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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist?«
    Emshandar schüttelte den knochigen Kopf. Im Zimmer wurde es langsam dämmrig, und das Feuer loderte heller. »Nein. Und was es auch war, es scheint die Wächter sprachlos vor Angst zu machen. Bright Water plappert vor sich hin, Lith’rian ist verschwunden, er versteckt sich vermutlich in Ilrane. Und Olybino sagt kein Wort. Er sagt nur, daß das, was geschehen ist, unmöglich ist. Was auch nicht sehr hilfreich ist.«
    »Und Rap? Wißt Ihr, warum er mir aus dem Weg geht?«
     
    »Nein. Über manche Dinge will er einfach nicht sprechen, und Ihr gehört dazu. Aber er hat sich verändert, Inos. Ich kannte ihn vorher nicht sehr gut, aber er ist gewiß nicht mehr derselbe.«
    Er starrte einen Augenblick lang in die Kohlenglut. »Wenn es nicht so absurd klingen würde, dann würde ich sagen, er ist in großen Schwierigkeiten und braucht Hilfe.«

3
    Das Wetter war für diese Jahreszeit weiterhin sehr schön. Einige Tage nach Inos privatem Gespräch mit dem Imperator unternahm ein eleganter geschlossener Zweisitzer durch das Gewimmel der Ausläufer Hubs eine lange Fahrt nach Süden, bis er in einer schmalen Straße in einem unauffälligen Stadtteil, irgendwo dort, wo die Slums wucherten, klappernd zum Stehen kam. Von der Straße her sahen einige Leute zu, und noch mehr standen hinter den Gardinen ihrer Fenster. Häufig genug fuhren vornehme Wagen hier durch, doch niemals wurden diese Wagen von vier Prätorianerhusaren begleitet, die auf wunderschönen Pferden saßen und leuchtende, mit Federbüschen verzierte Helme trugen. Diese prächtigen jungen Männer verirrten sich nur selten an Orte, die so weit vom Palast entfernt waren.
    Ihr großer, aber ziemlich willenloser Anführer beugte sich in seinem Sattel vor, um durch das Fenster des Zweisitzers zu spähen.
     
    »Hier ist es, glaube ich.« Er zeigte auf die einfache, verwitterte Tür am Ende einer kurzen Treppe.
    Kade hatte diese Tür noch niemals benutzt, doch ihr Schlafzimmerfenster war auf diese Straße hinausgegangen. Sie erkannte die bunt zusammengewürfelten Gebäude auf der anderen Seite. »Sehr wahrscheinlich.«
    Der Husar schwang ein Bein über den Sattel und ließ sich geschickt auf den Boden fallen. »Ich werde Euch ankündigen.«
     
    »Wartet! Das wäre eine große Ehre, Tiffy, aber ich glaube, ich komme besser mit Euch.«
     
    Stirnrunzelnd öffnete er die Tür, um ihr beim Aussteigen zu helfen. »Warum?«
     
    »Nun, wenn Ihr allein geht, ist vielleicht niemand zu Hause. Ihr wirkt ziemlich einschüchternd, versteht Ihr.«
     
    Tiffy wurde dunkelrot vor Verlegenheit. »Oh, tatsächlich! Glaubt Ihr wirklich? Einschüchternd?«
    Er strahlte stolz, daß er sie vor nicht näher bestimmbaren Gefahren bewahrte, während sie die Stufen erklomm. Schließlich zog er fest genug am Klingelzug, um jeden Feuerwehrwagen in der Stadt zu alarmieren, obwohl Kadolan schon gesehen hatte, wie sich ein Vorhang bewegte. Einige Minuten lang geschah überhaupt nichts, doch schließlich öffnete sich die Tür.
    »Doktor Sagorn!« zirpte sie.
    Der alte Mann wirkte sowohl erhitzt als auch besorgt. Seine Haare waren wirr, seine Kleider unordentlich. Er nickte Kadolan verdrießlich zu und zwinkerte angesichts des glänzenden Brustharnischs neben ihr und dem wilden, jungenhaften Gesicht darüber.
    »Eine Ehre für mein Haus, Eure Hoheit.« Sagorn trat ohne seinen Widerwillen zu verbergen einen Schritt beiseite, um sie einzulassen. Tiffy beäugte die Schwelle und nahm seinen Helm ab. Kadolan legte eine Hand auf seinen Arm. »Es ist ein sehr privates Gespräch, Tiffy.«
    »Oh?« Er spähte mißtrauisch zu Sagorn.
»Eine medizinische Angelegenheit, Tiffy.«
    »Ah!« Mit einem letzten warnenden Schmollen, das an den sich unbehaglich windenden Arzt gerichtet war, zog der Husar sein Kinnband wieder fest und stieg zur Straße hinunter, um dort zu warten.
    Das Zimmer, in das sie geführt wurde, erkannte Kadolan nicht wieder, doch sie hatte dergleichen schon woanders gesehen – das typische Studierzimmer eines Arztes, furchterregend und trübselig, obwohl dieses hier erheblich heller hätte wirken können, wenn man die bleigefaßten Fenster geputzt hätte. Das Zimmer war möbliert mit Stühlen, einem Schreibtisch und einem fleckigen Tisch. Die Regale, die sich an den Wänden entlangzogen, trugen viele eindrucksvolle, gewichtige Bücher sowie Hunderte von Flaschen, die Etiketten mit einer unleserlichen Schrift besaßen. Außerdem gab es Gestelle voller Metzgerwerkzeuge in allen Größen

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