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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handgelenk ein wenig fester. »Vorsichtig jetzt!«
     
    Entsetzen!
     
    Sie wurde wieder in Dunkelheit und arktische Kälte getaucht und spürte den Schnee unter ihren Füßen. Ein Aufprall nahm ihr jede Orientierung, und sie schrie auf. Sie zitterte.
     
    »Verzeihung. Ich kann uns nicht aus der Burg hinauszaubern. Hier – hier hindurch.«
    Ihre benommenen Augen erkannten allmählich wieder das Licht des Mondes und eine Öffnung. Sie erkannte das Seitentor und stolperte hindurch, ein sichtbarer Rap direkt hinter ihr, hinaus auf den Hof vor der Burg, der vom hochstehenden Mond mit Silber übergossen wurde.
    Der Himmel war eine Eisenschüssel, in der sich nur wenige Sterne zeigten. Die tödliche Kälte prickelte in ihren Nasenlöchern, und ihre Augen tränten. Ihr Atem war ein Nebel in allen Regenbogenfarben, doch es war windstill, und der Rauch aus den Häusern stieg in geraden Säulen in der Farbe des Mondlichts zum Himmel.
    »Warum kannst du nicht –«
»Schutzschild.« Er nahm wieder ihr Handgelenk. »Wieder hinein.«
    Entsetzen! Sie stolperte, und er legte für einen kurzen Moment einen Arm um sie. Ihre Ohren sausten. Eine Fackel zischte in ihrer Halterung direkt vor Inos, und als sie sich umsah, erkannte sie Holzwände, Steinböden und einige geschlossene Türen. Sie befanden sich in einer der unzähligen überdachten Gassen, die Krasnegars Winteradern bildeten. Die Temperatur lag hier viel höher – vermutlich um den Gefrierpunkt.
    »Bereit für deine große Wiederauferstehungsszene?« Rap klang jovial, doch er betrachtete sie aufmerksam.
     
    Sie nickte. »Laß mich erst wieder zu Atem kommen. Das ist alles ein bißchen viel.«
     
    »In Ordnung. Niemand wird uns stören. Öffne deine Kapuze.«
    Sie fummelte an den Schnüren herum und hörte jetzt das gedämpfte Geräusch eines Gespräches ganz in ihrer Nähe. Ein Schild an der nächsten Tür verkündete, daß sich dahinter die Kneipe mit dem Namen Gestrandeter Wal verbarg, und zwischen dem Geruch nach Menschen und Talg konnte sie Fisch riechen. Jetzt wußte sie, wo sie war, unten am Hafen. Wie klein alles war! Wie eng und heruntergekommen!
    »Wir werden uns hier einige Jotnar suchen, und dann holen wir ein paar Imps.«
    »Angenommen, sie wollen nicht mitkommen?«
»Das liegt an dir. Hier, laß mich mal.«
    Er schob schroff ihre Kapuze zurück, als sie begann, ihren Mantel zu öffnen. Sie war sich seiner Nähe nur allzu bewußt, aber er benahm sich sehr geschäftlich und schien nichts davon zu merken. Etwas Geisterhaftes streifte ihr Haar.
»Jetzt sieh dich an!« Rap hielt einen Spiegel hoch. Sie konnte ihr Gesicht sehen – blaß, aber ernst, nicht erschreckt und verwirrt, wie es ihrer Meinung nach aussehen sollte. Ihr honigblondes Haar fiel in Wellen von ihrem Kopf, die so aussahen, als hätte eine der besten Friseurinnen Hubs sie soeben erst gelegt, und auf ihrem Kopf funkelte eine Smaragdtiara. Das Kleid, das durch ihren offenen Mantel zu sehen war, glitzerte unter den vielen Perlen und Ziermünzen, viel mehr als das Kleid, das sie bei ihrer Abreise angezogen hatte. Offensichtlich hatte Rap seine eigenen Vorstellungen davon, wie die Königin von Krasnegar aussehen sollte, doch vielleicht konnte er die Denkweise der Bewohner hier besser verstehen als sie. Ja, nicht schlecht!
    Und noch etwas… Sie konnte es nicht genau erklären, aber sie konnte glauben, daß sie eine Königin ansah. Lag das an ihr oder an ihm? »Rap! Diese Tiara gehört Eigaze! Ich habe sie mir bloß für den Ball des Imperators geliehen –«
    »Nein, jetzt hast du eine, die genauso aussieht.« Der Spiegel verschwand so unerklärlich, wie er aufgetaucht war. »Geschenk zur Krönung von mir. Ich habe auch Waffen, falls du sie brauchst. Jetzt geht dort hinein, Königin Inosolan, und erhebt Anspruch auf Euer Erbe!«
    Sie nickte stumm. Da trafen sich ihre Augen.
»Gibst du mir einen kleinen Kuß? Nur einen?«
    Sein tüchtiges, geschäftsmäßiges Gebaren verwandelte sich in Qual. »O Inos! Nicht einmal deine Hand!«
    Sie schloß die Augen. »Das wirst du mir noch erklären, weiß du. Wovor du Angst hast. Ich mache das nicht mehr mit!« Als sie die Augen wieder öffnete, hatte er sich umgewandt, um die Tür zu öffnen. Sie holte tief Luft und streckte ihr Kinn vor.
    Als die Tür sich öffnete, wurde Inos von Hitze, Tumult und dem Geruch nach billigem Bier überwältigt. In dem großen Raum war es dämmrig und vom Rauch der Öllampen ganz vernebelt. Unter der groben Holzdecke standen

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