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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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erkaufen und sie entsprechend gering schätzen.« Er lächelte schwach. Er würde so lange lächeln, wie sie nur über Geschäfte redete. Falls sie versuchte, ihm zu sagen, wie leer das Leben in Krasnegar ohne ihn wäre, würde er einfach verschwinden oder ihr sagen, sie wisse nicht, wovon sie rede.
    Also gab es nichts mehr zu sagen.
    Er sah sie fragend an und sagte, es sei nun Zeit. Ihr Herz hatte wild zu pochen begonnen, als erwarte es von ihr, daß sie die Arme ausbreitete und den ganzen Weg nach Krasnegar flog. Doch Rap würde sie per Magie dorthin bringen, und Rap würde sie beschützen – einige Tage lang, wie er dem Kobold erzählt hatte. Danach würde sie allein sein.
    Schwimmen oder untergehen. Gewinnen oder verlieren. Leben oder sterben.
    Aus diesen Möglichkeiten konnte sie wählen, und jetzt mußte sie sich unwiderruflich entscheiden: ein Schmetterling in Kinvale zu sein oder eine Ameise in Krasnegar. Jetzt! Sprich!
    Sie dachte an den Kobold. Auch er war wie ein Korn im Mühlstein zwischen zwei Welten gefangen gewesen, verführt von dem leichten Leben im Impire und heimgerufen durch die Pflicht. Das war vielleicht der wahre Grund, warum Rap sie bei Little Chickens Abreise hatte zusehen lassen…
    Wer war sie, daß sie einen Krieg anzetteln wollte? Mit welchem Recht bat sie Männer, in den Tod zu gehen, damit sie regieren konnte? Es blieb nichts weiter zu sagen, als »Gehen wir!« oder »Ich habe zu viel Angst.«
     
    Sie hatte es ihrem Vater versprochen. Entscheide dich!
    Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde, Eine ältere Dame kam herein – kurz und drall, tadellos gekleidet und mit Juwelen behängt, jedes Haar an seinem Platz.
    »Da bist du ja«, sagte Kade streng. »Master Rap, ich muß mich beschweren.«
     
    Er verbeugte sich vor ihr. »Eure Hoheit, es tut mir leid, das zu hören.«
    Kade nickte Inos kaum wahrnehmbar zu und sprach dann wieder Rap direkt an. »Ich habe mich ziemlich darauf gefreut, Kinvale wieder so zu sehen, wie es früher war, friedlich und ruhig. Angilki hat es in den letzten zehn oder fünfzehn Jahren ständig neu erbauen lassen, aber das wird jetzt aufhören.«
    »Tante!« wandte Inos unwirsch ein. »Worauf willst du hinaus?« »Mein kleines Wohnzimmer. Du weißt, wie gerne ich dieses kleine Zimmer habe!«
     
    »Ja, Tante, ich weiß, wie gerne du dieses kleine Zimmer hast. Na und?« »In der Nordmauer ist eine Tür, und ich bin ganz sicher, daß sie vor einer Stunde noch nicht dort war.«
     
    Inos richtete ihren Blick auf den Zauberer. »Rap?«
    In seinem vom Schatten verborgenen Gesicht leuchteten seine Zähne auf. »Ich dachte, hin und wieder wäre Euch ein wenig Gesellschaft ganz recht. Zum Beispiel zum Tee.«
    Inos starrte ihn einen Moment lang erstaunt mit offenem Mund an., Oh, Rap! Du meinst, daß diese neue Tür nach Krasnegar führt?« »Magisches Portal. Nützlich für Teepartys, Hungersnöte, Invasionen.«
    »Rap! Oh, Rap!« Plötzlich veränderten sich die Zukunftsaussichten. Sie würde sich an Kades Schulter ausweinen können. Sie hätte ein Schlupfloch für eine Flucht. Jetzt gab es absolut keinen Grund mehr, nicht weiterzumachen. Die Zweifel, die sie noch vor wenigen Minuten gehegt hatte, schienen ihr jetzt vollkommen absurd. Warum hatte sie gezögert?
    »Rap!« rief sie noch einmal, und sie sprang vom Stuhl auf und versuchte, ihn zu umarmen.
    Sie rannte in eine unsichtbare zähe Flüssigkeit, die sie eine Handbreit vor ihm zum Stehen brachte. Sie sah so etwas wie Panik in seinen Augen, und obwohl ihre Gesichter so nahe waren, schrie er sie an. »Närrin! Wie oft mußt ich es dir noch sagen? Das geht nicht!«
    »Rap!«
    »Niemals! Kein einziges Mal. Nicht einmal, um auf Wiedersehen zu sagen.«

Bold Lover:
    Bold Lover, never, never canst thou kiss, 
    Though winning near the goal –
    Keats, Ode on a Grecian Urn 

(Kühne Liebende:
    Nie wirst du küssen können, o kühne Liebende,
     
    obwohl dem Ziel du nahe kommst –)

Elf
    Kein Hindernis

1
    Raps Geschmack im Hinblick auf Innenausstattung konnte mit Angilkis nicht mithalten. Kades privater Salon war klein, aber wundervoll harmonisch gestaltet. Die Wände waren mit einer pinkfarbenen Rosentapete dekoriert, und die Holzarbeiten waren glatt und in glänzendem Weiß gehalten. Die neue Tür aber bildete eine Wucherung von sonderbarer Größe – mahagonibraun, dicht mit Schnitzereien überzogen, übergossen mit Runen aus Gold und Kupfer, die in den Augen schmerzten. Sie paßte einfach nicht ins Zimmer.
    »Ich

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