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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Halt, als sie beinahe nackt waren. Sie behielten nur ihre Lendenschurze an, dieselben unzüchtigen Kleidungsstücke, die er bei Kobolden in Krasnegar gesehen hatte. Mit schwirrendem Kopf und einem Klumpen im Magen rang er zitternd und schwitzend um Fassung. Mut! redete er sich zu. Tapfere Männer erbrechen sich nicht!
    Er zog sich bis auf Hemd und Unterhose aus und sah, wie seine Felle auf einen großen Haufen Wildleder bei der Tür geworfen wurden. Dann schrie ihn ein älterer, beinahe nackter Kobold an. Als er sah, daß Rap ihn nicht verstand, riß er ihm sein Hemd vom Leib und schmiß es wütend auf den Boden – anscheinend war es eine Beleidigung, im Haus ein Hemd zu tragen. Er schob Rap vor sich her in eine Ecke und befahl ihm durch Gesten, sich hinzusetzen. Rap, aufgewühlt durch diese beschämende Nacktheit, gehorchte erfreut, kauerte sich zusammen, umarmte seine Knie und machte sich klein.
    Das Gebäude bestand aus einem einzigen riesigen Raum, länger als König Holindarns große Halle, und war aus gigantischen Baumstämmen gezimmert. Die Mitte bildete den Ehrenplatz, eine niedrige Plattform aus Stein um eine glühende Feuerstelle, wo Darad sich bereits auf einem Haufen Fell ausstreckte und sehr zufrieden dreinblickte.
    Die Frauen kauerten um ein viel kleineres Feuer auf der gegenüberliegenden Seite der Halle, und die Sehergabe vermittelte Rap die Erkenntnis, daß sie Essen vorbereiteten. Keines der Feuer verfügte über einen Kamin; der Rauch weigerte sich, durch das Loch im Dach zu entweichen und schwebte über ihnen in einer weißlichen Wolke, die wie die Dünung des Meeres auf und ab dümpelte.
    Vermutlich war es nur bei den Feuern richtig warm – Rap hatte sich beim Eintreten von der plötzlichen Temperaturveränderung täuschen lassen; außerdem war er bekleidet gewesen. Dort wo er jetzt saß, auf der Erde, war die Luft eiskalt, und arktische Kälte fand ihren Weg durch Zwischenräume zwischen den Holzbalken. Sein Rücken schien zu Eis zu werden. Er zitterte, und mußte sich anstrengen, damit seine Zähne nicht klapperten. Vielleicht war der Gestank dort unten nicht ganz so schlimm, aber seine Augen brannten immer noch unerträglich. Es war unfair, von einem Mann Mut zu verlangen, wenn es so kalt war und so verqualmt.
    Die Frauen waren unsichtbar, verhüllt hinter voluminösen Wildlederkleidern, die bis auf den Boden reichten, ihre Köpfe bedeckt mit Schleiern aus gewebtem Stoff, und nur ihre Hände und Gesichter waren erkennbar. Die wenigen Koboldfrauen, die er in Krasnegar gesehen hatte, waren so vermummt gewesen wie diese, selbst im Sommer.
    Die Männer dagegen waren beinahe vollständig nackt, ihre dunkelkhakifarbene Haut glänzte fettig und zeigte im Schein des Feuers die grünliche Tönung, auf die die Kobolde so stolz waren. Sie trugen ihr schweres schwarzes Haar mit Fett zu einem Schwanz zusammengefaßt und ließen es wie ein Glockenseil über Schulter und Brust hinunterfallen. Alle Männer schienen klein zu sein, was zum Teil daran lag, daß Darad sie wie ein Schwan unter Wildenten überragte, aber sie waren dick und ihre Gliedmaßen breit und schwer. Rap fragte sich, wieviel davon Fett und wieviel Muskeln war; so leicht und locker, wie die Kobolde sich bewegten, mußte das meiste Muskeln sein. Ihre Augen hatten eine sonderbare Form und saßen in einem merkwürdigen Winkel in ihrem Gesicht. Ihre Gliedmaßen und Körper waren glatt, es zeigten sich jedoch schwarze Borsten um den Mund herum – Kobolde hatten große Münder, voller Zähne, die viel zu groß und spitz waren.
    Darad ließ sie alle wie Zwerge erscheinen. Sein blaßrosa Jotunnkörper war mit gelbem Haar überzogen, doch auch er hatte viele Narben und Tätowierungen. Andors zarte Unterwäsche hing in Fetzen an ihm und rief laute Heiterkeit hervor, bis angemessen große Unterwäsche gefunden war, die er als Ersatz anziehen konnte. Er hatte den dicksten Teppich bekommen, gleich neben dem Anführer, und zwei junge Mädchen waren angewiesen worden, sein Fell mit Fett einzureiben. Er sah aus wie ein weißes Walroß zwischen Seehunden, hielt ein Getränk in der Hand und wurde von Bewunderern umlagert. Offensichtlich schien er sich auf einen schönen Abend zu freuen.
    Wohlwissend, daß er auf sie genauso merkwürdig wirken mußte wie die Kobolde auf ihn, war Rap froh, wenn er so unauffällig wie möglich bleiben konnte. Aber er sah nicht nur fremd aus, er roch auch fremd. Seine Sehergabe warnte ihn, und er drehte sich hastig um und

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