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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Immer, wenn mich der Dämon zu David lockte, klingelte ich und wurde eingelassen. In der ersten Woche tranken wir meist nur ein Bier und David machte mir ein Sandwich. Zur Stärkung, da ich mich nach der Jagd kraftlos fühlte, und der ständig gleiche Rhythmus des Dämons wie auch meine Machtlosigkeit an meinen Nerven zehrten. Bald führten wir Gespräche nicht nur über den Dämon, sondern auch über dies und das, über unser Privatleben oder, falls wir uns nicht gesehen hatten, darüber, wie wir den Tag verbracht hatten. In der zweiten Woche begannen wir, meine Schlaflosigkeit – ich kam trotz der völligen Erschöpfung selten zur Ruhe – mit Kartenspielen auszufüllen. Einmal war ich so müde, dass ich während des Spiels einschlief und auf seinem Sofa wieder aufwachte. Wenn ich besonders spät kam, fast schon morgens, setzten wir uns gemeinsam vor den Fernseher, zappten durch die Kanäle oder schauten einen von Davids zahllosen Filmen.
    Zwischen uns hatte sich in den letzten zwei Wochen eine innige Freundschaft voller Intimität entwickelt, und obwohl die Lust aufeinander nie verschwand, wurde das Zusammensein selbst wichtiger. Wenn wir mit den anderen zusammen waren, fühlte es sich an, als wäre die Seifenblase, in der sich unsere eigene kleine Welt befand, immer noch vorhanden. Ganz bewusst beschworen wir unsere geteilten Gespräche – und gelegentlichen Berührungen und den einzigen, hitzigen Kuss, über den wir nicht sprachen – nicht in Gesellschaft unserer Freunde herauf. Was zwischen uns passierte, war zu privat, zu persönlich, und es ging nur uns beide etwas an. Es füllte mich mit einem Frieden und einer Wärme, die ich noch nicht kannte und die bald zu einer Notwendigkeit für mein Glück wurde.
    Waren wir mit den anderen zusammen, stritten und zankten wir immer noch, waren wir nach wie vor distanzierter zueinander, versuchten wir stets, unser kleines Geheimnis zu bewahren. Ich dachte nicht darüber nach, was sich zwischen uns entwickelte. Viel bedeutsamer war, jede Sekunde davon zu genießen.
    Unterdessen wurde ich zu einem festen Teil der Freundesgruppe rund um Linda. Manchmal fragte ich mich, ob ich einen Fehler beging, indem ich all diese Menschen in mein Herz schloss und zuließ, dass sie mein wahres Ich zu sehen bekamen.
    Eines Abends wurden wir in Eves riesigem Haus in der Nähe des Hafenbeckens mit einem klassischen Aussie Barbie verwöhnt. Fleisch, Würste und Gemüse kamen auf den Grill, dazu reichte man Vegemite, Senf und die übliche rote Tube tomtato sauce . Das Essen schmeckte köstlich und Bier floss in beträchtlichen Mengen.
    Eve wohnte an einem herrlichen Fleck Sydneys, unweit der Harbour Bridge in einem modern wirkenden, dreistöckigen Loft mit großem Garten und Dachterrasse. Der Garten grenzte ans Wasser, das damit direkt vor der Haustür begann. Ein Holzsteg führte zu einem Kanu. In den Bäumen saßen tschilpende Wellensittiche mit grellbuntem Gefieder. Für mich eine Besonderheit, war ihre Anwesenheit für Aussies etwas Alltägliches und wurde selten bemerkt.
    Ich stand allein am Grill und schob ein Steak, auf dem man Käse geschmolzen hatte, in mein Burger-Sesambrötchen, als sich Em zu mir gesellte.
    „G’day“, sagte er lächelnd. „Schmeckt’s dir?“
    Mit hochgezogenen Brauen hielt ich meinen Burger in die Höhe. „Sieht danach aus.“
    Em lachte. „Gut, du hast recht, das war ein ziemlich idiotischer Start für ein Gespräch.“
    Ich runzelte die Stirn. Stille breitete sich zwischen uns aus. Ein wissendes Schweigen. Das Herz pochte mir in der Kehle. Hatte David ihm erzählt, was wir getan hatten? Was er mit meinem Hirn und meinen Geschlechtsteilen angestellt hatte?
    „Ein Gespräch …“, sagte ich mürrisch.
    „Eigentlich ist es nur eine Frage.“
    Flüchtig huschte mein Blick zu David. Er saß mit Linda am Tisch, zu dem Eve einen neuen Teller voller Gemüse brachte, das wir grillen wollten. Grinsend beugte er sich über Lindas vor Lachen bebenden Bauch, krümmte den Zeigefinger über ihrem Nabel und sang liebkosend: „Dutzi, dutzi, dutzi!“, zur Begeisterung von Linda, Bobby und Mia.
    Ich schaute zurück zu Em und bemerkte, dass er meinem Blick gefolgt war. Diese Erkenntnis löste eine eisige Explosion aus unguten Gefühlen in mir aus.
    „Gut, lass uns reden“, sagte ich fest und biss in meinen Burger.
    „Das ist toll von dir, Lauri“, erwiderte Em, und ich folgte ihm zum Steg. Er streifte sich Schuhe und Socken ab. Ich tat es ihm gleich. Wir setzten

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