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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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versuchte, das Lachen zu unterdrücken, ich rechnete es ihr hoch an. Trotzdem kam ein Prusten aus ihrer Nase, und sie vergrub rasch das Gesicht in den Händen, um Herrin ihrer Heiterkeit zu werden.
    Zu meiner großen Verlegenheit musste auch ich lachen. Leise zwar, aber deutlich.
    David zeigte mit einem triumphierenden „Ha, du grinst!“ auf mich und Linda schwärmte: „Wow, du hast ein Wunder vollbracht! Eine Sensation! Bei uns wirkt er zwar alles andere als brummig, aber bei dir ist das etwas ganz anderes, David. Freu dich!“
    David sah stolz aus, deshalb brachte ich es nicht übers Herz, ihm böse zu sein oder Streit zu provozieren. „Lass uns losfahren“, sagte ich zu Linda. Sie nickte bereitwillig und lief barfuß über den Sand zu ihrer Tasche und ihrem Handtuch, um alles einzusammeln.
    „Lauri?“
    Zuerst war ich überzeugt davon, dass ich es mir eingebildet hatte. Als ich David in die Augen blickte, wurde ich jedoch bestätigt. David hatte mich zum ersten Mal mit meinem Namen angesprochen, ohne Spott und Berechnung. Aber natürlich nicht ohne sein charakteristisches Schmunzeln, das in jeder Sekunde frech auf seinem Mund zu schweben schien.
    Ich blinzelte, geblendet vom Sonnenuntergang und den winzigen Sandkörnchen, die der Wind herantrug. „David?“
    „Fährst du mich heim?“ Er sah sofort, wie skeptisch ich war, und ergänzte ruhig: „Kirribilli – das Viertel, in dem ich wohne – liegt ziemlich direkt auf dem Weg. Du musst über die Brücke und links runter, nach North Sydney, in einem Schlenker unter der Brücke durch, in Richtung Milsons Point, und schwupps, du bist auf der Halbinsel. Von dort geht’s in höchstens einer Viertelstunde rüber nach Waverton.“
    „Aha. Was ist mit Lindas Ford?“
    „Der ist verschwunden.“
    „Was?!“
    „Erik wollte ihn holen.“ David schluckte und senkte den Blick. „Er und der Wagen sind weg. Ich habe Miles angerufen und er sagte, er habe von der Villa aus gesehen, wie er einstieg und losfuhr. Offensichtlich ist er nicht angekommen.“
    Das war gut zu wissen. Fluchend holte ich das Handy aus meiner Jeanstasche und tippte eine Massen-SMS. Ich hoffte, das würde die letzte für ein paar Tage sein. Ich hatte nicht mit soviel Drama gleich zu Beginn gerechnet.
    Ich steckte das Handy zurück.
    David legte den Kopf schief und schob die Lippen vor.
    Grimmig hielt ich seinem bittenden, nichtsdestotrotz Funken schlagenden Blick stand. Hatte ich Lust darauf? Nein. Hatte ich eine Wahl? Nein. Wenn ich ablehnte, blamierte ich mich vor Linda, gönnte David einen großartigen Triumph und benahm mich so kindisch, dass ich mir nie wieder in die Augen schauen könnte.
    „Meinetwegen“, murrte ich schließlich und schaute von seinem breiten, wissenden Grinsen zu seinem Surfbrett. „Und wie soll dieses Ding in meinen unauffälligen Wagen passen?“
    „Dieses Ding stelle ich bei Miles ab“, entgegnete David düster. Seine Augen blickten schärfer. Ich hatte mit seinem Brettchen offenbar einen wunden Punkt getroffen.
    „Das würde noch einen Umweg für Linda und mich bedeuten.“ Na ja, einen kleinen Versuch war es allemal wert.
    David schüttelte den Kopf. „Unsinn. Das dauert zwei Minuten. Man schlängelt sich an einem Häuserblock vorbei und ist dort.“
    Genau deshalb war es so seltsam, dass Erik auf diesem Weg hatte verschwinden können. Mitsamt einem schnuckeligen lila Ford. Die Dämonen von Australien schienen viel mächtiger zu sein als erwartet, und vor allem in der Überzahl.
    Ich dachte daran zurück, wie steil die Klippen von Bondi Beach in die Höhe ragten. Trotz der unverändert intensiven Hitze richteten sich die Haare auf meinen Armen auf. Ich atmete mehrmals tief durch, genoss das Gefühl, dass die salzige Luft reinigend in meine Lungen fuhr, und nickte mit zusammengepressten Lippen.
    „In Ordnung. Ich fahre dich nach Hause.“ Vielleicht würden wir auf dem Weg einen blutverschmierten, zerbeulten lila Ford finden. Mit einer Leiche darin.
    „Danke.“ David sah milde erleichtert aus, das war keine Überraschung. Er hätte auf irgendeine Weise nach Kirribilli kommen müssen. Busverbindungen hin oder her: Da draußen lief jemand herum, der es auf eine Freundin von ihm abgesehen hatte. Somit waren er und die anderen in Lindas Freundeskreis ebenfalls gefährdet, wenngleich nicht unmittelbar.
    Geliebte Menschen waren die besten Druckmittel. Ich dachte an Elins Tod, an Clara, Billy, die Mädchen und das ungeborene Kind zu Hause in Finnland. Mein Herz

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