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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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und seine rechte Schulter waren ebenso wie seine riesigen Füße nackt.
    Er entblößte einen Mund, in dem Zähne wie weiße Kiesel standen. »Ihr seid zu früh, Regent. Zu ungeduldig! Versucht es –« Die unangenehme Stimme hielt inne, und er verbog seinen großen Kopf, als lausche er. Seine Augen waren ruhelos und blickten verstohlen. Inos fiel ein, daß Epoxague gesagt hatte, Zwerge seien schlau und argwöhnisch. Man sagte ihnen ebenso nach, gemein und habsüchtig zu sein.
    Entweder hielt es der kleine Prinz nicht länger aus, den Hexenmeister nicht sehen zu können, oder er beschloß, er solle besser nicht mit dem Rücken zu ihm stehen. Ganz gleich, welche Gründe er auch hatte, er wirbelte herum, um in die andere Richtung zu blicken, und stand wieder ganz still.
Zinixo kam anscheinend zu dem Schluß, daß alles in Ordnung war, und setzte wieder sein Grinsen auf. »Versucht es morgen noch einmal, Bastard.«
    Ein Zauberer, der einen Normalsterblichen auf diese Weise beleidigte, war nicht besser als ein Junge, der ein Insekt quälte. Vielleicht war Olybino doch nicht so schlimm, wie Inos gedacht hatte.
    Ythbane zuckte bei diesem Seitenhieb zusammen, doch seine Stimme blieb ruhig. »Ihr werdet dann die Petition des Sultans anhören?«
    Das Lachen des Zwerges klang wie das Mahlen von Mühlsteinen. »Nein! Mit ihm werden wir uns nicht abgeben. Aber es gibt andere Probleme. Ihr hättet uns heute abend nicht einmal die richtige Frage gestellt.«
    Ythbane stand mit dem Rücken zu den Zuschauern, doch bei dieser höhnischen Bemerkung wurde er sichtlich steif. »Was hätten wir fragen sollen, Eure Omnipotenz?«
    Der Hexenmeister ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen und zeigte dann mit dem Finger, als stecke er ihn in ein Loch in einer Eichentür. »Fragt ihn!«
    Die Kerzen über ihm erloschen gleichzeitig, und er und der Thron waren verschwunden. Doch der Thron war schattenhaft immer noch da, der Zwerg jedoch nicht.
    Alle sahen zu der Stelle, auf die er gezeigt hatte. Doch wen hatte er gemeint? Einen der beiden Jotnar oder den Kobold?

4
    Inos erwachte, als die Tür geöffnet wurde. Auf magische Weise war sie augenblicklich wach, hatte ihre Augen in der Dunkelheit weit aufgerissen und wußte, daß sie einige Stunden lang geschlafen hatte. Ein schwacher Lichtstrahl, der vom Fenster kam, zeigte undeutlich den Umriß des Eindringlings. Die Tür schloß sich mit einem Klicken, doch sie hatte bereits das vertraute Gefühl eines beruhigenden Banns verspürt, der wie eine wollige Decke ihren Verstand umhüllte.
    »Inos?« fragte das erwartete Flüstern.
»Hallo, Rap.«
    Sie dachte an Azak, wenn er aufwachte und Rap in ihrem Schlafzimmer fand…
     
    »Der Sultan wird nicht aufwachen«, sagte Rap und sprach ein ganz klein wenig lauter. »Ihr werdet nicht schreien oder so, falls ich –«
    »Nein. Dort liegt ein Hausmantel, falls du ihn findest.«
Er mußte den Bann sofort entfernt haben, denn ihr Herz begann vor Aufregung schnell zu klopfen. Sie spürte, wie er ihr den Mantel zuwarf. Sie setzte sich auf, und ihr wurde klar, daß Zauberer in der Dunkelheit sehen konnten; vermutlich konnten sie auch durch von Zwergen hergestellte Kettenpanzer sehen, also würde der Mantel kaum einen Unterschied für ihn machen. Doch das Ritual des Anziehens würde ihr helfen, sich besser zu fühlen, und es verscheuchte jeglichen letzten Zweifel, daß das hier der echte Rap war…
    Sie kletterte aus dem Bett und zog sich zitternd vor Aufregung an. Ein schwaches Glimmen zuckte in einer Laterne auf dem Kaminsims auf. Rap stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster.
    Nach den Maßstäben der meisten Menschen war das Schlafzimmer recht groß, doch war es definitiv nicht das, was ein Palast einer Königin auf Besuch anbieten sollte. Die Möbel bestanden aus einem sonderbaren Sammelsurium, die verblaßten Fresken an der Wand blätterten ab, und ein alter Modergeruch ließ vermuten, daß alles von der vorherigen Dynastie unabsichtlich zurückgelassen worden war. Solche Kleinlichkeit zielte vermutlich darauf ab, Ythbanes Wut darüber zum Ausdruck zu bringen, daß Azak Erniedrigung über ihn gebracht hatte, doch vielleicht zeigte sich darin auch die Verachtung irgendeines Handlangers für Djinns. Wen interessierte das?
    Das Bett war groß genug gewesen, und das allein war wichtig. Auf der anderen Seite eines Schutzpolsters schlief seelenruhig Sultan Azak. Sie hob ihre Hand zu ihrem Gesicht. »Vielen Dank dafür, Rap.« Er zuckte die Achseln. »Das

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