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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefallen, daß ausgerechnet Andor so von ihm dachte. »Und dann habe ich dich ausgewählt!«
    »Genau. Und ich habe beinahe Panik bekommen. Aber du hast deinen Hals nicht riskiert. Das könnte jeder Dummkopf. Du wolltest die Verantwortung für die ganze Stadt tragen. Das erfordert mehr Rückgrat, als die meisten Männer haben. Also beschloß ich, wenn du soviel Mut hattest, hätte ich auch den Mut, dir zu folgen. Also tat ich es.«
    Obwohl Rap diese Erklärung kaum zu glauben wagte, hakte er nie wieder nach. Wenn er Andor dazu brachte, mehr über diese Angelegenheit nachzudenken, würde er vielleicht zur richtigen Lösung kommen. Er könnte einfach sagen: »Du hast recht; für mich ist da nichts drin«, und ihn verlassen.
    Doch jetzt dachte Rap über das Problem nach, denn Andor war uncharakteristisch still, reichte schweigend die Flasche hin und her und starrte trübsinnig auf den Boden. Normalerweise war er unwiderstehlich fröhlich und ließ Rap keine Zeit zum Grübeln. An diesem Tag schien er ein Problem zu haben. Dachte er an die vielen Feste, die Dutzende von Parties, bei denen er willkommen wäre, wenn er nicht mit Rap im Schlepptau käme?
    Dann blickte Andor auf und grinste. »Genug getrunken?«
»Wofür?«
    »Ich brauche dein Versprechen. Ich werde dir ein Geheimnis erzählen, und ich will dein Versprechen, daß du es niemandem weitererzählst. Niemals.«
    »Versprochen. Betrunken oder nüchtern.«
    »Sei nicht so voreilig! Stell dir vor, ich würde erzählen, daß ich den König töten will?« Andor zwinkerte mit den Augen, in denen sich die Kerzenflamme spiegelte.
    »Das würdest du nicht tun.«
    »In Ordnung. Ich habe es noch niemandem erzählt.« Er hielt die Flasche hoch und inspizierte ihren Inhalt. »Du und ich haben etwas gemeinsam. Wir beide haben ein Wort.«
    Raps Herz kroch aus seinem Kokon und öffnete vorsichtig die Schmetterlingsflügel. »Auch du kannst hellsehen?«
    Andor schaute verblüfft drein. »Wenn du wüßtest, wie viele Kragenknöpfe ich schon verloren habe, dann würdest du nicht fragen! Nein, keine Sehergabe.«
    Die Flügel wurden wieder eingeholt.
»Welches Talent hast du dann?«
Andor grinste noch breiter. »Mädchen!«
    »Oh!« Rap wußte, daß er seine Abscheu nicht zeigen durfte, oder er würde als engstirniger Provinzler gelten. Andor war ein kultivierter Bürger des Impire. Rap kannte seinen Ruf, aber er hatte ihn zumeist für eifersüchtigen Tratsch gehalten, wilde Übertreibungen, wie die Geschichten von Männern, die in Schlägereien zu Brei geschlagen wurden. Das würde er sicher nicht über Andor glauben, selbst wenn der Teil mit den Mädchen stimmte. »Ich wäre bereit, einen Handel zu machen«, sagte er.
    »Das ist nicht dein Ernst!«
     
    »Aber warum erzählst du mir das? Warum machst du nicht Gebrauch von deinem Talent? Alle Mädchen sind in Ferienstimmung.« »Du bist vermutlich noch nicht betrunken genug, aber ich riskiere es. Ich gehe fort.«
     
    Raps erster Gedanke war Verzweiflung. Plötzlich schien ihm Krasnegar ohne Andor undenkbar. »Was? Warum?«
    Wieder wurde ihm die Flasche hingehalten. »Nimm einen großen Schluck. Hört zu! Ich gehe fort, weil ich mich langweile. Ich dachte, ein Winter im Norden wäre aufregend, aber er ist so langweilig wie Erbsenzählen.«
    »Wer geht mit dir?«
     
    Andor zuckte die Achseln. »Ich bin schon viel in der Welt herumgekommen. Ich dachte, ich nehme einfach ein Pferd und reite los!« »Du bist verrückt! Verrückt! Verrückt! Was ist mit den grünen Männern?«
    Andor zuckte erneut die Achseln, nahm die Flasche und streckte seine Beine aus. »Ich habe mich über sie erkundigt. Man hat mir gesagt, ein Mann allein sei normalerweise sicher. Kobolde respektieren Mut, und sie respektieren einen Alleinreisenden. Eine Gruppe könnte Schwierigkeiten bekommen.«
    »Fingernägel!« schauderte Rap. Kobolde ermordeten Reisende auf gräßliche Weise. Man sagte, sie reichten einem Mann eine Zange und verlangten einen Fingernagel als Wegzoll. Wenn er den Mut hatte, sich einen Nagel zu ziehen, ließen sie ihn gehen. Wenn nicht – dann nicht. »Die einzige Alternative ist eine bewaffnete Eskorte, mit mindestens einem Dutzend Männern. Besser noch zwei Dutzend. Und ich kann es mir nicht leisten, so viele Männer anzuheuern.«
    »Andor, das hier ist das Nordland. Die Kälte ist mörderisch. Es ist nicht dasselbe, wie eine Wüste oder eine warme Gegend zu durchqueren. Du solltest jemanden mit Erfahrung mitnehmen.«
    Die Flamme der Kerze

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