Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
frag, was es zum Frühstück gibt.«
     
    »Rap!«
    Er stieg weiter die Stufen hinab, und sie folgte ihm. »Sie werden nicht fragen. Du bist Königin, und Monarchen fragt man nicht aus. Starre sie einfach an, wie ein Imperator.«
    Er hatte leicht reden – er war ein Zauberer. Sie würde das Anstarren erst üben müssen.
    Sie betraten das Schlafgemach ihres Vaters. Die Matratze lag zwischen schmutzigen Strohballen auf dem Boden. Einige Überreste von Möbeln waren noch da, doch der Rest mußte als Feuerholz verbrannt worden sein. Auf den beiden Porträts über dem Kamin hatte man die Gesichter mit Kohle übermalt, und beide Bilder hatten als Zielscheibe für Wurfübungen mit dem Messer gedient. Überall lagen Lumpen, Flaschen und Geschirr herum. Zorn begann in ihr zu brodeln und sie zu wärmen.
    Das nächste Zimmer sah genauso übel aus. Im Salon war es noch schlimmer, obwohl er mit seinen verkohlten Teppichen und dem zerbrochenen Geschirr zugegebenermaßen schon verheerend dort ausgesehen hatte, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Am Kamin breitete sich ein unheilvoller Fleck aus.
    Der Audienzsaal ließ vermuten, daß er erst kürzlich benutzt worden war
– es war noch warm, im Kamin glühte noch Asche, und das Bettzeug war zerwühlt. Hier lebten vier oder fünf Männer, schloß sie. Man hatte ihr Zuhause besudelt. In ihren Adern kochte ihr Jotunnblut.
    Auf der letzten Stufe blieb Rap stehen, und sie hörte ganz schwach Musik und Geschrei. Ihr Herz klopfte beinahe ebenso laut. Die Laterne verschwand. Dann umfaßte Raps: starke Hand ihr Handgelenk.
    »Unsichtbarkeitsbann«, flüsterte er.
    Vorsichtig tasteten sie sich Stufe für Stufe weiter nach unten. Vor ihnen ergoß sich ein schwacher Lichtschein um die Mauer, und sie geriet ins Stolpern – nicht nur, daß kein Rap vor ihr war, sie konnte auch ihre eigenen Füße nicht sehen. Doch er stützte sie, und vorsichtig betraten sie das Thronzimmer, mitten hinein in den Tumult.
    Auch hier lag Bettzeug herum, und im Kamin glühte heiß der Torf. Der Thron selbst war fortgebracht worden, doch als sie ihre Augen hob, um durch den Bogen in die Große Halle zu blicken, saß sie ihn dort in der Mitte stehen. Ein junger Mann saß darauf, mit einem Mädchen auf dem Schoß.
Tische waren so aufgestellt, daß sie eine Tanzfläche freiließen. Weitere Männer lümmelten sich an diesen Tischen, mit noch mehr Mädchen. Sie lachten und johlten, während sie zusahen, wie in der Mitte unbeholfen zwei Mädchen tanzten. Irgendwo an einer Seite schmetterte ein kleines Orchester eine disharmonische Melodie. In den großen Kaminen züngelten Flammen empor.
    Mädchen. Keine Frauen. Alle sahen jünger aus als Inos, und die meisten hatten keine Kleider an. Sie spürte, wie ihr die Galle hochkam. Nicht nur die Wärme ließ sie schwitzen. Azak! Pixies…
    Die Männer waren alle Jotnar. Einige hatten angefangen, sich auszuziehen. Sie waren groß. Inos hatte vergessen, wie groß Jotnar sein konnten. Diese hellhäutigen Jungen waren einschüchternd groß… die meisten waren noch Jugendliche. Einige waren schon älter, aber sie konnte keinen sehen, der eine Spur von Bart trug. Der auf dem Thron mußte Greastax sein. Er war nicht viel älter als ein Junge, und er sah genauso aus wie ein junger Kalkor. Er würde sterben, und wenn sie ihn eigenhändig töten mußte.
    Doch Nordland-Krieger trennten sich niemals von ihren Waffen, auch nicht, wenn sie das Winterfest feierten.
    Hier und da erkannte sie Bedienstete des Palastes, die mit Flaschen und Tellern hin und her eilten. Einige der Mädchen kannte sie ebenfalls. Ein paar waren ihre Freundinnen und jüngere Schwestern von Freundinnen. Kinder!
    Vielleicht gab es keine älteren Frauen mehr für diese Scherze?
    »Götter!« murmelte sie verhalten. »Götter, Götter, Götter!« »Einundvierzig!« flüsterte Rap befriedigt. »Und alle sind verantwortlich für das hier. Hast du immer noch Skrupel?«
    »Keinen einzigen! Sie werden sterben! Alle!«
»Gut. Laß uns ein wenig schneller gehen, ja?«
    »O ja!« Sie sah, wie ein weiteres Kleid zerrissen wurde, und sie konnte sich vorstellen, welche Art der Unterhaltung nun folgen würde. Beinahe hätte sie ihrem Hofzauberer befohlen, diese Unmenschen genau wie Kalkor niederzustrecken. Aber das wäre zu einfach. Wenn sie ihr Königreich mit weltlichen Mitteln erhalten wollte, mußte sie es auch durch weltliche Mittel gewinnen… oder zumindest mußte es so aussehen.
    Raps unsichtbare Hand umfaßte ihr

Weitere Kostenlose Bücher