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Davide

Davide

Titel: Davide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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Und jetzt mach kein so finsteres Gesicht, du hast absolut keinen Grund
dazu.“
    „Keinen
Grund? Du hast sieben Jahre lang mit ihr zusammengelebt und das nennst du
keinen Grund?“
    „So
ist es auch, denn wir hatten nie eine solche Beziehung, wie du sie mit ihr hast,
das dürfte dir doch wohl klar sein, oder? Das wird sie dir aber sicherlich auch
bestätigt haben, nehme ich an!“
    Gandolfo
nickte widerstrebend. Wie gut der alte Fuchs sie immer noch kannte!
    „Und
außerdem – ich bin doch nur ihre Vergangenheit. Du wirst doch nicht allen
Ernstes deshalb auf mich eifersüchtig sein wollen!“, er machte eine
vielsagende, wegwerfende Handbewegung. „Hat sie dir noch nicht gesagt, was sie
von Eifersucht hält? Doch? Na also! Du dagegen bist vielleicht ihre Zukunft,
also verhalte dich gefälligst danach!“
    Das
Eintreffen der Vorspeise enthob Davide vorübergehend einer scharfen Bemerkung,
die er schon auf der Zunge gehabt hatte. Er ließ nicht gerne so mit sich reden,
schon gar nicht von jemandem, der seiner Frau einmal so nahe gestanden hatte.
    Hatte
er gerade wirklich ‚seiner Frau’ gedacht?
    Er
fuhr sich ratlos mit einer Hand über die Augen.
    „Was
willst du von mir, Pavone? Rück raus mit der Sprache, ich hab nicht den ganzen
Nachmittag Zeit!“
    Der
Alte lachte und schob sich genüsslich eine Gabel voll Spaghetti in den Mund.
    „Mm,
ist lecker hier“, kommentierte er zufrieden, „du solltest sie mal hierher
mitnehmen. Geht sie übrigens noch immer so ungern aus wie früher?“
    „Ja“,
antwortete er ungeduldig, „was noch?“
    „Wie
hast du sie kennen gelernt?“
    „Was
tut das zur Sache?“
    „Für
dich vielleicht nichts, für mich aber sehr viel. Ich möchte mir ein Bild über
den Wert eurer Beziehung machen, darf ich das?“
    „Nein!“
Die Antwort kam spontan und unwirsch. „Was willst du, verdammt?“
    „Sie
beschützen, wenn ich kann!“
    „Vor
mir?“
    „Vor
sich selbst. Was weißt du von ihr, Davide? Ich meine, was weißt du wirklich von
ihr? – Und ehe du mir jetzt wieder eine schroffe Antwort gibst, denk mal kurz
darüber nach, dass ich nicht dein Feind bin! Wenn du diese Frau behalten willst,
und ich würde dir raten, das zu wollen, dann solltest du mich als deinen
Komplizen betrachten, nicht als irgendetwas anderes! Ich habe gesehen, wie ihr
beide euch anschaut, nur das hat mich dazu bewogen, mit dir dieses Gespräch
führen zu wollen, verstehst du? Ihre Blicke, ihre Miene, ihre ganze Art und
Weise, sich dir gegenüber zu verhalten – ich kenne sie besser als irgendjemand
sonst auf dieser Welt, sogar besser als ihre Eltern, und ich weiß doch was ich
sehe, das spricht Bände! Also sei kein Kindskopf und reiß dich zusammen!“
    Gandolfo
presste die Lippen aufeinander. Pavone hatte recht. Sie konnten sich während
des ganzen Essens gegenseitig angiften und er konnte den Alten mit verbalen Pfeilen
beschießen, oder sie konnten ein konstruktives Gespräch führen, das ihm
vielleicht wirklich dabei half, die komplizierte und vielschichtige
Persönlichkeit an seiner Seite besser zu verstehen. Und damit auch besser mit
ihr umzugehen. Vielleicht sogar, sie auf Dauer zu halten.
    Er
seufzte und lenkte ein.
    „Also
gut. Was willst du wissen?“
    „Wie
habt ihr euch kennen gelernt?“
    Nach
kurzem Zögern erzählte Davide ihm den Ablauf ihres ersten gemeinsamen Abends.
Er war aufrichtig und ließ nichts aus, auch nicht die eigentlich unrühmlichen
Absichten, die er ursprünglich gehabt hatte. So wie er wusste, dass Pavone
nichts mit Frauen am Hut hatte, wusste auch dieser Bescheid über seinen
Verschleiß an ihnen, den er bis kurz vor Emma gehabt hatte. Man kannte sich. Die
Stadt war zwar groß, aber so groß nun auch wieder nicht!
    Als
er an der Stelle ankam, an der sie ihn in seiner Wohnung allein gelassen hatte,
lachte Pavone amüsiert.
    „Ja,
ja, das ist sie, wie sie leibt und lebt! Das hat sie immer schon so gemacht.
Denk dir, manchmal, wenn sie mit einem Typen unterwegs war und ich sicher
annahm, dass sie die Nacht mit ihm verbringen würde, hörte ich sie oft
frühmorgens nach Hause kommen und alleine in ihr Zimmer schleichen. Die ersten
Male fragte ich sie noch, ob etwas schief gegangen sei und sie sich überworfen
hätten, aber sie sagte immer nur, sie hasse es, in fremden Betten zu schlafen
und noch mehr verabscheute sie es, in einer fremden Wohnung aufzuwachen. So hat
sie es formuliert. Und das hat sie immer noch?“
    „Kann
man so sagen. Inzwischen bleibt sie manchmal

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