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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nacht hat er nicht mit ihr gesprochen. Er hat Angilki so gut er konnte geheilt, ebenso Azaks verkrüppelten Gefolgsmann. Er hat einige Zeit mit dem Prinzen und auch mit diesem jungen Kobold verbracht. Man sagt, er habe die Stadt verlassen, doch er ist wieder da. Dennoch bleibt er Inos fern!«
    Sagorn lehnte sich zurück, ohne Kadolan aus den Augen zu lassen. Er schlug die Beine übereinander und lächelte dann sein unheimliches Lächeln. »Und wann habt Ihr ihn gesehen?«
    »Heute morgen«, gab sie zu. »Ich war auf dem Weg zu meinem Zimmer, und plötzlich bog er um die Ecke. Er sprach ganz kurz mit mir, und dann war er einfach nicht mehr da!« Sie versuchte, nicht zu zeigen, wie aufgebracht sie war, doch der alte Weise konnte ihr Gesicht gut lesen. »Was hat er genau gesagt?«
    Als sie zögerte, hakte er nach. »Ich kann Euch keinen Rat geben, wenn Ihr etwas zurückhaltet.«
     
    »Er sagte >Sagt Ihr, daß ich sie liebe!< Das war alles.« Der alte Mann runzelte mit düsterem Blick die Stirn. »Wie kam er Euch vor?« »Aufgebracht. Sogar wild.«
    »Verrückt wie eine eingeseifte Katze, nehme ich an«, sagte Rap und schloß die Tür hinter sich. Kadolan zuckte zusammen und warf Sagorn einen vorwurfsvollen Blick zu, doch er war offensichtlich noch überraschter als sie – sogar verängstigt.
    Rap stemmte die Hände in die Hüften und sah Kadolan bitter an. »Ist nicht nett, private Gespräche auszuplaudern!« »Es ist auch nicht nett zu lauschen!« Er war vielleicht ein mächtiger Zauberer, doch er sah aus wie ein Stalljunge. Und er hatte noch immer diesen wilden, schreckhaften Blick.
    »Außerdem«, fuhr sie ihn an, »sagt Ihr vielleicht, daß Ihr sie liebt, doch benehmt Ihr Euch äußerst unhöflich ihr gegenüber. Sie ist sehr aufgebracht.«
    Er starrte sie finster an.
     
    »Zumindest schuldet Ihr Inos eine Erklärung!« Kade fragte sich, ob er krank war. Sein Gesicht wirkte abgespannt, er schien Fieber zu haben.
    »Nun, sie wird keine bekommen.« Rap richtete seinen Blick auf Sagorns Gepäck und schließlich auf den Gelehrten selbst. »Ich bin gekommen, um mein Versprechen einzulösen.«
    Der alte Mann leckte sich über die dünnen, blassen Lippen. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor.
     
    Rap lachte gemein. »Seht Ihr? Es ist nicht der Imperator, vor dem er davonläuft. Auch nicht die Wächter.«
     
    »Ihr seid es«, stellte Kade fest.
    »Weil er wußte, daß ich kommen würde. Er wußte, ich würde Wort halten. Plötzlich kann er bekommen, was er schon immer haben wollte. Und jetzt ist er zu alt, nicht wahr, Doktor? Ihr habt schon hundert Jahre gelebt, und Ihr könntet noch weitere hundert bekommen – mit Unterbrechungen.« Er lachte und wandte sich an Kadolan. »Doch er wagt es nicht, den anderen zu vertrauen, weil sie alle jünger sind als er.«
    »Ich glaube, ich sollte besser gehen.« Sie wollte aufstehen.
    »Nein, bleibt und seht zu! Das hier könnte ganz unterhaltsam werden. Ich bin bereit, Doktor Sagorn.« Er legte den Kopf auf eine Seite und schien für einen Augenblick zu schielen. »Wer hat das Haus des Zauberers verlassen?«
    Der alte Mann hatte sich auf seinem Platz zusammengekauert. »Ich«, sagte er heiser.
     
    »Steht bitte auf.«
    Sagorn erhob sich steif und mit bleichem Gesicht. Er wich zurück, als Rap näherkam, doch der Faun setzte sich lediglich auf den geschlossenen Koffer und starrte Sagorn an, als lese er eine öffentliche Bekanntmachung. Der alte Weise ging zum Fenster und drehte sich in der Fensternische wieder um.
    Rap schüttelte traurig den Kopf. »Eine wunderbare Arbeit! Rasha hatte recht, es ist eine Schande, sie zu zerstören. Wer ist als letzter verschwunden?«
    Sagorn murmelte »Thinal«, und es schien, als schmerze ihm der Mund dabei.
    »Schließt Eure Augen, Prinzessin.«
»Ich dachte, Ihr sagtet, ich solle zusehen?«
»Es wird einen Augenblick dauern, bis ich ihn angekleidet habe.« Kadolan machte »Oh!« und schloß die Augen.
»Ihr könnt wieder hinsehen.«
    Sie öffnete die Augen. Thinal stand neben Sagorn und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Ausnahmsweise trug der kleine Dieb einmal Kleider, die ihm nicht zu groß waren. Der alte Mann erwiderte wie ein Spiegelbild seinen Blick. Es war beinahe ein Jahrhundert her, seit sie sich nicht mehr gesehen hatten: Thinal der Anführer und Sagorn, der am kürzesten zur Bande gehörte.
    Rap lachte leise. »Und wie fühlt Ihr Euch nun?«
     
    »Gut, Rap.« Thinal verzog sein Gesicht zu einem verzerrten Lächeln. »Gut.

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