar den jungen Tiffy, der verschwunden und zurückgekommen war und bedrückt mit einer Nachricht wedelte.
    »Man befiehlt mich bei Morgengrauen zum Campus, Großvater. Ich fürchte, du mußt dich Drummer anvertrauen. Sind deine Angelegenheiten geregelt, dein letzter Wille auf dem neuesten Stand?«
    »Glaubst du, daß du ein Morgengrauen erkennst?« konterte der Senator. Dann schwand sein Lächeln. »Nimm das nicht zu leicht, Bursche. Die halbe Stadt wird unterwegs sein, um den Piraten gegen den Troll kämpfen zu sehen. Solche Menschenmassen hast du noch nie gesehen. Und falls Inos Ankunft den Kampf verhindert – wie es hoffentlich der Fall sein wird –, könnte es sehr wohl zu einem Aufstand kommen!«

Trysting day:
    By the nine gods he swore it,
    And names a trysting–day,
    And bade his messengers ride forth,
    East and west and south and north,
    To summon his array.
    Macaulay, Horatius at the Bridge 

(Die Zusammenkunft:
    Er schwor’s bei den neun heil’gen Göttern
    Und verfügte die Zusammenkunft
    Und sandte seine Boten aus
    Nach Ost und West, nach Süd und Nord
    Zu sammeln seine Truppen.)

Sechs
    Rastlose Seele

1
    Als Emthar II. die Gladiatorenkämpfe verbieten ließ, ließ er auch die Arenen niederreißen. Die größte von allen, Agraines Amphitheater, hatte er zu Ehren seiner Mutter in Campus Abnila umbenannt. Das gesamte Mauerwerk war abgerissen und fortgeschafft worden, und dort, wo jahrhundertelang Unmengen von Menschen zur Belustigung des gemeinen Volkes geblutet hatten und gestorben waren, war ein großes Oval aus Rasen und Sand entstanden.
    Der Campus Abnila, zwischen dem Opal-und dem Goldpalast gelegen, diente für Kriegsschauen und Sportveranstaltungen, doch keines von beiden konnte den früheren Glanz erreichen. Für die Zuschauer stand ein begrünter Erdwall zur Verfügung, doch gab es keinerlei Möglichkeiten, mit großen Menschenmengen fertigzuwerden.
    Der Regent hatte entschieden, daß die Abrechnung auf dem Campus stattfinden sollte. Diese Wahl war zwangsläufig erfolgt, doch zufällig fiel der Tag mit den Feiern für den Gott des Handels zusammen, ein Tag, der für die meisten Menschen ein Feiertag war. Am Abend zuvor hatte sich die Nachricht über das geplante Spektakel über die Stadt verbreitet. Bei Tagesanbruch strömte der Mob durch die Straßen auf den Campus Abnila zu.
    Es war kühl, und der Himmel hing grau und bedrohlich über der Stadt. Inos hatte an die Prophezeiung im magischen Fenster gedacht und mit Regen gerechnet, aber bislang hielt sich das Wetter. Sie saß neben Eigaze in der großen Kutsche. Azak nahm zwei Drittel des gegenüberliegenden Sitzes in Beschlag, der Senator den Rest. Ihre Eskorte bestand lediglich aus vier Prätorianerhusaren. Sie konnten nur wenig tun, um die Kutsche schneller durch das Menschengedränge

Weitere Kostenlose Bücher