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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Boshaft erklang Raps Stimme hinter ihr. »Inissos Kammer!«
    Sie drehte sich um, und das magische Portal war bloß eine schwarze Stelle unter dem Mittelbogen. Die Seitenbögen, die ihn umrahmten, waren einfache Fenster mit durchsichtigem Glas. Verwundert starrte sie hinaus. Weit unter ihr lagen die schneebedeckten Dächer und Zinnen der Burg, und dahinter lag Krasnegar selbst, das weiß und steil zum weit entfernten Hafen abfiel, eine schneeweiße Ebene, die unter dem Mond silbern leuchtete. Aus jedem Schornstein stieg eine Rauchfahne auf und erhob sich langsam in die kristallklare Luft. Ihr Herz machte einen Satz bis zu ihrer Kehle, und sie spürte, daß die Tränen nur zum Teil auf die Kälte zurückzuführen waren.
    Zu Hause! Endlich zu Hause!
»Das Fenster! Was hast du damit gemacht?«
    »Ich habe es verschwinden lassen. Üble Dinger sind das. Ohne bist du besser dran. Aber wir Zauberer haben einen eigenartigen Sinn für Humor – auf dieser Seite ist das Portal immer eine richtige Tür. Vergiß nicht das magische Wort, oder du fällst die Treppe dahinter hinunter. Ah! Da ist das Problem!«
    Er war in der Dunkelheit kaum zu sehen, als er zum westlichen Fenster ging, das aufgeweht war. »Defektes Schloß!« sagte er und schloß es wieder. »Da!«
    Jetzt konnte Inos ihren Atem als eine weiße Wolke sehen. Sie konnte spüren, wie die Kälte in ihren Lungen schmerzte. Sie war auf dieselbe Weise nach Krasnegar zurückgekehrt, wie sie es verlassen hatte, durch Zauberei, und alles an derselben Stelle.
    »Rap? Was hast du damit gemeint, als du sagtest, magische Fenster machen keine Prophezeiungen?«
     
    »Nun, auf gewisse Weise schon. Aber die Prophezeiungen neigen dazu, sich eher selbst zu erfüllen.«
    »Doktor Sagorn hat gesagt…«
»Sagorn weiß nicht halb so viel, wie er glaubt«, meinte Rap. »Und er hat magische Fenster falsch verstanden! Ein Fenster zeigt nicht, was das beste für einen Menschen ist. Es kümmert sich nicht die Bohne um sein Wohlergehen, ganz anders als ein Hexenspiegel. Fenster sind unbeweglich und interessieren sich nur für das Wohlergehen des Hauses. Inissos Haus in diesem Fall.«
    »Ich bin nicht sicher, daß ich dir folgen kann. Wie konnte die Vision, daß ein Kobold dich tötet, irgend jemandem helfen?«
    »Dadurch habe ich erkannt, daß er wichtig ist, und so habe ich ihm geholfen, als er in Hub war. Die Kobolde werden einen König haben. RavenTotem ist eines der nördlichsten Dörfer, und Little Chicken wird um meinetwillen Krasnegar nicht angreifen! Er wird die Stämme gen Süden führen. Ein anderer König würde das vielleicht nicht tun.«
    »Oh!« Inos war skeptisch.
    »Magische Fenster sind böse!« beharrte Rap. »Dieses ist daran schuld, daß ich mir von Sagorn sein Wort der Macht erschwindelt habe, und es hat dafür gesorgt, daß Kalkor Gathmor tötete. Rasha hat ein magisches Fenster erschaffen – kein sehr gutes allerdings, wie ich zugeben muß –, aber es hat sie zu dir geführt, und das hat mich ins Spiel gebracht, und sieh dir an, was dann geschehen ist! Es hat das Wohlergehen von Arakkaran über das ihre gestellt. Keinerlei Dankbarkeit.«
    Inos wollte nicht streiten, doch es sah so aus, als hätte das Fenster alles so arrangiert, daß sie wieder zurückgekehrt war, in Begleitung eines Zauberers, damit sie Anspruch auf ihren Thron erheben konnte, und in diesem Fall…
    »Achte darauf, wo du hintrittst.« Ein Licht flackerte auf und beruhigte sich langsam. Rap hielt eine Laterne in der Hand. Das Zimmer war ein einziges Durcheinander von Bettzeug und achtlos hingeworfenen Kleidern. Sie sah auch leere Flaschen und die Überreste von Mahlzeiten.
    »Ich hatte keine Zeit, hier aufzuräumen«, erklärte er, als sie sich ihren Weg durch das Chaos bahnte. »Die Imps müssen hier oben Männer stationiert haben.«
    Die massive Tür war repariert worden, vermutlich von Rap. Sie öffnete sich leise, und er führte Inos die gewundene Treppe hinunter. Ihr Herz pochte schmerzhaft, und ihre Kehle wurde furchtbar trocken.
    Auf halbem Wege blieb er stehen. »Alles klar«, sagte er nach einer Weile. »Der ganze Turm ist menschenleer. Und alles ist ein einziges Durcheinander!«
    »Rap! Gerade fällt mir etwas ein! Vor Monaten bin ich diesen Turm hinaufgestiegen und verschwunden. Jetzt tauche ich wieder auf und steige die Treppen hinunter… Was soll ich sagen, wenn man mich fragt, wo ich gewesen bin?«
    »Ignoriere sie!« antwortete Rap sarkastisch. »Sag ihnen, du seist am Verhungern und

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