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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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der Boden, der Tresen, die Bar,
     der ganze Raum und mit ihm das Hotel, als würden die Wände, die Decke, die rechten Winkel und Balken, die der Welt Härte,
     Profil und Verlässlichkeit gaben, in einem plötzlichen Sog miteinander verschmelzen, verschwimmen, verlaufen. Als müsse er
     sich an etwas festhalten in diesem Strudel aus Rutschen, Fließen und Gleiten, griff er, wie nach Halt suchend, nach der Hand
     dieses Mannes, der dort vor ihm auf dem Barhocker saß, der Florian jetzt packte und dessen Stimme seltsam klar zu ihm durchdrang.
     »Na, Flo, wie geht’s denn so?«, hörte er ihn sagen, während er mit zittrigen Beinen kraftlos gegen die Theke sank.
    Er fühlte, wie ihm ein Barhocker untergeschoben wurde, dann hörte er wieder die Stimme des Mannes: »Was ist denn los, du siehst
     ja total fertig aus«, und »Ge ben Sie ihm doch endlich was zu trinken, der Mann braucht einen Schnaps.«
    Schwer lehnte Florian auf der Theke der Bar und starrte dem Mann ins Gesicht, der breitbeinig und bestens gelaunt auf dem
     Barhocker neben ihm saß.
    Es war David.
    Die Wut, die in ihm aufstieg, belebte Flo wieder. »Was soll das, Mann!«, stieß er zornig hervor. »Du läufst hier einfach so
     rum? Ich denk, keiner weiß, wo du bist!«
    David musterte ihn lächelnd.
    »Willst du mich verarschen?«, fauchte Flo, aber David warf dem Barkeeper, der sich besorgt vor ihnen aufgebaut hatte, nur
     einen um Nachsicht bittenden Blick zu.
    »Er ist sicher gleich wieder in Ordnung«, murmelte er und zeigte auf den Schnaps, den der Barmann Florian hingestellt hatte.
     »Auch einen für mich, bitte«, orderte er, dann wandte er sich wieder Flo zu. »Schön dich zu sehen«, sagte er, und seine Stimme
     klang wunderbar freundlich.
    Florian starrte ihn an. Da stand David von seinem Barhocker auf und breitete die Arme aus. Plötzlich musste Flo grinsen. Auch
     er rutschte von seinem Hocker herunter, und sie nahmen sich in die Arme. Der um einen Kopf kleinere David den schlaksigen
     Flo, dem noch immer die Beine ein wenig zitterten.
    »Verdammt, David.« Etwas Besseres fiel Flo nicht ein, als sie wieder auf ihre Hocker geklettert waren. Er sah auf das kleine,
     beschlagene Glas mit der durchsichtigen Flüssigkeit, das vor ihm stand, und wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen
     sollte.
    »Wie geht’s dir, Flo?«, hörte er David neben sich sagen. Und als er den Blick hob, bemerkte er, dass in Davids Augen der Spaß
     an der gelungenen Überraschung blinkte.
    »Weißt du überhaupt, was hier los ist?« Unwillkürlich hatte Florian die Stimme gesenkt.
    David griff nach dem Schnapsglas, das ihm der Barkeeper gerade hinstellte. »Du hast recht. Es ist ein verdammtesChaos!« Wieder blitzte sein Gesicht auf, als müsse er ein Lachen unterdrücken. »Ich hab gehört, du sollst einen Artikel über
     mich schreiben. Was ist, komm ich schlecht darin weg?«
    Jetzt griff auch Flo nach seinem Schnaps. »Woher weißt du, dass ich was schreiben soll?«
    »Vorsichtig wie immer, was, mein Lieber?«
    David klickte sein Glas gegen Flos und kippte den Drink. »Du kannst schreiben, was du willst. Es würde mich nur interessieren,
     wie du’s angehst.«
    Flo trank ebenfalls. Der Schnaps rann warm durch seinen Körper und tat gut. Er warf David einen Blick zu. Das vertraute Gesicht
     des Freundes.
    »Ist das alles, was dich beschäftigt? Was ich über dich schreibe?«
    David zog die Augenbrauen hoch. »Natürlich nicht. Wie läuft’s denn unten in Spanien? Ich hab ja ewig nichts von dir gehört.«
    Florian hatte schon immer gern neben David an einer Theke gesessen. So wurde aus jeder Bar – und mochte sie noch so anonym
     sein – ganz plötzlich ein vertrauter Ort. Als hätte man ein gemeinsames Projekt vor Augen statt nur Fremde und Feinde um sich
     herum. Aber so einfach wollte er David nicht davonkommen lassen.
    »Gerade hat mich ein gewisser Riemschneider angerufen«, konterte er, »und für morgen früh zu sich bestellt. Kennst du den
     Mann?«
    David holte Luft. »Riemschneider? Nein.«
    »Er will mich im LKA sehen, drüben in Tempelhof.«
    David zuckte zusammen. Die Erwähnung der Kripo schien ihm unangenehm zu sein.
    »Was haben sie gegen dich in der Hand, David?«, hakte Flo nach.
    David stellte das geleerte Schnapsglas auf den Tresen.
    »Was ist los, Mann?«, setzte ihm Florian zu. »Warum weiß keiner, wo du bist? Was ist das für ein Gerede von illegalen Filmen?
     Warum verfolgt die Polizei dich?«
    David blinzelte. Jetzt bemerkte

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