Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
Vom Netzwerk:
befürchtet“, sagte David. Ich hörte, dass ein bitteres Lächeln auf seinen Lippen lag. „Jedenfalls ist er nicht da … und um ehrlich zu sein, auch, wenn es mir eine Gänsehaut verpasst, glaube ich nicht, dass er noch kommt.“
    Linda im Hintergrund keuchte und schluchzte gleichzeitig – eine merkwürdige Kombination.
    „Ich informiere meinen Chef und meine Kollegen, anschließend komme ich zu euch. Wo genau seid ihr in Bondi Beach? Am Strand?“
    „Genau, an der großen Sandsichel.“
    Ich zögerte. „In Waverton hat das Navigationssystem versagt.“
    „Hast du einen Stift und Papier? Ich erkläre dir den Weg.“
    Rasch stellte ich das Telefon auf Lautsprecher um. Mit einer Hand schrieb ich die Wegbeschreibung mit, die mir David mühelos und angenehm flott durchgeben konnte. Mit der anderen schickte ich eine Rund-SMS an Billy und alle Kollegen, in Form eines simplen Codes. Jemand musste nach Erik suchen und herausfinden, was ihn aufhielt.
    „Danke“, sagte ich zu David, legte ohne Verabschiedung auf und machte, dass ich ins Auto kam.
     
    ***
     
    In rekordverdächtiger Geschwindigkeit raste ich nach Bondi Beach. Die Wegbeschreibung war so exakt, dass ich den Parkplatz vor dem Strand ohne zu suchen erreichen konnte.
    Die Strahlen des rötlich schimmernden Sonnenuntergangs verliehen der Szenerie einen romantischen Anstrich, wie man ihn oft auf Karten sieht. Normalerweise hätte ich die Atmosphäre des Abends tief in mich aufgesaugt. Jetzt trieben mich mein Job und meine Sorge den Trampelpfad zum Strand hinunter, an dem tiefblaue Wellen gierig leckten.
    Ich sah David und Linda von Weitem. Linda trug einen wallenden weißen Rock, der in einer leichten Brise flatterte, und ein schwarzes Bikini-Oberteil. Sie hatte die Arme streng vor der Brust verschränkt und sah eher beleidigt als wütend oder ängstlich aus. Sie sagte etwas – der Wind verschluckte es – und lachte gemeinsam mit David. Er ging an ihrer Seite, in roten Badeshorts und einem weißen Hemd ohne Ärmel, ein aufwändig verziertes Surfbrett unter dem rechten Arm. Sein Haar fiel in einem wasserdurchtränkten Zopf schwer auf seine linke Schulter, über der ein Handtuch lag, und er strich den Zopf zurück, als hätte er meine Gedanken gehört. Alles wirkte so idyllisch, dass ich gerne die ganze Nacht an diesem Ort verbracht hätte.
    Ich stemmte mich gegen den Wind und lief den beiden entgegen. Als Linda mich sah, hellte sich ihr Gesicht unvermittelt auf. Sie schenkte mir ein Strahlen, David indes musterte mich lediglich aufmerksam und mit kaum merklich gerunzelter Stirn.
    „G’day, Lauri!“, sagte Linda mit ermutigender Fröhlichkeit. „Ist alles in Ordnung?“
    Ich wollte gerade antworten, als sie näher an mich herantrat und einen freundlichen Kuss auf meine Wange drückte. Ein Tornado aus Hitze wirbelte durch mein Gesicht. Och … musste das sein?
    Alles, was ich sagen konnte, war: „Dein Schmatzer war auf alle Fälle angenehmer als der von Miles.“
    Linda kicherte, begeistert von meiner ungewohnt schlagfertigen Antwort. Sogar David ließ zu, dass sich seine Lippen zu einem Grinsen weiteten.
    „Wissen du und deine Kollegen schon, was passiert ist?“, fragte er daraufhin ernst.
    „Mein Chef ist dran“, erwiderte ich schulterzuckend. „Fakt ist, dass die Schuld bei Erik liegt. Er hat gegen die wichtigste Regel verstoßen und das ist eine absolute Todsünde.“
    Davids Stirnrunzeln kehrte zurück, diesmal ganz offen. „Hast du versucht, ihn zu erreichen?“
    „Natürlich“, sagte ich kühl. „Ich mache diesen Job seit acht Jahren, David. Ich weiß, wie das alles funktioniert.“
    Ich hätte erwartet, dass David sich auf einen Streit einlassen würde. Stattdessen hob er die Augenbrauen und wandte mit einem Kopfschütteln und einem leisen Lachen den Blick ab, hin zum Meer.
    Innerlich seufzte ich. Ich wusste, das konnte ich nicht stehen lassen.
    „Danke für den Anruf“, sagte ich aufrichtig und kam mir dabei wie ein kleiner Junge vor, der von seinen Eltern dazu gezwungen wurde, sich bei seinem Erzfeind zu entschuldigen. „Du hast schneller reagiert als meine Kollegen.“
    Davids Augen richteten sich auf meine. Ich sah Schalk darin glühen und dachte: Oh-oh .
    „Es war mir ein Vergnügen“, säuselte er grinsend. „Früher habe ich dem Weihnachtsmann jedes Jahr einen Brief geschrieben und er hat nie geantwortet. Jetzt habe ich seine Nummer, und prompt nimmt er ab. Das war ein wunderschönes Erlebnis. Ach, Kindheit!“
    Linda

Weitere Kostenlose Bücher