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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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wegwerfende Handbewegung und kehrte zum Ausgangspunkt zurück. „Was hat er nun gesagt, Miles? Was hat David gesagt?“
    Miles seufzte. „Er hat mir anvertraut, dass er dich begehrt. Es ist das erste Mal, dass er ein solches Verlangen empfindet. Er will es selbst nicht und hat sich dennoch mit diesem Teil von sich abgefunden. Erfahrungen mit Frauen hat er viele, mit Männern ausschließlich die Küsse von dir.“
    „Ich werde das nicht ausleben“, erwiderte ich mürrisch. „Wer weiß davon?“
    „Em. Wir saßen zu dritt zusammen, als David sich uns anvertraut hat.“
    Ich nickte. Das hatte ich mir gedacht. „Wer noch?“
    Seine Wangen fingen Feuer. „Na ja … Bobby hat bemerkt, dass David dich oft anstarrt, und gefragt, ob zwischen euch etwas Schlimmes passiert ist. David wollte ihn beruhigen und –“
    „Du, Em, Bobby und wer?“
    Sichtlich beschämt sackte Miles in sich zusammen. „Du, David, Em, Bobby, Linda, Joanna und die Zwillinge. Bitte sei nicht sauer, lieber Lauri!“ Er schob die Unterlippe vor und bedachte mich mit einem unschlagbar treuherzigen Blick.
    „Ich bin nicht sauer“, murmelte ich und stand auf. „Vorausgesetzt, du gibst mir die Guacamole mit nach Waverton.“
     
    ***
     
    Ich war es nicht gewohnt, mir Gedanken über mich selbst zu machen, über meine Empfindungen, über meine Bedürfnisse. Anstatt vor Miles’ Villa ins Auto zu steigen, blieb ich ein paar Minuten regungslos stehen. Die Nacht duftete durchdringend nach dem Salz, das vom Meer herauf geweht wurde.
    Keine Wolke stand am Himmel. Ich spürte drückenden Schmerz in den Schläfen, als versuche jemand, mir von innen heraus das Gehirn zu zerquetschen. Als ich zum Auto schaute, sah ich den Dämon sofort. Unsere Blicke trafen sich und ich zuckte zusammen. Nicht aus Furcht. Mir bereitete lediglich Sorgen, dass ich ihn nicht bemerkt hatte.
    Bei dieser Begegnung grinste er nicht. Er lachte lauthals, das Geräusch zerriss die Nacht.
    Ich zog eine Waffe aus dem Gürtel und verschwendete keine Zeit damit, zu zielen. Ich schoss einfach, mit der Präzision eines bewährten Dämonenjägers. Das Wesen war zu schnell, zu mächtig. Es wirbelte zweimal um die eigene Achse, fröhlich wie eine talentierte Ballerina, während ich die erste Kammer leer schoss.
    Keckernd wandte sich das Wesen um und pflügte durch die Nacht.
    Ich war wenig später im Auto und raste ihm mit Vollgas hinterher. Er führte mich fort vom dichten Stadtverkehr, einmal über den Highway bei Crows Nest, in Richtung Kirribilli. Wie jedes Mal überquerte der Dämon die Halbinsel, wieder verharrte er geradezu spöttisch in der Waruda Street und wieder verschwand er im Wasser, als ich mit quietschenden Bremsen vor Davids Haus anhielt. In der oberen Etage brannte Licht, in der unteren nicht. Routiniert ging ich zur Tür, klingelte und wurde von einem hellwachen David eingelassen. Ich erzählte nicht, dass ich mit Miles gesprochen hatte, und aß mit ihm den Rest der Guacamole, bevor ich den Rückweg antrat. Es war zu früh, um es mir bei ihm gemütlich zu machen.

Haifischfutter
     
    Der folgende Abend entwickelte sich zu einer besonderen Herausforderung. David, Em und Miles schauten mit Bobby bei uns in Waverton ein Rugby-Spiel an, in dem die stärksten und zugleich erbittertsten Feinde gegeneinander antreten mussten.
    Diese Situation erinnerte mich lustigerweise an David und mich. Ich schaute von Anfang an mit und bediente mich an den zahlreichen verschiedenen Finger Foods, die Linda und Joanna uns servierten. Ich bewunderte Joannas Lächeln und den weiblichen, kurvigen Schwung ihres Körpers und fragte mich, was ich überhaupt von David, diesem deutlich weniger hübschen Mann, wollte.
    Das war eine Lüge. David war attraktiv. Allerdings auf eine rein männliche Weise. Eine Weise, die mich hätte kaltlassen müssen.
    Nachdem Bobby mir die Regeln erklärt hatte, konnte ich dem Spiel problemlos folgen und beschloss, dass die bessere Mannschaft gewinnen sollte. Das war leider eindeutig nicht Sydney. Die Stimmung erlebte gefährliche, heiße Tiefpunkte – sämtliche Männer im Wohnzimmer brüllten, keiften, protestierten, rauften sich das Haar, schüttelten geballte Fäuste und sprangen auf.
    Sydney konnte aus purem Glück aufholen, weil seine Gegner ermüdeten. Letztendlich gewann Sydney mit wenigen Glückspilzpunkten Vorsprung, und die Party nahm gewaltige – und alkoholische – Ausmaße an. Für mich waren sie der normalste Anblick der Welt, diese betrunkenen

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