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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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dann,
    Lauri
     
    Ich hatte die Mail gerade abgeschickt, als es an der Tür klopfte.
    „Herein“, rief ich.
    David kam ins Zimmer. Mein Herz machte einen Satz. Er lächelte ungewöhnlich schüchtern und reichte mir eine Bierflasche.
„Durst?“, fragte er.
    Ich räusperte mich, rollte ihm mit dem Stuhl entgegen und nahm ihm allzu gern das Tooheys Old ab. „Ja, danke.“
    Wir köpften die Flaschen und prosteten einander zu.
    „Cheers“, sagten wir gleichzeitig.
    Nach dem ersten Schluck schien David etwas entspannter und wirkte in seiner Verlegenheit zehn Jahre jünger, als er fragte: „Darf ich mich kurz setzen?“
    Ich nickte zum Bett, wobei ich das Gefühl hatte, zu verglühen. „Natürlich. Amüsieren sich die anderen schön?“
    Mit einem Seufzen nahm er Platz. Bildete ich mir das Zucken in seinen Mundwinkeln nur ein oder unterdrückte er tatsächlich einen anzüglichen Kommentar?
    „Ja, es geht fröhlich zu. Du feierst doch noch etwas mit, oder?“
    „Ich wollte zu euch gehen, als du geklopft hast“, entgegnete ich wahrheitsgemäß.
    „Also hab ich dich nicht gestört?“
    Er sah so zerknirscht aus, dass ich prusten musste. „Nein, du störst nicht. Was ist?“
    „Ich wollte etwas loswerden“, murmelte er.
    „Spuck’s aus“, ermutigte ich ihn.
    „Na ja, ich … also … nachdem das mit Lindas Dämon war …“ Er unterbrach sich mit einem Lachen, das ein wenig selbstironisch klang. „Um ehrlich zu sein, bin ich vor Sorge wahnsinnig geworden. Ich wollte dich fragen, wie es dir geht, aber Bobby hat erzählt, dass du dich etwas zurückgezogen hättest und das mit diesem zweiten Dämon allein verarbeiten wolltest. Weil er mit dir zusammenlebt und dich besser kennt als ich, habe ich seinen Rat angenommen – und mich dir nicht mit Anrufen und Besuchen aufgedrängt.“
    Er schluckte, den Blick schüchtern auf seine Bierflasche gerichtet. Ich schwieg einen Moment lang, weil ich schlichtweg nicht wusste, wie ich die Rührung überwinden sollte.
    Als ich sicher war, dass meine Stimme normal klingen würde, erwiderte ich lächelnd: „Danke, David. Dass du an mich gedacht hast, schmeichelt mir sehr. Bobby hatte recht, ich musste es mit mir selbst klären. Der zweite Dämon … er ist ein Mysterium.“
    Wie du , ergänzte ich gedanklich und verkniff mir ein Grinsen.
    David runzelte besorgt die Stirn. „Will er dich …?“
    „Ich weiß es nicht. Bisher hat er nicht versucht, mich – oder dich, wenn wir schon darüber sprechen – zu töten. Es gab keinen wirklichen Angriff. Solange er sich nicht auf mich stürzt oder dein Haus betritt, weigere ich mich, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Es nervt mich, dass er in der Lage ist, mich wütend zu machen. Mehr ist da bisher nicht.“ Ich wandte rasch den Blick ab und tat, als wäre das mittlerweile vertraute Etikett auf der Flasche interessanter geworden.
    „Meine Warnung an dich gilt trotzdem noch. Bleibe wachsam. Wenn du ihn siehst, wenn du allein bist und dich beobachtet fühlst, oder wenn du meinst, es wird plötzlich kälter in deinem Haus, eiskalt, solltest du mich sofort anrufen.“
    David nickte benommen. „Sollte es dazu kommen, werde ich dein Angebot gerne annehmen. Ähm … kiitos ?“, sagte er mit diesem schüchternen Lächeln, das mir so neu war.
    „Richtig, sehr schön! David, das ist wirklich selbstverständlich. Ich kann nicht zulassen, dass du in etwas hineingezogen wirst, das nicht in deine Welt gehört. Und jetzt lass uns zu unseren Freunden gehen und feiern, dass Linda in Sicherheit ist.“
     
    ***
     
    Das Leben ging weiter. Mit der Neuerung, dass mich der Dämon nicht in Ruhe lassen wollte und mir den Schlaf raubte. Jede Nacht in den nächsten zwei Wochen lockte mich mein Dämon aus dem Haus, um mich durch Sydney zu jagen, und stattete wiederholt Kirribilli einen Besuch ab. Es ermüdete mich, aber ich schaffte es nicht, einfach in Waverton zu bleiben und es auszusitzen. Die Ungewissheit seiner Identität versetzte mich in Alarmbereitschaft und ließ mich kaum mehr ruhig schlafen.
    Als ich zum dritten Mal nach Westcotts Tod vor Davids Haus stand, weckte ich ihn. Es wäre eine Lüge gewesen, zu behaupten, dass ich mir keine Sorgen um ihn machte.
    Ich hatte damit gerechnet, dass David wegen der späten Stunde lautstark protestieren würde. Stattdessen führte er mich zum Esstisch, schenkte mir meinen geliebten Multivitaminsaft ein und wärmte die Reste seines Abendessens für mich auf.
    Diese Nacht war der Beginn einer Routine.

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