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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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dir sehr für diesen geografischen Exkurs.“ Der Frosch lächelte süßlich. „Einen so unverschämten Fehler werde ich garantiert nicht noch mal machen.“
    „Es freut mich, das zu hören“, erwiderte ich höflich und schob mir eine Gabel Nudelsalat in den Mund.
    Als Joanna mit einem Blech dampfender Meat Pies auf die Terrasse kam, starrten wir einander immer noch an, ich heftigst bemüht, dem anderen nicht mein Schmunzeln zu zeigen. Nichts geht über eine herrliche Feindschaft – das hatte ich doch schon einmal gedacht, auch im Zusammenhang mit diesem Frosch namens David.
    „So, meine Herren!“, rief Joanna stolz und stellte rasch das Blech ab. Offenbar war die Hitze bereits fast durch das nasse Tuch in ihrer Hand gedrungen. „Lasst es euch schmecken. Die sind genau richtig geworden.“
    „ Kiitos “, sagte ich und fing ihren Blick auf. In genau diesem Moment wallte eine kurze Brise auf und griff ihr ins Haar. Sie war nordisch blond, als käme sie direkt aus meinem Land. „Weißt du jetzt, was das heißt?“
    Sie grinste und tat, als müsse sie scharf nachdenken. „Hm … vielleicht danke?“
    Ich ignorierte Davids übertrieben genervtes Seufzen und lobte Joanna. „Gut, richtig. Das andere?“
    „ Hallo ?“
    „Annähernd richtig. Ich meinte Guten Tag . Wenn dir Hallo lieber ist, kann ich ja beim nächsten Mal Terve oder Hei sagen.“
    David prustete – und stopfte sich offenbar leicht eingeschüchtert ein Stück Baguette in den Mund, als er von Joannas vernichtendem Blick getroffen wurde.
    In diesem Moment, mit der ärgerlichen Falte zwischen den Augenbrauen, den vollen und zusammengepressten Lippen, dem hellblonden Haar, erinnerte sie mich heftig an Elin, eine lang verflossene Liebe. Ihr grausamer Tod, von einem Dämon verursacht, verfolgte mich unverändert. Ich glaubte einen Augenblick lang, jemand hätte mir das Herz aus der Brust gerissen und es auf das heiße Blech fallen lassen.
    „Guten Appetit“, sagte sie zu uns beiden, mit einem weiteren düsteren Blick auf David, und ging zurück ins Haus.
    Ich griff, ganz benommen von der Erinnerung, in die Kühlbox neben dem Tisch, holte blind eine Bierflasche heraus, köpfte sie und setzte sie rasch an meine Lippen. Ich spürte, wie Schweiß kitzelnd über meinen Rücken und meine pulsierenden Schläfen rann.
    „He“, murrte David. „Australisches Bier genießt man.“
    Ich grunzte abwehrend. „Finnischen Vodka auch.“
    „Außerdem gehört das mir. Bring your own, schon mal gehört? Das ist üblich hier in Down Under. Und ich bin der Einzige von uns, der Tooheys Old trinkt.“
    Fragend hielt ich ihm die Flasche entgegen. „Willst du sie wiederhaben?“
    Seine Augen leuchteten wütend. „Nein. Merk’s dir einfach. Wenn wir nichts anderes sagen, heißt das für dich: Bring your own.“
    „Gut, alles klar. Noch mal werde ich einen so unverschämten Fehler nicht machen.“ Weil ich keine Lust mehr darauf hatte, mit ihm zu essen, stellte ich die Bierflasche vor ihn hin, schnappte mir die letzte Scheibe Baguette und eine Olive von meinem Teller und kehrte in den halb gläsernen Flur zurück.
    Und als ich ein einziges Mal nicht anders konnte und grimmig nachschaute, ob David auf der Terrasse geblieben war, sah ich ihn durchtrieben und triumphierend grinsen. Genüsslich biss er in einen dampfenden, sicher köstlichen Meat Pie.
    Mir wurde bewusst, dass ich einen Fehler gemacht hatte: Das nächste Mal musste ich ihm die Stirn bieten und durfte mich nicht vertreiben lassen.
    Er wollte Krieg? Gut. Den konnte er gerne haben!

Im Visier
     
    David ließ sich Zeit und ich war froh darüber. Immer wieder zog sich jemand zurück, um zu essen, und die Arbeit ging voran. Bis dreizehn Uhr hatten wir die einzige Wohnzimmerwand und die Hälfte des Schlafzimmers fertig. Mein Geschmack war das nicht, Miles hingegen war hin und weg. Um eins, als ich mich von Lindas Freunden verabschiedete, schlang er kichernd die Arme um mich und dankte mir, indem er mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange drückte – zur allgemeinen Belustigung.
    Mit hochroten Wangen schwankte ich aus dem Haus. Auf der Flucht vor Joanna, einem Homosexuellen und einem durchtriebenen Giftfrosch.
    Nach der geballten australischen Lebensart fehlte nicht viel und es wäre eine Beruhigung gewesen, Erik und den schwarzen Wagen zu sehen, mit dem wir uns möglichst unauffällig durch Sydney bewegen sollten. Beim Einsteigen verging diese Freude: Ich erinnerte mich an den Linksverkehr und fürchtete,

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