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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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sonst so singen.«
     
    Rap wußte, daß Andor Jalon kennengelernt hatte. »Warum teilst du es dann nicht mit ihm?«
    Andor zögerte. »Wir haben es versucht. Wir beide kennen dasselbe Wort, also hat es nichts gebracht. Nun, deine Mutter?«
    Doch Rap wußte, daß ihnen das nicht weiterhelfen würde. Von einem anlegenden Schiff war, wie es alle paar Jahre wieder geschah, das Fieber an Land gekommen. Jeden Tag waren Menschen gestorben. Alle, die im Schloß krank wurden, mußten den Palast sofort verlassen. Es war sein erstes Jahr in den Ställen. Er hatte den Morgen draußen verbracht, hatte herumgegammelt und war dann nach Hause gegangen; er hatte erwartet, seine Mutter dort wie üblich bei ihrer Spitze vorzufinden, sein Mittagessen fertig, ein Lächeln und eine Umarmung und einen kleinen Scherz für ihren arbeitenden Mann. Erst nach zwei Tagen sagte man ihm, wo sie war oder warum sie fort war. Doch auch da durfte er sie nicht besuchen. Am dritten Tag war sie gestorben. Es gab also keinen Abschied am Sterbebett, keine geheimen Worte der Macht wurden weitergegeben.
    Er erzählte die Geschichte, und Andor sah ihn verblüfft an.
     
    »Sie kam aus Sysanasso«, sagte Rap. »Vielleicht ist ihre Magie dort anders, und sie brauchen keine Worte der Macht?«
     
    »Doch, das tun sie. Ich war dort.« Andor war überall gewesen. Er verfiel in Schweigen und blickte trübe vor sich hin.
    Unwillkürlich richtete Rap seinen Geist auf die Felle und sah sie vor sich auf dem Bett liegen. Der Gedanke, sie zu besitzen, war wie der Gedanke an einen heißen Sommertag und ein Picknick am Strand mit… mit Inos oder so. Er konnte ein solches Geschenk nicht annehmen.
    »Nun!« Andor wurde wieder fröhlicher. »Was ich wirklich brauche, ist ein guter Zauberer, wie man so sagt, aber ich werde einen Begleiter finden, irgendeinen Mann, der gut mit Pferden umgehen kann, der mutig ist und zuverlässig…«
    »Es freut mich, das zu hören, Andor. Allein zu reisen wäre dumm. Es tut mir sehr leid, daß du fortgehst, aber ich werde mich besser fühlen, wenn ich weiß, daß du jemanden bei dir hast, der den Norden kennt. Und ich bin sehr dankbar für das Geschenk, aber ich kann es nicht annehmen.«
    »Ich war noch nicht fertig! Hier, der letzte Tropfen.« Andor reichte Rap die Flasche, und als dieser trank, sagte er: »Mutig, zuverlässig, vorzugsweise ein Seher –«
    Rap verschluckte sich.
     
    Endlich hörte er auf zu husten und nach Luft zu schnappen. »Nein! Ich bin kein Trapper oder Seehundjäger! Ich bin ein Stadtjunge!« »Du bist ein Mann, Rap. Ein guter.«
     
    Rap schüttelte den Kopf. Für diesen Wahnsinn war er sicherlich nicht
    Mann genug – wochenlanges Reisen durch Wald, mit Wölfen und Kobolden…
    »Du bist ein Mann!« beharrte Andor. »Ein Mann zu sein hat nichts damit zu tun, ob Haare auf deinem Kinn wachsen. Es ist in deinem Kopf. Manche männlichen Wesen schaffen es nie. Ein Mann zu sein bedeutet, die Ärmel hochzukrempeln und der Welt zu sagen Jetzt spiele ich nach den richtigen Regeln – keine Holzschwerter mehr. Wenn ich Erfolg habe, dann gebührt die Ehre mir, nicht meinen Eltern, Lehrern oder Arbeitgebern, und ich werde den Lohn ohne Schuldgefühle auskosten, weil ich weiß, ich habe es verdient. Und wenn ich versage, zahle ich die Strafe, ohne mich zu beklagen oder anderen die Schuld zu geben. Das bedeutet es, ein Mann zu sein, und es hängt von dir ab, wann es beginnen soll. Ich glaube, du hast in jener Nacht am Strand die Entscheidung getroffen, mein Freund.«
    Freund? Aber welches Risiko verlangte dieser Freund von ihm? Rap war sehr glücklich, daß er das Geschenk zurückgewiesen hatte. Es war gut, tapfer zu sein, nicht aber unbesonnen.
    »Ich bin stolz, dein Freund zu sein, Andor«, sagte er und suchte mit merkwürdig schwerer Zunge nach Worten. »Und wenn ich glauben würde, meine Hilfe könnte für dich von Wert sein, so würde ich sie dir gerne geben. Aber ich glaube, ich wäre dir nur eine Last. Wirklich!«
    »Der König liegt im Sterben.«
     
    Wie aufs Stichwort flackerte die Kerze auf und verlosch, und nur das schwache Sternenlicht blieb zurück und eine lange Stille.
     
    »Bist du sicher?«
     
    »Sagorn ist sicher. Ich habe mit ihm gesprochen. Willst du es von ihm hören, oder vertraust du mir?«
     
    »Natürlich vertraue ich dir! Wann?«
    »Das kann man nicht sagen. Nicht heute oder morgen, aber er wird nicht mehr aufstehen. Das sagt Sagorn, und es gibt keinen klügeren Arzt als ihn.«
    Diese

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