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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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Blick richtete sich auf seinen Nacken. Die Nackenwirbel sind sehr empfindlich. Selbst mit Handschellen könnte ich ihm mit einem Ruck das Genick brechen. Dann könnte ich unter seinem Arm hindurch nach seiner Waffe greifen. Eine Glock hat dreizehn Schuss, aber so viele würde ich nicht brauchen. Einer würde ausreichen. Zwei, wenn ich vorschriftsmäßig vorgehen würde. Lavine wäre erledigt, bevor er auch nur seine eigene Waffe aus dem Halfter ziehen könnte.
    Ich ließ es sein.
    Wenn ich lediglich einen obdachlosen Penner getötet hatte, warum war dann das FBI so an mir interessiert? Was hatten sie davon, sich mit dem NYPD anzulegen, um mich in dieses Gebäude zu schleifen? Es gab eine Menge Aspekte in dieser Angelegenheit, die ich nicht verstand.
    Man könnte es also Neugier nennen. Oder professionelle Aufmerksamkeit. Aber auf jeden Fall entschloss ich mich, das Spiel mitzuspielen.

6
    Als ich klein war, hatten wir immer jede Menge Bücher zu Hause.
    Viele davon waren Leihbücher aus der Bibliothek, andere hatten wir von Verwandten geerbt. Aber ein paar waren auch extra für mich gekauft worden. Ich erinnere mich noch an das erste Buch, das meine Eltern mir schenkten, nachdem ich lesen gelernt hatte. Es war eine Sammlung von Fabeln und Sprichwörtern. Manche davon schienen mir schon damals ziemlich veraltet, manche ergaben überhaupt keinen Sinn, und manche habe ich schlicht vergessen.
    Aber andere wiederum hätte ich mir besser merken sollen.
    Wie zum Beispiel Neugier ist der Katze Tod.
    Abgesehen von der Auffahrt gegenüber war die türkisfarbene Tür der einzige Weg aus der Garage. Offensichtlich war sie viel benutzt worden, denn die Farbe war alt und blätterte ab, und als Lavine sie öffnete, kratzte sie auf der rechten Seite über den Boden. Weston und ich folgten ihm in einen kleinen Vorraum mit Betonwänden. Auf der rechten Seite war ein Aufzug, aber Lavine ignorierte ihn und ging daran vorbei zu einer Treppe auf der anderen Seite. Sie führte nur ein Stockwerk nach oben. Wir folgten ihm und holten ihn oben an der Treppe vor einer schweren grauen Tür ein. Durch sie betraten wir einen großen, hellen, offenen Raum.
    Ich blieb stehen, um mich umzusehen, doch Weston packte mich am Arm und zog mich an einem unbesetzten Empfangsschalter vorbei, der an der Wand zu unserer Linken stand. Er war groß genug, dass drei Leute dahinter hätten arbeiten können, doch jetzt stand dort nur ein Stuhl. Nichts von den Gegenständen, die man üblicherweise an einer Rezeption findet – Eintragungsbücher, Besucherausweise, Telefonanlage, Computer –, war zu sehen, und im gesamten Raum gab es sonst keine Möbel. Das Gebäude musste schon eine ganze Weile leer stehen. Der Fußboden war von einer dicken Staubschicht bedeckt, was die Marmorfliesen schmierig wirken ließ, und in den Ecken der hohen Fensterrahmen hingen ein paar Spinnweben.
    Die unteren eineinhalb Meter der Glasscheiben hatte man von außen mit rohen Brettern abgedeckt. An einer Stelle am Ende des Tresens, hinter einem Halbkreis aus schwarzem Gummi im Boden, war das Fenster auch auf der Innenseite vernagelt. Sah aus wie der Rest einer Drehtür. Hier war man wahrscheinlich früher auf die Straße gelangt, doch jetzt versperrten zwei kräftige Holzbalken vor den dicken Brettern den Ausgang. Jeder Balken war mit sechs schweren Stahlbolzen gesichert. Um da hindurchzukommen, brauchte man schon vernünftiges Werkzeug. Oder ein bisschen C 4 -Sprengstoff.
    Erst als wir an einer Reihe von glänzenden silbernen Säulen vorbeikamen, ließ Weston meinen Arm los. Die fünf Säulen trennten den Empfangsbereich von zwei Aufzügen auf der anderen Seite. Ich vermutete, dass sich – den Halterungen nach zu schließen – früher einmal Glasscheiben zwischen den Säulen befunden hatten, damit man den Zugang zum Gebäude kontrollieren konnte. Doch jetzt waren die Halterungen zerbrochen und die Zwischenräume leer.
    Wir passierten eine Flügeltür, die zu einigen Büros führte, und gingen zu den Aufzügen. Eine Tür in der Ecke trug ein Schild mit der Aufschrift Treppe. Erst dachte ich, Lavine würde uns wieder Treppen steigen lassen, doch dann drückte er auf den Rufknopf. Bei drei Aufzügen blieb die Anzeige dunkel, doch die des vierten zeigte bereits EG an. Die Tür öffnete sich, und wir stiegen ein.
    Der Aufzug hatte Knöpfe für vierundzwanzig Stockwerke. Lavine drückte die Dreiundzwanzig. Sanft schloss sich die Tür, und wir bewegten uns fast unmerklich nach oben. Die

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