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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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möglich.
    „Na dann!“
    „Fahr los, du Frosch!“
    „Alles klar, Santa!“
    Wir lachten gleichzeitig – und konnten es wohl beide nicht glauben.
    Im Laufe der Fahrt hob ich meine Beine auf das Armaturenbrett und rechnete damit, dass er mir diese bequeme Position in seinem geliebten Jeep verbieten wollte. Aber er sagte nichts – er konzentrierte sich auf die Straße. Er fuhr schnell und gut. In Finnland war der Verkehr chaotischer. Kaum jemand hielt sich an die Regeln und Schilder. Ganz zu schweigen von der Gefahr, umzukommen, wenn man sich auf einem Zebrastreifen darauf verließ, dass der Wagen schon halten würde.
    „Sag mal …“, murmelte ich, weil ich es wirklich wissen wollte, „Was bedeuten die Aufkleber auf den Aussie-Autos? Fast jeder Wagen, den ich sehe, hat einen zu bieten.“
    David lachte. „Das ist ein Trend hier in Sydney. Je origineller und australischer ein Aufkleber, desto berühmter wirst du auf den Straßen. Meiner ist total harmlos. Es gibt auch beleidigende und anzügliche Sprüche mit sexuellem Unterton.“
    „Dafür reicht mein Englisch nicht aus“, entgegnete ich erleichtert.
    „Ach, das kann ich ändern, wenn du willst.“
    „Bitte nicht!“ Ich lachte, kramte meine eigene Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie auf, weil das helle Licht des Feuerballs eine gute Sicht auf den Verkehr nahezu unmöglich machte.
    „Wie du willst“, schnurrte er. „Sag Bescheid, falls ich dich aufklären soll. Oder bist du etwa verklemmt?“
    „Das wird nicht passieren. Zudem bin ich nicht verklemmt. Ich hab einfach genug von den Aussies auf Ems Jacht mitbekommen, um zu wissen, dass euer Humor sexuell und dreckig ist, und zwar immer.“
    David schnaufte. „Und? Sex ist nun mal ein tolles Thema für Witze. Worüber lachen beispielsweise Finnen?“
    In genau diesem Moment musste ich lachen. „Über Schweden und sonst nichts! Ihr Aussies bringt mich durcheinander.“
    „Das nehme ich natürlich als Kompliment“, sagte David stolz. Er plusterte sich sichtlich auf, trat energisch aufs Gas und brachte mich damit erneut zum Lachen.
    Wenig später erreichten wir Bondi, aber anstatt sich an den Klippen entlangzutasten, fuhr er dicht an der langgezogenen Linie des Strandes.
    „Ich habe mich für deine erste Lektion für eine einsame Bucht entschieden“, erklärte David. Jetzt klang er nach Lehrer, professionell und seriös. „Wir fangen mit Trockenübungen an, sollten die auf Anhieb funktionieren, wagen wir uns ins Meer. Vielleicht schaffst du es, auch dort auf dem Brett das Gleichgewicht zu halten. Wir werden sehen.“
    „Danke“, sagte ich schlicht.
    Die Bucht war wunderschön – verhältnismäßig klein, mit beeindruckenden Wellen, die sich gelegentlich zu etwas Größerem steigerten.
    Wir setzten uns ein paar Minuten auf unsere Handtücher, die wir mit einer Kühlbox in den Sand pinnten, in der laut David köstliche Tooheys Old auf uns warteten.
    „Mach dir keine Sorgen“, sagte er betont beiläufig, als ich kritisch das Meer musterte. „Diese Bucht ist absolut geeignet für Anfänger.“
    Ich nickte. In dieser Hinsicht – und in keiner anderen – vertraute ich ihm.
    Wir begannen mit den angekündigten Trockenübungen. Er zeigte mir, wie man sich aufs Brett legte, auf den Bauch, und wie man mit den Armen paddeln musste, um voranzukommen. Sich in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf dem Brett aufzurichten, stellte sich als eine andere, komplizierte Geschichte heraus. An Land fiel mir das aufgrund jahrelangen körperlichen Trainings nicht schwer: Ich hielt das Gleichgewicht. Diesen Balanceakt auf dem Wasser zu vollführen …
    David war zufrieden. Manchmal robbte er von seinem eigenen Brett herunter, um etwas an meiner Haltung zu verändern, meine Hand zu verschieben oder mein Knie. Für einen Frischling, sagte er, machte ich mich gut.
    Ich war so stolz auf mich, dass ich gleich zustimmte, als er mir vorschlug, einen vorsichtigen Abstecher ins Meer zu wagen. Wir wateten in das graublaue Wasser, bis es schäumend an unseren Knien leckte.
    Und meine Befürchtung bestätigte sich. Auf dem Bauch war die Sache mit dem Gleichgewicht kein Problem. Kaum sollte ich in die stehende Position wechseln, schwankte ich, einem mangelhaft gebastelten Papierflugzeug gleich. Einmal klatschte ich sogar heftig seitlich ins Wasser, weil eine so hohe Welle herangerauscht kam, dass ich zusammengezuckt war.
    Unter Wasser spürte ich, wie Davids Hände unter meine Achseln griffen und mich an die

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