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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann grinste er breit und zeigte seine übergroßen Zähne. Er hielt seinen fleischigen Arm gegen einen von Raps Armen, um sie zu vergleichen. Die Zuschauer brachen in anerkennendes Gelächter aus.
    »Dies ist Little Chicken!« erklärte Darad. »Sohn des High Raven. Von ihm werdet Ihr in Zukunft noch mehr zu sehen bekommen. Mehr als Euch lieb ist, würde ich sagen!« Er lachte und übersetzte seinen Witz für die anderen. Sie fanden ihn ebenso lustig.
    High Raven mußte der Anführer sein. Diese Tatsache und seine Größe erklärten das überlegene Verhalten des jungen Mannes.
    »Muß ich gegen ihn kämpfen?« verlangte Rap zu wissen, und er betrachtete unbehaglich Little Chickens eindrucksvoll breite Arme und Brustkorb.
    »Haltet einfach Euer Ende hoch!« Darad lachte wieder.
    Der Anführer bellte einen Befehl. Little Chicken, das kleine Huhn, nickte und griff nach Raps Handgelenk. Die Kobolde respektierten Mut; Rap konnte all diesen Spott und die schlechte Behandlung nicht länger ertragen. Er zerrte seinen Arm weg und schlug schnell mit seiner anderen Hand zu. Er traf ins Leere. Er hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was das bedeutete, denn Little Chicken übermannte ihn mit einem linken Haken in den Magen und warf ihn flach auf den Boden. Schwach hörte er, wie die Zuschauer in fröhliches Gekreische ausbrachen.
    Little Chicken war vielleicht kleiner, aber offensichtlich verfügte er über mehr Gewicht, kombiniert mit viel größerer Schnelligkeit. Er trat Rap, um sich den Punkt zu sichern, und sein Vater rief etwas, das wie eine Warnung klang. Also kniete sich Little Chicken lässig nieder, schnappte sich Rap und ging davon, während die Zuschauer weiter brüllten und schrien und auf der Plattform herumtobten.
    Rap, dessen Hände und Füße durch den harten Schnee schleiften, wurde entwürdigend zum Gebäude der Jungen hinübergetragen und dort in eine Ecke geworfen. Die Jungen drängten sich zusammen, um den immer noch benebelten Gefangenen in Augenschein zu nehmen. Sie fanden ihn genauso erheiternd wie die Älteren.

6
    Prinzessin Kadolan sah sich im Wohnzimmer, das nach Süden lag, um und bemühte sich, dabei nicht erwischt zu werden – sie fand es für eine Dame unziemlich, die Augen zusammenzukneifen, nur um besser sehen zu können. Sofort entdeckte sie das burgunderfarbene Kleid, nach dem sie suchte, sowie das hochgetürmte, honigblonde Haar. Sie ging gemessenen Schrittes hinüber und lächelte und nickte dabei einigen Freunden zu. Das große Zimmer war beinahe leer und zudem merkwürdig freudlos. Der Schnee, der draußen zu Boden fiel, dämpfte das Licht der Morgensonne und die normalerweise fröhlichen Töne von Angilkis Einrichtung.
    Auf der Suche nach dem hellsten Licht für ihre Zeichnungen hatte Inos es sich auf einem kleinen Zweiersofa am Fenster bequem gemacht. Ihr helles Kleid stach grell gegen das Winter weiß draußen und die Topfpflanzen drinnen ab. Hinter ihr, neben dem Fensterflügel, tickte eine übergroße Standuhr dahin, der unerbittliche Lauf der Zeit – ein Kontrast zu Jugend und Schönheit. Portrait einer Künstlerin…
    Kade wußte wohl, daß eine solche Haltung bei den meisten Frauen reine Pose wäre, doch Inos hatte sie aus reinem Instinkt eingenommen. Unmerklich hatte Kinvale ihr die Unbeholfenheit der Jugendlichen genommen, um eine ungeheuer schöne junge Frau aus ihr zu machen. Sie hatte an sicherem Auftreten und Anmut gewonnen und doch die Blüte ihrer Unschuld erhalten. Das würde sich natürlich geben, sobald sie sich dieser Veränderung selbst bewußt wurde, aber – wie Ekka vor einigen Minuten bemerkt hatte – das kleinste Problem war es jetzt, die möglichen Bewerber zu motivieren.
    Inos überflog eine Seite und runzelte die Stirn. Dann bemerkte sie, daß Kadolan sich ihr näherte, setzte sich gerade hin, stellte ihre Füße auf den Boden…
    »Bleib ruhig sitzen, Liebes.« Kade nahm an ihrer Seite Platz. »Bekommst du Heimweh bei diesem Schnee?«
    Inos warf ihr ein Lächeln zu, das eine ganze imperiale Legion außer Gefecht gesetzt hätte. »Der hier? Ich glaube nicht, daß ein Krasnegarer das Schnee nennen würde, Tante. Hier würde kein Pferd verlorengehen.«
    »Noch nicht einmal eine Kupfermünze. Nein, solange er nicht tiefer wird, kann man sogar noch eislaufen.«
    »Das hoffe ich«, sagte Inos und blickte glücklich aus dem Fenster auf die winterlichen Rasenflächen und Hecken. Erst vor wenigen Wochen hatte sie eislaufen gelernt – Eislaufen war keine

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