Dave Duncan
»Darauf möchte ich wetten! Haarspalterei! Natürlich ist das so vorgesehen!«
Der Senator schien leicht in sich zusammenzusinken. »Das schien auch die Meinung der Mehrheit zu sein, Sire, wenn auch einer ganz knappen.«
»Und warum wurde Orosea dann nicht ernannt?«
Epoxagues Gesicht glänzte feucht unter dem goldenen Gittermuster des Kandelabers. »Es gibt einen Vorbehalt, der es ermöglicht, einen unpassenden Kandidaten zu umgehen, Sire, und einige ehrenwerte Senatoren glaubten, daß die lange Abwesenheit Eurer Tochter aus der Hauptstadt sie mit den gegenwärtigen Zuständen nicht vertraut –«
»Dummes Zeug!« brüllte der Imperator. »Wirklich dummes Zeug! Was ihnen Sorgen bereitete war, daß Leesoft Elfenblut in sich trägt, und ihre beiden Söhne schrägstehende Augen haben. Ist es nicht so? Sie wollten die Prinzen mit den schrägstehenden Augen nicht näher am Thron als nötig?«
»Diese Ansicht ist vielleicht… Diese Meinung wurde in meiner Gegenwart niemals zum Ausdruck gebracht, Sire, weder in der Öffentlichkeit noch –«
»Geschwätz! Also habt Ihr statt dessen einen Mermann-Bastard akzeptiert! Es gibt natürlich keine Aufzeichnung der Abstimmung?« »Nein, Sire.«
Der Imperator starrte einen Augenblick lang drohend auf den armen Senator. »Ythbanes Regentschaft ist aufgelöst. Sollte in Zukunft eine Regentschaft nötig werden, sei es für uns oder unseren Enkel, wird unsere Tochter sie übernehmen. Ist das klar?«
Pause. »Ja, Sire.«
»Ihr werdet ihre Interessen vertreten?«
Längere Pause. »Ja, Sire.«
»Wir haben Euren Eid, freiwillig?«
Der Senator warf einen unbehaglichen Blick auf Rap, der geheimnisvoll
lächelte; dann blickte er zu den vier leeren Thronen und ergab sich schließlich der offensichtlichen Drohung. »Ja, Sire. Das schwöre ich.« »Hm! Konsul?«
Nach wenigen Minuten hatte der alte Fuchs allen anwesenden Imps diesen Schwur abgenommen, einschließlich Marschall Ithy, der ihn als einziger gerne abgab. Ythbane war da schon verschwunden. Als seine Anhänger ihn im Stich ließen und keine okkulte Hilfe ihm beisprang, ging er leise davon in die Dunkelheit. Rap ließ ihn gehen, und Emshandar bemerkte es entweder nicht, oder es war ihm egal.
»Was Lord Ythbane anbelangt«, schloß er, »er wird hiermit lebenslänglich, unter Androhung der Todesstrafe, in die Stadt Wetter verbannt.« Er registrierte mit finsterem Blick, wie bei den Umstehenden eine Reaktion aufflackerte. »Weil er den rechtmäßigen Erben tätlich angegriffen hat. Konsul, sorgt dafür, daß der parlamentarische Strafbeschluß schnell ausgestellt und an den Senat weitergeleitet wird.«
Emshandar würde die Mutter seines Enkels nicht zur Witwe machen, doch seine Milde überraschte die Umstehenden. Das konnte jedoch nur ein Zauberer aus ihren Gesichtern lesen, die darin geübt waren, keine Regung zu zeigen. Der alte Mann lehnte sich für einen Moment zurück und rieb sich mit einem Arm über die Augen. Er war erschöpft und stand nahe davor, es auch zuzugeben. Wieder ließ er seinen Blick über die Anwesenden gleiten.
»Sultan Azak, Ihr seid an unserem Hof willkommen – Ihr und Eure wunderschöne Sultana.«
Azak schien mit der Stirn seine Schienbeine zu berühren, als er sich verbeugte. Inos machte einen Knicks und warf Rap einen hoffnungslosen Blick zu. Rap gab vor, es nicht zu bemerken. Er hatte den Fluch beseitigt, und nun stand die Nacht bevor.
»Die Friedensbezeugungen, die Ihr vorgebracht habt, sind annehmbar«, fügte der Imperator sarkastisch hinzu. Marschall Ithy zuckte zusammen. Und nicht nur er. Azak wirkte irritiert, dann erfreut, und schließlich mißtrauisch, alles im Bruchteil einer Sekunde. Er verbeugte sich wieder. »Eure Majestät sind zu gnädig!«
Rap dachte an die vielen tapferen jungen Legionäre, die kühn gen Osten marschiert waren. Hatte er also einen blutigen Krieg verhindert, der sich womöglich über Generationen hingezogen hätte? Das waren gute Neuigkeiten, doch lief es ziemlich sicher auf die politische Nutzung von Zauberei hinaus, wenn auch unbeabsichtigt.
Wo waren die Wächter?
Emshandars Gesicht war für Rap durchsichtig genug. Er glaubte, gewonnen zu haben. Die Vier waren nicht eingeschritten, um ihn aufzuhalten, und Ythbane war diskreditiert. Inos’ Probleme waren nicht relevant, denn Rap hatte überlebt und konnte sich um seine Bedürfnisse selbst kümmern.
»Die Geschäfte des heutigen Abends sind damit erledigt!« Der alte Mann seufzte dankbar. »Marschall, Ihr
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