Dave Duncan
Jetzt hört mir zu. Ich versuche, Euch etwas zu sagen! Ich bin ein Magier. Ich kann dafür sorgen, daß Ihr alles tut, was ich will. Absolut alles. Und, ja, ich empfinde sehr viel für Euch.«
»Oh, das ist es also? Starke Empfindungen? Du läufst durch die Taiga, du durchquerst die ganze Welt, um zu mir zu kommen, du kämpfst gegen Drachen… Bist du ganz sicher, daß du viel für mich empfindest? Also…«
»Und es leckt«, rief er dazwischen.
Azak bewegte sich kurz. Dann rollte er sich auf die andere Seite und lag wieder still da.
»Leckt?« wiederholte sie dümmlich.
Rap nickte, und er sah jämmerlich aus. »Ich kann nichts dagegen tun, daß ein wenig von meinen Kräften ausstrahlt. Das ist es, was Ihr fühlt. Jedesmal, wenn ich Euch ansehe… Es tut mir leid, Inos. Das ist alles. Wenn ich nicht mehr in der Nähe bin, werdet Ihr Euch erholen. Aber ich fürchte, ich mache, daß Ihr so fühlt. Das ist wirklich alles.«
Noch mehr Quatsch! »Nein, das ist es nicht!«
»O doch!«
Sie warfen sich finstere Blicke zu.
Sie schnaubte. »Also wirklich! Und wer bist du, daß du mir sagen willst, ob ich dich liebe oder nicht?«
»Ich bin ein Magier. Ja, ich weiß, daß Ihr die Wahrheit sagt. Das kann ich sehen.«
»Wie schön von dir.«
»Aber darum geht es nicht! Ihr sagt das, was Ihr wirklich glaubt, aber Ihr glaubt es, weil ich Euch will. Ja, ich will Euch, und ich mache, daß Ihr so fühlt.«
»Oh, tatsächlich? Dann laß uns eines klarstellen! Komm her.«
Sie begann, ihren Hausmantel zu öffnen. »Inos!« Sogar Kade hätte nicht schockierter klingen können. Jämmerlich machte sie den Hausmantel wieder zu. »Rap, ich liebe dich wirklich! Ich habe Azak geheiratet, weil ich keine andere Wahl hatte. Rasha wollte schreckliche Dinge mit –«
»Inos, bitte?«
Sie hielt inne.
»Deswegen bin ich nicht gekommen. Das würde ich niemals tun! Und ich bin nicht gekommen, um Euch mitzunehmen. Ich bin gekommen, um Euch um einen Gefallen zu bitten.«
Sie starrte ihn an, wie er da zusammengesunken auf dem Stuhl saß, wie mutlos er seinen Kopf hielt. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Er war auch jetzt durchschaubar, und er war in echten Schwierigkeiten.
»Rap? Was für einen Gefallen?« Alles!
Er seufzte. »Kalkor ist ein Zauberer.«
»O nein!«
»Ich glaube doch. Ich bin nicht sicher. Er ist zumindest ein Magier, aber ich glaube, er ist ein echter Zauberer und im Besitz von vier Worten. Deswegen kann er es riskieren, nach Hub zu kommen – das Impire kann ihn nicht töten. Wenn er wieder gehen will, verschwindet er einfach.« Er sah sie einen Augenblick lang ausdruckslos an. »Und wenn das Impire ihn nicht töten kann, dann kann ich es erst recht nicht! Ich kann spüren, daß jemand Magie benutzt, Inos, und er hat bei dem Troll große Macht angewandt. Vielleicht ist er nur ein ungeschickter Magier, aber ich glaube, er ist ein echter Zauberer.«
»Das also hat Zinixo gemeint!«
»Vermutlich – er zeigte auf Kalkor. Versteht Ihr, der Regent wollte eine weitere Abrechnung verbieten, und Kalkor hat dafür gesorgt, daß er es sich anders überlegt. Auch das habe ich gespürt. Und den Imperator – oder seinen Regenten, nehme ich an – mit Zauberei zu beeinflussen, ist ein direkter Bruch des Protokolls.«
»Und einen Tag zuvor hat er Angilki direkt in der Rundhalle niedergestreckt…«
Aber diese Geschichte kannte Rap nicht, also mußte sie ihm auch diesen Teil erklären, während er sie mit seinen großen grauen Augen ernst ansah. Dumme Tätowierungen! Warum zauberte er sie nicht fort? O Rap, Rap! Wen interessierten diese Tätowierungen? Es war wunderbar, ihn zurückzuhaben…
»Und warum bestrafen ihn die Wächter dann nicht?« wollte sie endlich wissen.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht wollen sie vorher sicherstellen, daß ich sterbe? Nein, das ist dumm – ich bin schlimmer als der Zwerg. Sehe überall Feinde.«
»Also ist Kalkor ein Zauberer. Und du nicht?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nur ein Magier. Drei Worte.«
Sie spürte, wie sie vor Panik zitterte. Falls Kalkor Rap tötete, würde sie nach Arakkaran zurückkehren, verheiratet mit Azak, und Rap würde wirklich sterben. Sie hatte gedacht, dieser Alptraum sei vorbei.
Und dann verstand sie, und die Erleichterung flutete durch sie hindurch wie Licht durch einen geöffneten Fensterladen. Sie würde ihn fragen lassen! Weil er zweifelte. »Sag es mir!«
»Würdet Ihr… würde es Euch etwas ausmachen… Euer Wort der Macht zu teilen? Ich
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