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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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markerschüttender Schrei entwich, erfüllte mit einem dumpfen Knall mein gesamtes Blickfeld. Ich sah nur noch grelles, quälendes Weiß und fühlte kaum, dass ich mir die Hände vor die Augen schlug, zu Boden fiel und mich unter überwältigendem Schmerz krümmte.
    So plötzlich, wie es gekommen war, erlosch das Licht. Zurück blieb nur ein blasses Leuchten, das sichtbar machte, was sich auf dem Flur abspielte.
    Lukas lag mit einer blutenden Platzwunde im Türrahmen und rührte sich nicht.
    Zwei Meter entfernt wand sich Westcott keuchend auf dem Boden: Der Dämon mit dem schlohweißen Haar hatte mir den Rücken zugewandt und drückte Westcott die Kehle zu.
    „Mein!“, zischte er. Seine Stimme klang feucht, als wäre zu viel Speichel in seinem Mund. Mir wurde innerlich kalt, als ich begriff, dass er dabei war, mein Leben zu retten.
    Nein.
    Das konnte ich nicht geschehen lassen. Ich wollte nicht, dass er Westcott tötete, weil er mich für sich beanspruchte.
    Mit einem zornentflammten Brüllen packte ich mein Messer, überwand die Überbleibsel des Schmerzes und warf mich auf die beiden Dämonen zu.
    In letzter Sekunde ließ der Dämon mit dem weißen Haar von Westcott ab und verschwand. Mit voller Wucht rammte ich Westcott das Messer ins Herz, das seine tödliche Kraft erst tief in seinem Körper entfesseln konnte.
    Er war tot, bevor er den Teppich berührte.
     
    ***
     
    Lukas wurde trotz seiner schweren Gehirnerschütterung schnell wieder sein fröhliches, altes Selbst. Auch ich hatte nicht lang daran zu knabbern, was in der Nicholson Street geschehen war. Der Dämon hatte mich gerettet, weil er mich eigenhändig erledigen wollte, und nicht, weil er mich am Leben und glücklich sehen sollte. Linda und ihre Freunde – unsere Freunde – kannten die ganze Geschichte und veranstalteten für Lukas und mich eine Party, aus der ich mich heraushielt. Lukas hatte mehr geleistet als ich. Hätte ich Westcott nicht getötet, wäre er durch den anderen Dämon umgekommen. Es hatte Geschick und Durchhaltevermögen – und eine gewaltige Portion Mut und Leichtsinn – gekostet, Westcott aufzuspüren und nicht aus den Augen zu verlieren. Lukas’ gründliche Arbeit hatte es uns ermöglicht, den Fall erstaunlich zügig abzuschließen.
    Während die nächtliche Party in vollem Gange war, zog ich mich in mein Zimmer zurück, um Billy eine Mail zu schreiben. Selbstverständlich hatte ich ihn über den Ablauf informiert und er hatte mir versichert, all seine Kontakte abzutelefonieren, um etwas über meinen Verfolger herauszufinden.
    Seine Antwort gefiel mir nicht.
     
    Hallo Schwager!
    Ich kann bisher nichts Erwähnenswertes anbieten, tut mir leid. Deine Erzählungen bereiten mir allerdings Sorgen. Auf die Gefahr hin, dass du mich mit Schweigen strafen wirst, frage ich dich noch mal: Bist du dir ganz sicher, dass es sich nicht um deinen Reißer handeln könnte? Ja, ja, ich weiß, dass es einigen Merkmalen dieser Dämonen widersprechen würde. Nur kennt niemand, den ich kontaktiert habe, einen Dämon, der wie deiner handeln würde. Kannst du mir deinen Reißer beschreiben? Bitte melde dich bald.
    Alles Gute,
    Billy
     
    Ich schrieb ihm missmutig zurück.
     
    Schwager,
    ja, ich bin mir ganz sicher. Man weiß nicht viel über diese Gattung Dämon, aber wenn mein Reißer so intelligent wäre, wie es das Wesen mit dem schlohweißen Haar ist … nicht auszumalen, was er anrichten könnte.
    Abgesehen davon bin ich nicht verliebt.
    Ich kann dir den Reißer nicht beschreiben, weil ich ihn nicht wirklich gesehen habe. Elin und ich waren in einer gemieteten Hütte, es war dunkel. Sie ist nicht zur Ruhe gekommen, weil sie ihren Verlobungsring im Wald verloren hat. Deshalb sind wir mit einer Taschenlampe durch den eiskalten Herbstwald marschiert, um zwei Uhr nachts. Wir fanden den Ring, wir küssten uns, und dann zerriss er sie in meinen Armen. Fleisch und Blut. Überall.
    Ich werde weder ihre Schreie, noch sein freudiges Kreischen jemals vergessen.
    Sprich mich niemals wieder darauf an.
    Ich habe übrigens mit Linda und Bobby gesprochen und sie gefragt, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn ich trotz des abgeschlossenen Falls noch eine Weile bei ihnen wohnen bleibe. Sie waren begeistert. Ich werde die Zeit nutzen und den Dämon jagen. Vielleicht erwische ich ihn eines Tages oder kann zumindest in Erfahrung bringen, was er von mir will.
    Wir sehen uns also irgendwann. Wenn du doch etwas Nützliches erfährst, sag mir bitte Bescheid.
    Bis

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