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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rede vor, die sie entworfen hatte, um zu erklären, warum ihre Ehe nicht gültig war und sie nunmehr wünschte, daß sie annulliert wurde. Ihre Logik war ihr zunächst recht überzeugend erschienen. Doch in Azaks Nähe kam sie ihr nun irgendwie viel schwächer vor. Vier Träger brachten den alten Imperator herein und stellten seinen Stuhl neben den Podest in der Mitte. Der arme alte Mann! Warum konnten sie ihn nicht in Frieden sterben lassen? Die Träger zogen sich zurück.
    Das mußten alle sein, dachte Inos.
    Sie hatte recht – in der Ferne knallte eine Tür zu, und einen Augenblick später schritt Ythbane aus der Dunkelheit auf den OpalThron zu. Er trug eine purpurfarbene Toga, am Arm hatte er einen kleinen bronzenen Schild und hielt ein kurzes Schwert in seiner rechten Hand. Hinter ihm eilte der dürre kleine Prinz herein, der in seiner Toga gleichzeitig niedlich und bemitleidenswert aussah. Er blickte starr geradeaus und ignorierte die anderen. Seine Mutter war nicht zu sehen.
    Der Regent erklomm die beiden Stufen zum Thron, drehte sich dann um und warf einen Blick über die Versammelten. Der Prinz trat eine Stufe hoch und wandte sich dann nach rechts. Er drehte sich ebenfalls um und schien wie eine Statue zu Eis zu erstarren.
    Das Kind sollte im Bett sein, dachte Inos wütend. Wußte das Impire nicht, wie man sich um zukünftige Herrscher kümmerte?
    »Sultan Azak!« verkündete Ythbane. »Seid Ihr bereit, den vier Wächtern, den okkulten Bewahrern der Gerechtigkeit in ganz Pandemia, Eure Petition zu übermitteln?«
    »Das bin ich.« Azak Stimme klang tiefer und schneidender als zuvor.
    »Dann rufen wir den Rat der Vier in Eurem Namen an, wie es unser uraltes Recht und unsere Pflicht ist.« Ythbane erhob das Schwert, und alle Augen richteten sich erwartungsvoll auf den Gold thron.
    Klang!
     
    Nun! Inos bezweifelte, daß ein Hexenmeister dieses alberne dünne Geräusch bis in den Goldenen Palast hören konnte.
     
    Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Alle schienen ihren Atem anzuhalten. Der Goldthron blieb unter seinem funkelnden Kandelaber leer. Schließlich wurden die Flammen in dem goldenen Baum kleiner und erstarben. Der Thron verschwand, immer noch leer, in der Dunkelheit. Die Umstehenden sahen sich zu Ythbane um. Sein Mund stand offen, und selbst der Prinz zeigte offenes Erstaunen.
    Der Regent wußte offenbar nicht, was da vor sich ging. Sein Blick suchte einige der Senatoren, als bitte er um Hilfe. Da das Recht, Beschwerde einzulegen, hundert Jahre lang nicht ausgeübt worden war, kannte sich niemand mit der Vorgehensweise aus. Hatte jemand irgend etwas vergessen?
    Ythbane biß die Zähne zusammen und schritt nach links und wandte sich dem Blauen Thron zu, dem Sitz des Hexenmeisters Lith’rian. Erneut hob er das Schwert. Bevor er gegen den Schild schlagen konnte, blies derselbe unsichtbare Wind die Kerzen aus, und auch der Blaue Thron verschwand in der Nacht.
    Die Wächter wiesen seinen Ruf zurück.
    Inos sah sich vorsichtig um: Azak, dunkelrot vor Zorn… der Regent noch wütender… die verblüfften Zuschauer… Kalkor, der alle Zähne gebleckt hatte und das Schauspiel genoß… der kleine Prinz mit weit aufgerissenen Augen… Oder versuchte das Kind, ein Grinsen zu unterdrücken?
    Ehe sich der Regent rühren konnte, glimmten auch die Kerzen über dem Weißen Thron auf und verloschen.
     
    »Zu schade!« sagte eine schwere Grabesstimme.
     
    Der Rote Thron des Westens blieb beleuchtet, eine häßliche Monstrosität aus Granit mit einem Flachrelief. Dort saß ein Junge.
     
    Der Regent ging zur Rückseite des OpalThrones und verbeugte sich. »Eure Omnipotenz erweist mir die Ehre.«
     
    »Das ist nicht meine Absicht.«
    Kein Junge – ein junger Mann. Andor hatte Inos einmal in Kinvale zum Schieferbruch des Herzogs mitgenommen. Die Zwerge, die sie dort gesehen hatte, waren allesamt sehr klein gewesen, mit massiven Schultern und Köpfen und einer Haut so grau wie Sandstein. Trotz seiner Jugend hatte Zinixo eisengraue Haare. Er mußte noch kleiner sein als der Kobold Little Chicken, denn es sah so aus, als könne er mit den Füßen nicht einmal den Boden berühren. Zwar ruhten seine dicken Unterarme auf den Seitenlehnen des Throns, doch mußte diese Position für ihn sehr unbequem sein, denn er hatte die Schultern bis zu den Ohren hochgezogen. Seine Toga hatte das geheimnisvolle Rot von Eisen, das auf dem Amboß des Schmieds erkaltet. Offenbar trug er darunter keine Tunika, den sein rechter Arm

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