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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schatten, um das Schwert zu suchen. Er humpelte zurück und warf Rap einen Blick des Triumphes zu.
    Er erklomm die beiden Stufen, bis er vor dem OpalThron stand. Seine Schwiegertochter starrte voller Entsetzen zu ihm hoch, doch Shandie grinste. Ebenso Inos und ihre Tante. Alle anderen schwiegen vor Bestürzung, und die meisten starrten völlig irritiert auf die Throne der Wächter, die immer noch unerklärlich verwaist dastanden.
    Der Imperator sprach als erstes zu Uomaya. »Aus meinen Augen!« sagte er mit heiserer Stimme und zeigte mit seinem Schwert in die Dunkelheit. Sie glitt seitwärts von ihrem Stuhl und glotzte ihn mit aufgerissenem Mund an, als erwarte sie, gleich niedergestreckt zu werden. Dann drehte sie sich um und floh.
    Der alte Mann sank erschöpft auf den Thron, der eine Generation lang ihm gehört hatte. Einen Augenblick lang saß er einfach heftig atmend da, ließ seinen Blick mit sichtlicher Befriedigung über die Abgeordneten und Zeugen schweifen und zeigte seine Zähne, die für seine ausgezehrten Gesichtszüge viel zu groß wirkten. Rechtlich hatte sich nichts geändert, das wußte Rap. Rechtlich gesehen regierte immer noch Ythbane. Doch der Mensch wurde nicht nur von Gesetzen, sondern auch vom Herzen regiert, und Emshandar, der auf dem Thron seiner Vorväter saß und die Insignien des Staates hielt, war nicht der freundlose Bittsteller, den man noch vor wenigen Minuten so verschmäht hatte. Jetzt konnte er die Herzen regieren, und der Verstand mußte folgen.
    Sollten auch andere ihm gehorchen, dann konnte er wieder gefährlich werden, und es war besser, ihm zu gehorchen. Es war ein Kreislauf: Macht erzeugte Furcht, erzeugte Gehorsam, erzeugte mehr Macht, und niemand kannte das Rezept besser als der alte Löwe selbst. Diese wenigen Männer und Frauen bildeten das Steuer des Impire, und wenn es ihm gelang, sie zu belehren, konnte er jeden Kurs durchsetzen, der ihm beliebte.
    Rap erahnte seinen nächsten Schritt und kam ihm zuvor.
    Er ließ sich auf ein Knie fallen und zeigte auf den einsamen dreibeinigen Hocker in der Ferne. Er war als Erniedrigung geplant gewesen, doch würde er eine großartige Zuflucht bieten. »Shandie, geh und setz dich dort hin und sieh zu. Und zappel so viel herum, wie du möchtest, denn das kümmert jetzt niemanden mehr.«
    »Ja, Rap! Danke!« Der Junge rannte davon, ohne sich mit einem Blick zu versichern, ob sein Großvater diesem Vorschlag zustimmte.
    Raps Anmaßung brachte ihm einen bösen Blick Imperialer Wut ein, während er sich erhob. Er war noch nicht erlöst. Seine Wut war so schnell abgeflaut wie sie gekommen war und hinterließ einen ekligen Geschmack. Er hatte einen unbewaffneten Mann angegriffen! Niemals hätte er ein Schwert oder auch nur einen Stock gegen einen Unbewaffneten gerichtet, welche Entschuldigung gab es also dafür, daß er Zauberkraft eingesetzt hatte? Während er zu dem bewegungslosen Ythbane hinüberging, fiel ihm die bittere alte Mutter Unonini ein, die zusammengesunken auf dem einzigen guten Stuhl in Hononins schäbigem kleinen Zimmer saß und predigte: Auch Zauberer sind Menschen, Master Rap. Sie sind hin und her gerissen zwischen dem Bösen und dem Guten, genau wie wir – vielleicht sogar noch mehr, denn ihre Macht, Gutes oder Böses zu tun, ist viel größer.
    Er hatte sich wie ein Flegel benommen. Und das auch noch vor Inos!
    Ythbane hatte eine gebrochene Schulter, einen Schädelbruch sowie eine ganze Reihe von blauen Flecken. Doch als Rap zu ihm trat, waren alle Verletzungen geheilt und Ythbane hatte die Augen geöffnet. Außerdem änderte Rap das Rot seiner Toga zu schlichtem Weiß. Er streckte eine Hand aus, um dem Mann aufzuhelfen, dann ließ er ihn stehen und kehrte auf seinen Platz vor dem OpalThron zurück und ignorierte kühl den Zorn des Imperators.
    … der sich auf ein lohnenderes Ziel richtete.
»Epoxague!«
»Eure Majestät?« Der kleine Senator verbarg ganz gut seine große Beunruhigung.
    »Wir erinnern uns, daß das Erbfolgegesetz bestimmt, daß die Staatsgewalt an den nächsten Verwandten weitergegeben wird, sobald eine Regentschaft endet. Hat meine Tochter sich geweigert, die Aufgabe zu übernehmen?« Der kleine Mann rieb über seinen Schnurrbart. »Bei allem Respekt, Sire… der nächste in der Linie war minderjährig. Der Wortlaut schien nicht eindeutig, um die Frage zu klären, ob dann der zweitnächste an die Reihe kommen sollte. Es gab eine ausführliche Debatte.«
    »Blödsinn!« Emshandar wurde zornesrot.

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