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David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma

David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma

Titel: David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gerechtfertigt waren.
    Wenn sie bis dahin getötet wurde, vermied sie wenigstens säuberlich den so gut wie unumgänglichen Untersuchungsausschuss, der ihrer Entscheidungen wegen einberufen würde.
    Bei dem Gedanken lächelte Helen mit säuerlicher Heiterkeit. Sie wünschte, sie könnte ihn Paulo mitteilen, doch er hatte Dienst. Auch aus diesem Grund war sie gerade jetzt in die Kuppel gegangen: weil sie dann mit ihren Gedanken und der halbdunklen Stille allein sein konnte, ohne sie mit ihm teilen zu müssen.
    Ihr Lächeln verschwand, während ihr bewusst wurde, wie froh sie tatsächlich war, ihm ausweichen zu können, zumindest fürs Erste. Nicht glücklich, nur froh. Oder vielleicht lautete der Begriff, nach dem sie suchte, in Wirklichkeit ›erleichtert‹. Allerdings brachte dieses Wort ebenfalls Nebenbedeutungen mit, die nicht ganz stimmten.
    In mancher Hinsicht klapperten Paulo und sie im Kakerlakennest umher wie zwei einsame Erbsen in einer Dose. Das Kadettenquartier war darauf ausgelegt, bis zu acht Midshipmen zu beherbergen. Zwei Raumkadetten bot es beinahe zu viel Platz, auch wenn Helen große Schwierigkeiten gehabt hätte, sich so etwas vorzustellen, als sie zum ersten Mal an Bord der Hexapuma gekommen war.
    In anderer Hinsicht allerdings war es viel zu eng. Da Paulo niemanden mehr hatte, hinter dem er sich verstecken konnte, gelang es ihm auch nicht mehr, sich wie gewohnt zurückzuhalten, auch wenn er es gewollt hätte. Dadurch entstanden ganz eigene Komplikationen, besonders im Lichte der Kriegsartikel, die körperliche Intimität zwischen Militärangehörigen der gleichen Hierarchie unter Strafe stellte.
    Nachdem nämlich Helen einmal wusste, woher Paulos gutes Aussehen wirklich kam, und sie begonnen hatte, ihre dummen Vorurteile zu überwinden und den Menschen hinter dem hübschen Gesicht kennenzulernen, musste sie feststellen, dass sie ihn … attraktiv fand. Sehr attraktiv sogar, wenn sie ehrlich sein sollte, was umgehen zu können sie sehr hoffte. Dass er sie nach Ragnhilds Tod getröstet hatte, so wusste Helen mittlerweile, war ganz typisch für ihn, auch wenn er Menschen nicht gern zu nahe an sich heranließ. Natürlich hatte er sich mit Ragnhild genauso wie mit Helen angefreundet, wenn auch nicht auf die gleiche Weise. Er hatte sie keine sechs T-Monate gekannt; Helen war vier T-Jahre lang ihre Freundin gewesen. Er war Ragnhild gerade so nahegekommen, dass er merkte, wie sehr ihr Tod Helen traf, und ihn gerade so sehr verletzte, dass auch er den Trost eines anderen Menschen benötigte.
    Dieser gemeinsame Moment, als sie an seiner Schulter weinte und er ihr Haar küsste, hatte ihr Verhältnis verändert. Was sich vorher zu einer Freundschaft entwickelte, die so eng gewesen wäre wie ihre Freundschaft zu Aikawa und Ragnhild, hatte eine andere Richtung genommen. Es war viel intensiver geworden und mehr als nur ein wenig furchteinflößend.
    Schon früher war Helen gewesen, was sie bei sich ›romantisch involviert‹ nannte. Mehrmals sogar. Manchmal hatte es Spaß gemacht; manchmal hatte die schiere Frustration in ihr den Wunsch geweckt, den Idioten umzubringen. Wie die meisten heranwachsenden Manticoraner war sie umfassend in die Grundlagen der menschlichen Sexualität eingewiesen worden, und diese Lektionen waren ihren romantischen Verwicklungen zupass gekommen. Auch das hatte Spaß gemacht. Gelegentlich sogar sehr viel Spaß, gab sie fröhlich zu.
    Keine dieser Beziehungen hatte indessen so begonnen wie das, was zwischen ihr und Paulo heranwuchs. Sie hatte den anderen zum Beispiel nie von Anfang an unsympathisch gefunden. Und die andere Person hatte nie eine Vorgeschichte gehabt wie Paulo. Nie nahezu gottgleiches Aussehen besessen − und dessen Herkunft verabscheut. Paulo hatte ein tiefsitzendes, starkes Misstrauen an sich. Eine Abwehrreaktion gegen die Attraktivität, die ihm in das Erbgut eingebaut worden war, damit man ihn besser vermarkten konnte. Er wollte nicht, dass ihn jemand wegen seines Aussehens mochte, und diese klaffende Wunde in ihm war nur allzu bereit, sofort anzunehmen, dass gleich wer ihn begehrte nur von seiner körperlichen Attraktivität angezogen wurde.
    Hätte Helen entschieden, ihm aggressiv nachzustellen, so hätte sie genauso gut versuchen können, ein altirdisches Stachelschwein zu umarmen: Letzten Endes wäre es ebenso sinnlos gewesen wie schmerzhaft. Darum war es vermutlich ganz gut, dass sie gar nicht so genau sagen konnte, ob sie ihm überhaupt ›nachstellen‹

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