Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
werdet uns morgen früh zu Diensten sein.«
    Ithy salutierte, und sein Gesicht war grimmig, als er an die Legionen dachte, die er nach Qoble verlegt hatte und nun zurückholen mußte. Emshandar legte das Schwert und den Schild zur Seite und stützte beide Arme auf den Thron, um sich zu erheben.
     
    Da ein Schimmern!
     
    »Es gibt noch einige Punkte auf der Tagesordnung, Eure Majestät«, sagte die hohe, süße Stimme eines Elfs.

2
    Lith’rian saß auf dem Blauen Thron unter dem Kandelaber. Für die Augen der Normalsterblichen war er ein Heranwachsender mit golden glänzender Haut, der bequem auf seinem Stuhl saß, in einer Toga, die blau wie Mondlicht schimmerte – ein Kleidungsstück, das eher wie ein Trugbild, wirkte, obwohl es undurchsichtig genug war, alles zu verhüllen. Die Sandalen an seinen ausgestreckten Füßen glitzerten wie Perlen. Seine Zehennägel waren versilbert, doch er war zu weit entfernt, daß andere außer Rap es sehen konnten.
    In der Nebenwelt wirkte er irritierend anders. Es bestand eine körperliche Ähnlichkeit, gewiß, und wo Kalkor wie ein durchsichtiger Geist erschienen war, wirkte der Elf weitaus solider. Er schien direkt vor Rap zu stehen, Hände in die Hüften gestemmt, lächelte zur Begrüßung und betrachtete Rap ebenso, wie Rap ihn betrachtete. Seine schrägstehenden, undurchdringlichen Augen zwinkerten frech und belustigt. Seine Glieder waren schlank, seine Rippen waren über einem jugendlich flachen Bauch zu sehen. Doch für okkulte Sehkraft waren die Zeichen des Alters offensichtlich – die winzigen Spuren, nach denen ein anderer Elf suchen würde, in den Ohrläppchen und an den Fingernägeln. Lith’rian mußte älter als der Imperator sein, denn er war seit jenem Jahr Wächters des Südens, in dem Emshandars Vater die Erbfolge angetreten hatte.
    Doch die körperliche Gestalt machte nur einen winzigen Teil seiner spektralen Präsenz aus. Rap wurde schwindelig in einem bunten Chor aus Farben und Tönen: Sonnenlicht, das über Kristallwälder glitt. Schwärme von Blumen, Duft nach Rosen und wirbelnde Sterne, Motive und Kontrapunkt und Tanz. Es war ein Einblick in den verschlungenen Verstand eines Elfen, und seine schiere Vielschichtigkeit verursachte Rap Übelkeit, bis es ihm gelang, sie zu unterdrücken und die Musik zu dämpfen. Lith’rian erspürte die Reaktion, und sein höhnisches Lachen ertönte wie Schaum auf der Brandung.
    Der Imperator hatte sich aufgerappelt und verbeugte sich jetzt. »So sehen wir uns wieder, Master Rap!« ein privater Gedanke des Elfen.
    »Ja.« Rap rüstete sich gegen den Angriff. Doch sollte es eine Attacke sein, die der Hexenmeister plante, hätte er Rap in der ersten Sekunde seiner Ankunft unerwartet ergreifen können. Fröhliches Elfengelächter, wie das Lied eines Vogels: »Ihr habt Arakkaran nur wenige Minuten zu spät erreicht. Ich habe Euch gewarnt, das Ergebnis stehe allzu nah bevor.«
    Wut!
    Rap wußte, daß dieser Mann trotz seiner Heiterkeit und seines jungenhaften Charmes ein gewissenloser Witzbold war. Er hatte seine Tochter an einen Gnom gebunden. Er und die anderen Hexenmeister spielten mit Inos Spielchen.
    Es war ein Fehler, in einem Kampf die Nerven zu verlieren. Die Nerven zu verlieren, wenn man mit einem elfischen Zauberer zu tun hatte, grenzte an Wahnsinn.
    Das Problem aber war, daß Raps Temperament sich seit Gathmors Tod noch nicht abgekühlt hatte. Die Wut kochte noch leise vor sich hin.
    Anscheinend hatte er seine Gefühle verbergen können, denn Lith’rian lachte leise. »Ich hatte schon gefürchtet, Ihr könntet rechtzeitig kommen, um die Hochzeit zu verhindern. Nein, zieht keine voreiligen Schlüsse! Olybino hatte berichtet, daß Inos tot sei, vergeßt das nicht.«
    In der Welt der Normalsterblichen liefen die Ereignisse derweil im Schneckentempo ab. »Ihr ehrt uns mit Eurer Gegenwart, Eure Omnipotenz«, sagte der Imperator. Sein ausgezehrtes Gesicht war bitter beim Gedanken daran, in seinem gegenwärtigen Erschöpfungszustand mit den Wächtern fertig werden zu müssen.
    »Nicht ganz, Eure Majestät«, sagte Lith’rian von seinem Thron. »Wir kommen nicht, um auf Eure Anfrage zu antworten. Verstehen alle Eure Gefährten die Bedeutung dieses Unterschieds?«
    »Also hat der Osten gelogen?« knurrte Rap wütend. »Warum?«
    Der Sommerhimmel in der Nebenwelt wurde von einem drohenden Sturm überschattet. »Versteht Ihr das nicht? Er hat sich vom Regen in die Traufe gelogen! Er hatte sie einmal nach Zark

Weitere Kostenlose Bücher