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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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erst Eve und Wanda, dann Em und Joanna mit David.
    Der Giftfrosch fiel mir sofort auf, weil er eine weiße Box aus Pappe mit sich herumtrug, als wir alle gemeinsam zum Strand gingen. Eine köstliche, würzige Duftwolke schien darüber zu schweben. Leider machte er auf dem Weg zum Strand keine Anstalten, die Box zu öffnen oder ihren Inhalt – bestimmt Meat Pies – mit uns zu teilen.
    Heute war ich nicht alleine an Lindas Seite. Insgesamt fünf weitere Kollegen, alle Aussies und weiblich, hielten sich unauffällig in unserer Nähe auf. Es konnte kein zu langer Tag am Strand werden, denn eine dichte Wolkendecke hüllte den Himmel ein. Die Wetterfrösche hatten für den späten Nachmittag stürmische Regengüsse angekündigt, gegen Abend heftige Gewitter.
    Bisher störte das niemanden: Der Strand verschwand unter all den Badegästen, und Lindas Freundeskreis schien zutiefst entspannt, im Gegensatz zu mir. Eifrig wurden auf heißem Sand Handtücher ausgebreitet, Liegen aufgestellt, Bälle und Luftmatratzen aufgeblasen, Bier der verschiedensten Marken herumgereicht … und ich glaubte an jeder Ecke Steve oder seine nur allzu angriffslustigen Untergebenen zu sehen.
    Um mich abzulenken stieg ich aus meiner Kleidung in khakifarbene Badeshorts, und ignorierte die neugierigen Blicke der Aussies auf meine nahezu schneeweiße Haut. Wie sie alle rieb ich meinen Körper vollständig mit Sonnencreme ein. In Australien waren die UV-Strahlen so aggressiv, dass es unangebracht gewesen wäre, einen Tag ohne Schutz am Strand zu verbringen. Im Sommer formte sich alljährlich ein riesiges Ozonloch über der Antarktis, das sich bis auf den australischen Kontinent und Neuseeland ausweiten konnte.
    In Sydney und zahlreichen anderen australischen Städten hingen Plakate, meist speziell für Eltern und ihre Kinder, die slip, slop, slap empfahlen. Slip on a shirt, slop on sunscreen, slap on a broad-brimmed hat . Ein T-Shirt überziehen, sich mit Sonnenschutz eincremen und einen breiten Hut tragen. Ich hatte diese Plakate oft in Bondi Beach gesehen und empfand sie als wunderbare Möglichkeit, Aussie-Kindern ohne Angst beizubringen, auf ihre Gesundheit zu achten. Meistens zeigten sie eine lächelnde Seemöve – vermutlich konnten die wenigsten Kinder das freundliche Kerlchen ignorieren.
    Trotz des bevorstehenden Gewitters war die Hitze am Strand buchstäblich atemberaubend und erinnerte mich an die Zustände in einer zu warm gewordenen Sauna. Dieses Kulturgut nahm einen großen Platz im Leben eines jeden Finnen ein.
    Nach kurzem Blickkontakt mit einer brünetten Frau in einem knappen Badeanzug, der ihre üppigen Kurven wunderbar betonte, rannte ich los ins Meer. Ohne abzuwarten tauchte ich unter, Sand zwischen meinen Zehen, Wasser um mich herum. Das fröhliche Kreischen zahlloser Menschen riss abrupt ab, von der dröhnenden Stille des erfrischenden Meeres zum Schweigen gebracht. In meinen Ohren rauschte es, ich schwamm zielstrebig, und es war mir egal, ob ich irgendwann einen Hai streifen könnte.
    Als ich nach ein paar Minuten zurück in flacheres Wasser schwamm und an die Oberfläche kam, sah ich Linda, die mit Eve, Wanda und Em im Kreis stand. Sie warfen einander einen Ball zu, der sich mit Salzwasser vollgesogen hatte, immer wieder gegen ihre Oberkörper klatschte und schwerfällig durch die Luft schlingerte, bis er in Händen oder im Wasser landete. Miles, auf dessen nackter Brust Sonnencreme glänzte, machte es sich auf der Liege direkt neben Davids gemütlich, der entspannt und mit ebenfalls nacktem Oberkörper ein Buch in den Händen hielt, jetzt jedoch zu Miles schaute, weil der ihn grinsend angesprochen hatte. Sie lachten im Schatten eines großen originellen Sonnenschirms, der die exakte Form des australischen Kontinents hatte, dann ergriff David seine Pappbox, öffnete sie, fasste hinein und reichte Miles nichts anderes als die Spezialität, nach der es mich verzehrte: einen Meat Pie.
    Ich beschloss, eine kleine Wasserpause einzulegen. David mit einem regelrechten Schmöker zu sehen war befremdlich. Ich hätte ihm nicht zugetraut, dass er sich gern mit Büchern beschäftigte.
    Langsamen Schrittes – er sollte nicht herausfinden, dass er mich neugierig gemacht hatte – lief ich aus dem Wasser an den Strand, der sich glatt und fest unter meinen Fußsohlen anfühlte. Miles hatte bereits von seinem Meat Pie abgebissen, David versenkte die Zähne darin, als er bemerkte, dass ich auf die freie Liege neben ihm zulief und dabei sein

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