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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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Wände des Aufzugs waren mit grobem Sackleinen verhängt, das von kleinen Metallhaken oben an der Wand herunterhing. Als ich das Tuch ein Stück zurückschob, entdeckte ich dahinter einen Spiegel. Wahrscheinlich war es bei den anderen Wänden ebenso. Es war mir ganz recht, dass die Spiegel verhängt waren, denn ich hatte wirklich keine Lust, mir eine endlose Folge der langweiligen Agentengesichter anzusehen.
    Langsam näherten wir uns dem dreiundzwanzigsten Stock. Der Aufzug hielt, und die Türen glitten geräuschlos auseinander. Weston stieß mich vor sich aus dem Aufzug und führte mich nach rechts einen Gang entlang bis in ein riesiges Großraumbüro. In der Mitte bildeten zwei Reihen von Aktenschränken eine Art Gang zu dem mit Glas abgeteilten Zimmer des Büroleiters, das sich an der hinteren Wand befand. Die Aktenschränke waren niedrig, nur knapp hüfthoch, und eine Lücke nach jedem dritten Schrank erlaubte zu beiden Seiten den Zugang zu den Schreibtischen, die jeweils zu viert zusammengeschoben waren und den ganzen Raum entlang zwei identische Reihen von Kreuzen bildeten. Die ersten Tische waren leer, nur ein paar lose Kabel hingen aus den Kabelhalterungen an der Rückseite. Ein Stück weiter lagen mehrere Computertastaturen mit fein säuberlich aufgerollten Kabeln herum, und dazwischen konnte ich ein paar alte Kopfhörer für Telefone erkennen.
    Die letzten Schreibtische auf der rechten Seite wirkten, als wären sie noch nicht ausgeräumt worden, und die Tische auf der linken Seite hatte man an die Wände geschoben. Der freie Raum war angefüllt mit Stühlen. Mindestens hundert. Sie waren aufgestapelt und hingen in unmöglichen Winkeln übereinander. Manche waren mit den Armlehnen ineinander verschränkt, damit sie nicht herunterfielen. Andere waren schon umgefallen und versperrten am Boden liegend den Zugang zum Glasbüro.
    Lavine stellte zwei der umgekippten Stühle auf ihre Rollen und schob sie durch die gläserne Tür. Ich trat zur Seite, als er noch einen weiteren Stuhl holte, und stand schließlich eng an den letzten Schreibtisch auf der rechten Seite gepresst. Seine Oberfläche war mit Pizzaschachteln, Coladosen, Kaffeetassen, Zeitungen und allem möglichen Müll überladen. Im Vergleich dazu war der Schreibtisch daneben geradezu klinisch sauber. Ein paar Stapel Papiere und Mappen, mehrere Stifte, ein Handyladegerät und zwei Laptops. Bei beiden waren die Bildschirmschoner eingeschaltet. Einer zeigte das Wappen des FBI, das zitternd über den Bildschirm glitt, auf dem anderen entblößte Homer Simpson seinen Hintern.
    An der Wand hinter den Schreibtischen hingen zwei Landkarten, die den Raum zwischen zwei Fenstern vollständig ausfüllten. Die obere war eine Straßenkarte von Manhattan in großem Maßstab. Rote Punkte und blaue Dreiecke mit Uhrzeiten und Daten aus der letzten Woche waren darauf markiert. Darunter hing ein Umriss der Vereinigten Staaten, über den ein Diagramm aus farbigen Linien gelegt war. Die Legende verriet, dass es sich um das Streckennetz der staatlichen Eisenbahn handelte. An der rechten oberen Ecke sah ich Schwarz-Weiß-Fotografien von den Gesichtern einiger Männer. Ich zählte fünf. Sie waren alle Mitte bis Ende dreißig, wirkten abgerissen und ungekämmt, aber immer noch einigermaßen sauber. Auf jeden Fall waren es keine obdachlosen Penner. Ihre Bilder waren durch Pfeile mit Punkten an verschiedenen Eisenbahnlinien verbunden, und alle Punkte lagen an Bahnlinien, die von New York ausgingen.
    Außerdem sahen alle Männer auf diesen Fotos tot aus.
    Ich saß ganz hinten im Glaskasten. Lavine hatte meinen Stuhl so weit hineingeschoben, dass ich praktisch mit dem Rücken an der Wand lehnte. Die Agenten saßen mir dicht nebeneinander gegenüber und versperrten mir den Weg. Sie hatten sich beide nach vorne gebeugt und versuchten, mich einzuschüchtern.
    Elf, vielleicht zwölf Minuten lang sagte keiner ein Wort. Dann begann Lavine, mit den Fingern der linken Hand auf seinem Oberschenkel zu trommeln. Eine Minute lang versuchte er noch, sich zurückzuhalten, dann öffnete er den Mund.
    » Wie sind denn Ihre Venen?«, fragte er. » Gut?«
    » Hoffentlich nicht«, knurrte Weston. » Ich hoffe, sie müssen lange herumstochern, bis sie eine finden, die groß genug ist.«
    » Sie wissen, dass es auf die Nadel hinausläuft, nicht wahr?«, fragte Lavine. » Im Staat New York gibt es die Todesstrafe. Und dass Sie Engländer sind, wird Sie nicht retten.«
    » Na ja«, meinte Weston, » das

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