David Roth und andere Mysterien
ist Miles.“
„Aha. Sind deine Freunde alle gruselig?“, fragte ich angespannt.
„Meinst du schwul?“ Sie runzelte besorgt die Stirn. „In diesem Fall … nein, nur Miles.“
„Ich meinte nicht … homosexuell. Ich meinte gruselig.“
„Du bist also nicht schwulenfeindlich?“, fragte sie mit einem erleichterten Seufzen.
„Lass mich folgendes sagen: Sollte er es je wagen, mir den Hintern zu tätscheln, vergesse ich mich eventuell.“
Linda verstand, dass ich scherzte, und lachte befreit. „Dann ist’s okay. Ich wusste ja nicht, wie das in Finnland so ist. Akzeptiert man Homosexuelle bei dir zu Hause?“
„Nein“, erwiderte ich kalt. Und wahrheitsgemäß.
„Oh.“ Sie sah aus, als fände sie das traurig. Im nächsten Moment lächelte sie mich wieder an und betrat vor mir das Haus.
***
Es war angenehm kühl in den geräumigen Zimmern. Die meisten hatten bisher lediglich kahle, graue Betonwände zu bieten, doch in einem hatte man eine Küche installiert. Ein runder Esstisch für zwei Personen stand ebenfalls bereit. Von der Küche führte eine Glastür auf eine mit Holz befestigte Terrasse mit scheinbar unendlichem Strandblick. Hier schwankten ein deutlich größerer Plastiktisch und ein paar Stühle in der salzigen Brise. Zwei rothaarige Frauen, die einander sehr ähnlich sahen, breiteten eine mit grünen Oliven bedruckte Tischdecke darauf aus – ein Kampf gegen den Wind. Hoffentlich hatten sie einen Plan, wie sie den Tisch irgendwie vor der starken Brise retten konnten.
Ich folgte Linda, und Linda folgte anscheinend den lachenden Stimmen, hinein in einen Raum, der wie ein werdendes Arbeitszimmer wirkte. Man hatte einen großen Mahagoni-Schreibtisch in die Ecke verbannt, überall schossen weiße Plastikeimer aus dem mit Zeitungen ausgelegten Boden. Eine Handvoll Männer und eine Frau tunkten Malerrollen in die fröhlichen Farben: grasgrün, himmelblau, sonnengelb.
Einer von ihnen war Miles, der „Tadah!“ rief und dabei den Eimer, den er mir geklaut hatte, mit theatralischem Überschwang öffnete. Die blonde Frau jubelte entzückt, als sie das helle Terrakotta sah, und ihre hellgrünen Augen strahlten glücklich. Alles an ihr strahlte. Sie war so hübsch, dass ich einen Moment lang nur starren konnte. Aber sie erinnerte mich auch an jemanden.
Bevor ich darüber nachdenken konnte, entdeckte ich den Giftfrosch. Er musterte mich kühl, und ich kam nicht umhin, überrascht zu sein, weil ihm das dunkelblonde Haar heute offen und lang über die Schultern fiel. Er sah tatsächlich giftig und gefährlich aus, als er sich über den neuen Farbeimer beugte und mich anstarrte. Ich schaute desinteressiert zurück, dann wandte ich den Blick von ihm ab. Ich hatte nicht vor, mir meine gute Laune vermiesen zu lassen.
Außerdem musste ich aufmerksam bleiben. Wer wusste, ob uns nicht jemand gefolgt war und wo sich Steve im Moment aufhielt? Schlimmstenfalls in der Nähe. Dämonen waren meisterhaft darin, sich zu tarnen.
In diesem Augenblick kam Em auf mich zu und begrüßte mich herzlich. Auch die anderen waren froh, mich zu sehen. Em, Miles und David waren mir schon bekannt; die blonde Schönheit wurde mir als Joanna vorgestellt. Die rothaarigen Zwillinge Eve und Wanda machten ebenfalls einen netten Eindruck, wenngleich sie nahezu ununterbrochen quasselten.
Zu acht begannen wir mit der Streicharbeit. Miles untersagte Linda, auf eine Leiter zu steigen, sodass sie letzten Endes schmollend auf dem Boden saß wie ein sehr trotziges Kind und mit einem kleinen Pinsel der Wand einen gelben unteren Rand aufmalte. Eve ließ das Gelb mit der warmen Terrakotta-Farbe verschmelzen, während ihre Schwester und Joanna sorgfältig den oberen Rand grün färbten, und wir, die Männer, den Rest mit Himmelblau strichen. Ich erkannte bald, dass Miles das Zimmer in einen Regenbogen verwandeln wollte. Wie passend.
Em und David kümmerten sich um die linke Wand, Miles und ich sorgten für die Seite mit den Fenstern. Dadurch kamen wir ins Gespräch und ich musste feststellen, dass mir Miles’ teilweise verrückte Weltanschauung gefiel. Es machte großen Spaß, mit ihm zu plaudern und zu scherzen, und eine Diskussion über den australischen Akzent entstand.
„Du musst unbedingt mal auf Youtube nach den Videos von Adam Hills suchen“, sagte er mir eifrig. „Das ist einer der besten Comedians des Kontinents.“
„ Der Beste“, widersprach David mit hörbarem Hochmut.
Miles hob das Kinn. „Pfüh!“
Ich warf
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