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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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Handgelenke, aber noch bevor der Blutkreislauf wieder in Schwung kam, hatte Lavine nach meinen Gelenken gegriffen und seine eigenen Handschellen darum geschlossen. Sie waren anders gebaut, aber nicht weniger unbequem.
    Weston nahm mich am Arm und dirigierte mich durch den Haupteingang hinaus. Über den Gehweg führte er mich zu einem schlichten weißen Lieferwagen am Ende der Reihe parkender Autos. Lavine öffnete die hinteren Türen, und Weston stieß mich hinein. Im Laderaum lag lediglich eine alte graue Decke, so wie sie von Umzugsfirmen zum Schutz von Möbeln verwendet werden. Sie war verknittert und fleckig und roch nach Schimmel. Ich stieß sie mit dem Fuß fort. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, was man damit gemacht hatte.
    Ich weiß nicht, welcher der Agenten am Steuer saß, aber er hatte einen ziemlich rasanten Fahrstil. Als wir mit einem Satz anfuhren, quietschten die Hinterräder, und danach schepperte der Lieferwagen durch jedes Schlagloch und schlitterte durch jede Kurve. Drinnen war es stockdunkel, und während ich hilflos herumgeschleudert wurde und mich an den harten Metallflächen stieß, musste ich an eine Geschichte denken, die mir ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter der US-Armee erzählt hatte. Über die CIA in Vietnam. Er hatte gesagt, dass sie verdächtige Vietcongs in Hubschrauber verfrachtet, ihnen einen Sack über den Kopf gezogen und sie eine Weile herumgeflogen hätten, bevor sie sie zur Vernehmung vorführten. Sie nahmen die zugedröhntesten, übermüdetsten Piloten, die sie kriegen konnten, und ließen sie einfach ein paar Stunden lang machen, was sie wollten. Dann kamen die Gefangenen herausgestolpert, ihnen war speiübel, und sie hatten völlig die Orientierung verloren. Und es war wesentlich leichter, sie zum Sprechen zu bringen. Anscheinend waren einige der armen Kerle so durcheinander, dass sie tatsächlich glaubten, sie seien in den USA gelandet, und begannen sofort zu reden.
    » Und wo sind wir jetzt?«, fragte ich Weston, als er zwanzig Minuten später endlich die Tür des Laderaums öffnete. » Saigon?«
    Er antwortete nicht.
    » Vielleicht in Quantico?«, fragte ich.
    Er bedeutete mir auszusteigen.
    » Oder wenigstens an der Federal Plaza?«, bemerkte ich und warf einen Blick über seine Schulter auf die parallel verlaufenden Reihen eckiger Säulen und den dreckigen, ölverschmierten Boden. » Aber ich muss Ihnen sagen, diese Inneneinrichtung ist wirklich nicht überzeugend.«
    Weston griff in den Wagen und nahm mich beim Arm. Dabei klaffte sein Jackett auf, und der klobige Kunststoffgriff seiner Dienstwaffe hob sich von seinem sauberen weißen Hemd ab. Ich ließ ihn einen Augenblick ungeduldig an meinem Ärmel zerren, dann rutschte ich auf ihn zu, bis ich die Beine über den Rand auf den Boden schwingen konnte.
    Beim Aufstehen blickte ich mich um. Wir befanden uns in der Ecke einer großen Tiefgarage, in der nur noch vier weitere Fahrzeuge standen. Identische Ford-Limousinen, neu und glänzend, parkten in einer Reihe neben dem Lieferwagen. Sie waren wesentlich größer als die europäischen Modelle, und trotz der vielen freien Parkplätze standen alle exakt innerhalb der gelben Markierungen.
    Es war sonst niemand zu sehen. Abgesehen von den beiden Agenten und mir war der Ort menschenleer. Niemand würde bezeugen können, was geschehen würde. Ein Schild an der Wand besagte, dass der Eigentümer – ein Kreditinstitut – die Haftung für alle Schäden ablehnte. Welche Bank es war, konnte ich nicht lesen, weil jemand den Namen mit einem Stück Klebeband abgedeckt und in großen roten Buchstaben Judas darauf geschrieben hatte. Neben dem Schild befanden sich die Reste einer Metallhalterung. Sie sah aus wie die über der Tür im Vernehmungsraum der Polizei. Ein kurzes Kabel hing herunter, sauber abgeschnitten. Als ich mich in der Garage umsah, bemerkte ich ähnliche Halterungen in regelmäßigen Abständen an den Säulen.
    Sie waren alle leer.
    Vielleicht hatte die Bank die Kameras abmontiert, als sie das Gebäude aufgegeben hatte. Vielleicht waren sie auch gestohlen worden. Vielleicht hatte man sie aber auch aus einem anderen Grund entfernt.
    Ich hielt mich mit dem Rücken zum Lieferwagen, nur für alle Fälle.
    Lavine brach das Schweigen.
    » He, beeilen Sie sich mal ein bisschen«, sagte er zu mir. Er stand neben der Wand vor einer türkisfarbenen Holztür.
    Weston wandte sich zu seinem Partner um, und das gab mir die Gelegenheit, eine Entscheidung zu treffen. Mein

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