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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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ihn.
     
    Vor einem kleinen Bungalow in Lichterfelde, einem ruhigen Wohnbezirk im Süden der Stadt, setzte der Taxifahrer ihn ab. Florian
     sah sich um. Hannes mochte zwar großartige Bilder machen, die Gegend, in der er wohnte, war jedoch alles andere als »bigger
     than life«.
    Als er zu der Eingangspforte im Jägerzaun ging, bemerkte Flo, dass die Küche des Hauses zur Straße hin lag. Die Vorhänge vor
     dem Fenster waren zurückgezogen, dahinter war eine junge Frau zu sehen, die am Küchentisch stand und in die Essensvorbereitungen
     vertieft war.
    Florian drückte den Klingelknopf. Das Schellen war bis auf die Straße zu hören. Die Frau in der Küche sah auf und schaute
     durch das Fenster zu ihm nach draußen. Sie sah nett aus, trug ein weißes Hemd und das lange, blonde Haar offen.
    Flo hob halbherzig die Hand. Es schien ihm, als würde sich ein Ausdruck der Sorge auf ihr Gesicht legen, als sie ihn sah.
     Doch dann war sie schon vom Fenster zurückgetreten und aus seinem Blickfeld verschwunden.
    Zeit verging. Flo sah in die Bäume hinauf. Über ihmrauschte der Wind in den kahlen Zweigen. Hatte er sich völlig verrannt?
    Endlich öffnete sich die Haustür des Bungalows, und Hannes erschien. Er sah düster aus. Mitgenommen. Ausgelaugt.
    Statt Florian die Gartenpforte aufzudrücken, kam er zu ihm heraus an den Zaun. »Mann, Flo, was willst du noch?«
    Er war müde. Genervt.
    »Tut mir leid, Hannes, aber   …« Flo atmete aus. Was sollten sie sich vormachen? Sie kannten sich lange genug. »Die Polizei hat mich abgefangen.«
    Hannes schwieg. In seinem Gesicht spiegelte sich Kummer.
    »Sie sagen, dass David mit illegalen Filmen zu tun hat«, fuhr Florian fort.
    Hannes sah zu Boden. Hinter ihm tauchte seine Frau in der Tür des Bungalows auf.
    »Hannes?«
    Hannes blickte sich um. Ein kleines Mädchen in einem grünen Kleidchen drängte sich an das Bein der Mutter und schaute mit
     großen Augen zu seinem Papa.
    »Soll ich noch einen Teller dazudecken?« Ein wenig unsicher lächelte die Frau Flo an. Sie schien zu spüren, dass etwas nicht
     in Ordnung war, dass sie ihrem Mann zur Seite stehen sollte, dass er von der Ankunft dieses Fremden bedrückt war.
    »Nein, ich komme gleich, Christine, fangt schon an«, rief Hannes ihr zu.
    »Hallo.« Das kleine Mädchen winkte in Florians Richtung.
    Die Mutter lächelte. Sie ahmte das helle Stimmchendes Mädchens nach und winkte ebenfalls. »Hallo.« Sie war wieder beruhigt. Oder wollte es zumindest sein. Nichts konnte so
     schlimm sein. Sie nickte Florian zu und kehrte ins Haus zurück. Das Mädchen blieb in der Tür stehen.
    Hannes wandte sich wieder Florian zu. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen.« Sein Blick war hart und ärgerlich.
    »Das geht nicht, Hannes. Was ist mit David? Wir können ihn nicht im Stich lassen.«
    »Der kommt schon klar.«
    Florian sah Hannes in die Augen. Er mochte ihn – trotz allem. Hannes war immer in Ordnung gewesen, anders als Walter.
    »Sind es irgendwelche Horrorstücke? Macht ihm das zu schaffen?«, fragte er.
    »Papa«, war da wieder die Kleine zu hören.
    Hannes drehte sich erneut um. »Geh zu Mami, Maja, ich komme gleich, dann essen wir zusammen.« Er versuchte, freundlich zu
     klingen, aber seiner Stimme war die Anspannung anzumerken.
    »Jaha«, krähte die Kleine und verschwand jetzt ebenfalls im Haus.
    »Was?« Hannes hatte sich wieder Florian zugewandt.
    »Erzähl mir einfach, was du weißt, Hannes, dann lass ich dich in Ruhe«, sagte Flo.
    Ärgerlich zerrte Hannes die Gartenpforte auf. »Du machst mich wahnsinnig!«, fauchte er und marschierte an Florian vorbei zu
     dem Geländewagen, der am Straßenrand parkte.
    Die Schlösser des Wagens sprangen auf.
    Vorsichtig steuerte Hannes den breiten Wagen durch die Straßen der Wohngegend. Auf beiden Seiten waren Autos geparkt, das
     Fahrzeug kam kaum zwischen ihnen hindurch. Florian hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Minutenlang sagte keiner von
     ihnen ein Wort.
    Es war Hannes, der das Schweigen brach. »Fahr nach Hause, Flo, ich weiß nicht, wie oft soll ich dir das noch sagen.« Er warf
     Florian einen kurzen Blick zu. »Ich habe viel mit David gearbeitet. Du kennst ihn. Er lässt sich durch nichts aufhalten. Und
     seine Ideen werden immer schräger. Erst vor ein paar Monaten ist mir klar geworden, dass ich im Grunde genommen gar nicht
     verstanden habe, was er mit seinen Filmen wirklich erreichen will. Was ihn zuletzt faszinierte, hat mich nur noch

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