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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jalons eisblauen Augen funkelten Tränen.
    »Einen Moment noch«, grummelte Darad. »Ihr müßt dafür sorgen, daß die anderen mich nicht jahrelang vergessen. Besonders der alte Sagorn. Er vergräbt sich in seinen Büchern und vergißt uns ganz dabei!«
    Sagorn wurde rot. »Da ich nun erkenne, daß ich mich in einem fortgeschrittenen Alter befinde –«
    »Nicht er ist es, dem ich nicht traue!« mischte sich Andor ein. »Sondern er!« Er zeigte mit dem Finger auf seinen schlaksigen Bruder. Thinal zuckte zusammen und machte ein schuldbewußtes Gesicht – doch Thinal sah wohl immer schuldbewußt aus, dachte Kadolan. Er war beinahe immer irgendeiner Sache schuldig.
    »Was hat er getan?« fragte Jalon überrascht.
    »Nichts!« erwiderte Andor scharf. »Das ist es ja! Warum glaubt ihr, bleibt er nie länger zur Stelle? Warum ruft er uns wohl immer sofort zurück? Er wartet auf unsere Kosten ab, versteht Ihr? In ein paar Jahrhunderten oder noch vorher, werden wir alle älter sein als Sagorn heute, und wer wird dann all unsere Erinnerungen und Erfahrungen erben? Der kleine Gassenjunge! Er plündert uns aus!«
    Thinal wollte protestieren. Die anderen unterbrachen ihn, und im Nu redeten alle gleichzeitig durcheinander. Kadolan blickte zu Rap und war erleichtert, einen Anflug seines alten Grinsens in seinen Mundwinkeln zu entdecken, als er den Streit beobachtete. Schließlich räusperte er sich, und sofort wurde es ruhig.
    »Nun?«
    »Bitte, Rap«, sagte Jalon. »Laß uns nicht so bleiben! Ich fühle mich wie eine Schildkröte ohne Panzer. Wir haben dir geholfen, das zu bekommen, was du haben wolltest, oder, und –«
    »Was ich wollte?« Rap sprang schäumend vor Wut auf, und alle zuckten zusammen. »Ihr glaubt, daß ich das hier…« Doch er erlangte sofort seine Fassung wieder; Kadolan fand diese unmenschliche Beherrschung noch furchterregender als die unerklärliche Wut selbst.
    »Nun gut«, sagte er ganz ruhig, »ich kann jeden von Euch mit einer Zeitbegrenzung belegen. Wäre Euch das lieber?« Er sah von einem nickenden Kopf zum anderen. »Ihr wollt alle wieder zusammengefügt werden?« Wieder nickten fünf Köpfe.
    Darads Kleider fielen zu Boden. Schließlich Andors und Jalons… Nur Sagorn blieb übrig.
    »Also bitte, Doktor«, sagte Rap barsch. »Operation erfolgreich?« Ohne eine Antwort abzuwarten, wirbelte er zu Kadolan herum. »Wann wollt Ihr nach Kinvale reisen – und Krasnegar?«
    »Warum fragt Ihr nicht Inos?«
»Ich frage Euch.«
    Sie war vorsichtig, jetzt, wo er sich in dieser fiebrigen, bitteren Stimmung befand. »Ist das nicht ein wenig voreilig?«
    Er zögerte, und sein Blick wanderte plötzlich in die Ferne. »Nein. Nein, die Zeit ist noch nicht reif. Ein oder zwei Wochen mehr können wohl kaum schaden. Ihr wollt bis zum Winterfest hierbleiben, oder?«
    »Ja«, gab sie zu. »Inos nicht, aber ich.« Eigaze hatte vom Winterfest in Hub geschwärmt. Die Feierlichkeiten in Kinvale seien im Vergleich dazu gar nichts. Und in Kinvale würde man dieses Jahr ohnehin nicht feiern.
    »Feiern?« fragte Rap verletzend. »Bälle und Bankette? Inos hat Feste immer gemocht. Sagt ihr also, sie soll sie genießen! Krasnegar ist kein geeigneter Ort für Bälle.«
     
    »Sie sind nicht wichtig! Wir können jederzeit abreisen.«
     
    »Bleibt zum Winterfest! Aber Inos will danach nach Hause zurückkehren?«
    »Warum fragt Ihr sie nicht?«
»Ich frage Euch.«
»Ja. Falls Ihr ihr dabei helft.«
    Er starrte sie an, als habe sie etwas Obszönes vorgeschlagen. »Natürlich werde ich ihr helfen!« fuhr er sie an. »Es war auch mein Zuhause, wie Ihr wißt!«
    Damit drehte er sich auf dem Absatz herum, marschierte durch das Zimmer und verschwand durch die Tür.
     
    Ohne sie zu öffnen.
     
    Das Zimmer schien jetzt, wo nur noch zwei Leute anwesend waren, sehr still.
     
    »Nun, Doktor?«
     
    Der Jotunn rieb sich mit seinen langen Fingern über seinen breiten Kiefer. »Nun was, Ma’am?«
    »Stellt eine Diagnose über unseren Zauberer.«
»Ich bin nur Experte für weltliche Medizin.«
    Sie bedachte ihn mit einem ihrer besten königlichen Blicke. »Ihr dürft spekulieren.«
    »Inos ist bei guter Gesundheit?«
»Perfekt.«
    »Und was genau ist geschehen, als sie und Rap in den Flammen verschwanden?«
    »Ihre Erinnerung scheint ein wenig durcheinander.«
»Ah!« Sagorn wandte sich ab. »Ich brauchte ein paar Fakten mehr.«
    Kade erhob sich aufgebracht. »Ein Grund, warum ich herkam, war, daß ich Euch versichern wollte, daß die

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