David Garrett - die exklusive Biografie

das den Blick freigab auf die Brust und die Schmuckstücke, die David gewählt hatte, darunter ein silbernes Kreuz. Mit leicht geneigtem Kopf schien David die Zuschauer anzublicken.
    Schnell zeigte sich jetzt auch, dass die DEAG ihr Geschäft verstand – die Marketingmaschinerie lief an. Im Dezember 2007 trat David in der von der ARD ausgestrahlten José Carreras Gala auf. In der weihnachtlich gestimmten Sendung war Garrett von Kerzen umringt auf der Bühne zu sehen. Wer zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, wen er da vor sich hatte, bekam Nachhilfe in Form von Bildern, die während des Auftritts eingespielt wurden: Der kindliche David im Jahr 1990 mit José Carreras oder den jugendlichen David mit Luciano Pavarotti im Jahr 1996 zeigten Erinnerungen daran, dass auf der Bühne ein erwachsen gewordenes Wunderkind stand, das schon immer Kontakt mit weltberühmten Musikern pflegte.
    Insgesamt war 2007 ein für David ereignisreiches Jahr. Er tourte durch Europa und Asien und gab Konzerte mit den Duisburger Philharmonikern. Er trat bei dem Festival »The Next Generation« in Dortmund, bei »Classical Spectacular« in der Londoner Royal Albert Hall sowie bei den »Last Night of the Thurn und Taxis Proms« in Regensburg auf. Darüber hinaus bestritt er gemeinsam mit der Pianistin Catherine Gordeladze ein Duo-Programm. Den abschließenden Höhepunkt des Jahres bildete ein Konzert im Barbican Centre mit dem London Philharmonic Orchestra unter Simon Wright. Allerdings sollte gerade dieses Ereignis zu einem wahrhaft niederschmetternden Erlebnis werden.
Ein folgenreicher Ausrutscher
    Davids gesamte Familie hatte ihn bei diesem Konzert besucht und sollte nun Zeuge werden, wie David ein Vermögen ruinierte. Nach dem Ende der Veranstaltung verließ David das Gebäude, um sich mit seinen Eltern und Geschwistern zu treffen. Auf dem Rücken trug er wie so oft den Geigenkasten mit seiner Guadagnini. Über Jahre hatte er das Instrument im Wert von einer Million Euro abbezahlt und gerade die letzte Rate überwiesen. Nun endlich gehörte die Geige ihm.
    David hatte es eilig, war noch euphorisiert vom Erfolg des Konzertes und freute sich auf das Zusammentreffen mit seiner Familie. Zügig trat er auf die Treppe hinaus. Doch hatte er vergessen, dass es ein regnerischer Tag in London gewesen war – und rutschte aus. Fatalerweise fiel er auf den Rücken und damit auf den Geigenkasten, der sein wertvolles Instrument barg. Es war wie eine Szene aus einem Stummfilm: David schlitterte mit Armen und Beinen rudernd die Stufen hinunter und blieb verdutzt liegen.
    Das Unglück wurde von der gesamten Familie beobachtet. Davids Mutter rannte herbei und fragte, ob ihm etwas passiert wäre. Doch David reagierte überhaupt nicht, er erkundigte sich seinerseits nur, ob die Geige den Sturz heil überstanden hätte. Hatte sie nicht: David war mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Geigenkasten gefallen und hatte diesen regelrecht zerquetscht. Die Geige war dabei stark beschädigt worden, sie war an mehreren Stellen gebrochen. David stand bei dem Anblick, der sich ihm bot, unter Schock. Für ihn war es, als sei jemand gestorben, als hätte er seinen einzigen und engsten Freund verloren. David blieb auf dem Boden sitzen, bis er sich so weit erholt hatte, dass er einen befreundeten Geigenexperten in London anrufen konnte.
    Man traf sich mit dem Experten noch am selben Abend auf dem Parkplatz des Barbican Centre für eine erste Diagnose. Der Schaden, das stand bald fest, war zwar groß, aber nicht irreparabel. Die Wiederherstellung der Geige dauerte ein Dreivierteljahr und kostete rund 50 000 Euro – eine Summe, von der David lange nur träumen konnte, die sich jetzt allerdings aufbringen ließ, denn das Jahr 2008 bedeutete den Beginn seiner zweiten Karriere, seines großen Erfolgs.
    Das Album Virtuoso stieg zwar nicht in die oberen Ränge der Charts auf, in Deutschland erreichte es als höchste Position nur den 32. Platz. Doch es wurde zu einem Dauerbrenner, der sich mehr als 40 Wochen in den Charts hielt. Ohnehin war die CD nur ein Teil der Strategie, die die DEAG für ihren neuen Schützling entwickelt hatte.
Der Hintermann
    An der Entwicklung des Phänomens David Garrett und an dessen nun steil ansteigender Karriere hatten die DEAG Deutsche Entertainment AG und vor allem der Leiter dieses Unternehmens, Peter Schwenkow, entscheidenden Anteil. Die