David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Und selbst das war übertrieben, denn man musste lediglich Pingpongbälle in leere Kloschüsseln werfen. Für fünf Pence hatte man drei Würfe. Ich habe mich gefragt, warum sie sich die Mühe gemacht haben. Sie hätten die Preise auch einfach so verteilen können.
Auf jeden Fall versuchte ich es und kam mit drei Goldfischen nach Hause, die die nächsten paar Monate in einem Glas in der Küche verbrachten, zwischen Spüle und Toaster. Sie taten nichts, sondern schwammen einfach nur ziellos umher, während wir sie durch das Glas hindurch anstarrten.
Sobald ich sie in unser Haus gebracht hatte, habe ich nie mehr viel über sie nachgedacht.
Nach einer Stunde war mir jetzt allerdings klar, wie sie sich gefühlt haben mussten.
Ohne ein weiteres Wort verließen die beiden Agenten den Glaskasten und blieben volle sechzig Minuten lang draußen und beobachteten mich. Manchmal setzten sie sich und spielten an ihren Computern herum oder unterhielten sich leise. Gelegentlich standen sie auf oder liefen ziellos herum. Aber die ganze Zeit über hatte mindestens einer von ihnen seinen Blick auf mich gerichtet und sah zu, wie ich mehr und mehr Zeit vergeudete.
Schließlich klingelte Lavines Telefon. Er antwortete schnell, als hätte er den Anruf erwartet. Er sprach etwa eine Minute und gestikulierte mit der freien Hand, obwohl ihn sein Gesprächspartner gar nicht sehen konnte, dann wandte er sich abrupt zu mir um. Er schien eine Spur blasser zu werden, und während er sprach, wechselte sein Gesichtsausdruck von Überraschung zu Bestürzung und schließlich fast zu einer Art Abscheu.
Als er nach Beendigung des Telefongesprächs mit Weston redete, wirkte der verärgert. Sie unterhielten sich kurz, dann zogen sie ihre Waffen, und Lavine betrat vorsichtig den Glaskasten. Er stieß mit der freien Hand die Tür auf und trat zur Seite, damit sich sein Körper nicht zwischen mir und Weston befand.
» Aufstehen«, befahl er. » Raus da.«
Diesmal lief alles vorschriftsmäßig ab. Es schien fast, als würden sie von einem unsichtbaren Prüfer beobachtet und hätten fest vor, keine schlechte Note zu bekommen. Wir gingen durch das Großraumbüro zurück zum Aufzug und zu einer Tür in der hinteren Ecke, die zum Treppenhaus führte. Dort gab es keinerlei Innendekoration. Nur grauen Fußboden, graue Wände, ein graues Geländer und eine graue Decke. Mit schlichten, funktionalen Klemmen waren unterschiedlich große graue Rohre an der Wand befestigt. Es war kalt, und Geräusche hallten wie im Inneren eines Kriegsschiffes.
Wir stiegen eine Treppe nach oben ins oberste Stockwerk. Dort erwarteten uns zwei Männer. Wie Weston und Lavine trugen sie ordentliche graue Anzüge, und auch sie hatten eine Waffe in der Hand. Als wir näher kamen, zogen sie sich zu einer Tür oben an der Treppe zurück und nahmen auf der anderen Seite Verteidigungshaltung ein.
Das Stockwerk war ähnlich angelegt wie das darunter, nur dass der Gang hier nicht durch ein Großraumbüro führte, sondern vorbei an mehreren einigermaßen geräumigen einzelnen Büros. Rechts waren Büroräume, links Konferenzräume. An mehreren Türen waren noch Namensschilder befestigt, und ich las Peter Moulds, Nigel Gower, Derek Woods. Diese Tür stand offen. Beim Hineinsehen stellte ich fest, dass zwar die Möbel verschwunden waren, aber der Teppich war von einer anderen Qualität, und an den Wänden waren Flecken, wo früher einmal Bilder gehangen hatten.
Am Ende des Ganges befand sich eine breite Flügeltür. Das helle Furnier war blank poliert, und auf einer Plakette an der rechten Seite stand Grosser Konferenzsaal. Lavine klopfte leise zweimal an die Tür, direkt unter dem Schild.
» Herein«, rief eine männliche Stimme.
Lavine stieß die Tür halb auf, und Weston schob mich durch die Lücke in einen großen, quadratischen Raum. Er erstreckte sich über die gesamte Breite des Gebäudes, und alle drei Außenwände waren vom Boden bis zur Decke verglast. Da es keine Jalousien gab, wurde mein Blick sofort von den vielen Menschen angezogen, die weit unter mir herumliefen. Wir waren so hoch oben, dass man nicht das Gefühl hatte, dass das Gebäude in der gleichen Straße stand, sondern eher, dass man darüber schwebte und vom Alltagsleben völlig losgelöst war.
Der Raum wurde von einem riesigen Tisch beherrscht, bestimmt zehn Meter lang und drei Meter breit. Die Oberfläche bestand aus schwarzem Granit, der so blank poliert war, dass er wie nass glänzte. Als ich meinen Blick
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